Gestern, es muss so gegen 9.22 Uhr gewesen sein, klingelte mein Telefon. Am anderen Ende der Leitung war eine nicht gänzlich unmaßgebliche Person aus dem HSVPLUS-Kreis und da ich den Namen erkennen konnte, meldete ich mich nicht mit meinem Namen, sondern mit einem schallenden Gelächter. Mein Gesprächspartner stimmte ins Gelächter ein und als wir uns beruhigt hatten, meinte er: „Okay, du siehst es also offensichtlich genau wie ich, das hatte ich auch erwartet.“

Bei aller Liebe, Freunde der österreichischen Gebirgsmarine, ich kann über diesen Verein und besonders über seine Führung nur noch lachen und zwar laut und ausgiebig lachen. Das, was diese Herren dort in einem Jahr an sportlichem und kommunikativem Trümmelfeld angerichtet haben, ist selbst in der traurigen Geschichte des Hamburger Sportvereins einmalig und es ist im Grunde zutiefst erschütternd, dass man das so deutlich sagen muss. Denn – eigentlich waren es doch eben diese Herren, die den dahinsiechenden HSV aus dem Jammertal führen wollten. Jetzt aber demonstrieren die Ex-Exzellenzen mit jedem Wort eindrucksvoller, dass sie es nicht nur nicht können, nein, sie haben alles auch noch viel schlimmer gemacht.

Am dem Tag, an dem „Didi“ Beiersdorfer, „unterstützt“ von Selbstdarsteller-Darsteller Karl Gernandt beim HSV aufschlug, gab es, zumindest was die Trainerfrage betrifft, nur eine Ausrichtung:

Man wollte Tuchel und man wollte ihn um jeden Preis. 

Diesem Ziel wurde fortan alles, aber auch wirklich alles untergeordnet, obwohl man bereits damals so unendlich dämlich war, die Spielerverpflichtungen für die Saison 2014/15 auf einen Trainer auszurichten, von dem man bereits am 01.07.20124 wusste, dass seine Halbwertszeit maximal 34 Spieltage überdauern würde.

Nach nur 3 Spielen verloren die Granden die Nerven und feuerten Slomka. Bereits zu dem Zeitpunkt wurde mit Tuchel gesprochen, aber der Ex.Mainzer stand zu seinem Wort und wollte sein freies Jahr durchziehen. Man sprach also mit Bruno Labbadia, der aber wollte mehr als nur den Feuerwehrmann für 31 Spiel geben. Also, was tun? Man holt einen völlig unerfahrenen Mann aus der 4. Liga, weil man dämlicherweise der Auffassung war, dass die Mannschaft stark genug wäre, die Klasse auch ohne echten Trainer halten zu können. Banane.

Spätestens während der Winterpause, als der HSV als Tabellen-14. punktgleich mit dem Relegationsplatz und mit 9!!!! erzielten Treffern dahindümpelte, hätte man, wäre man denn Fußball-Experte, die Reißleine ziehen müssen. Aber – ging ja nicht, weil man ab dem 01.07.2015 ja Tuchel haben wollte und dieser weiterhin auf seiner Auszeit bestand. Also weiter mit Zinnbauer, bis es nicht mehr ging.

Am 26. Spieltag kam dann die Erleuchtung, man hatte scheinbar verstanden, dass es tatsächlich um den Klassenerhalt gehen würde. Immerhin, besser spät als nie. Tuchel aber wollte sich nicht den Namen verbrennen und als „Retter“ einspringen, sondern ab 01.07.2015 unbelastet beginnen, was ihm niemand verdenken kann.

Also: Kein Tuchel, kein Labbadia, denn der wollte ohne Anschlussvertrag auch nicht Kasper spielen. Was fällt unseren Schnerzkeksen von der Sylvesterallee also ein? Der Knäbel-Peter muss er richten, der hat doch einen Trainerschein. Also musste der blutleere Direktor Profifußball einspringen und dieser schoss sich bereits mit seiner ersten Pressekonferenz ins Knie. Man wolle die Arbeit von Joe Zinnbauer weiterführen, ich dachte, ich höre nicht richtig. Und natürlich ließ Knäbel all die Akteure auf dem Rasen, die vorher bereits versagt hatten. Leistungsprinzip, am Arsch.

Zauderschlumpf

Nächster Akt der Posse. Kommunikation-Wunder Beiersdorfer erklärt am Sonntag, dass man einen erneuten Trainerwechsel nicht plant, um dann am Mittwoch Bruno Labbadia zu präsentieren. Was war passiert?

Am Dienstag hatte sich Thomas Tuchel entschieden, dem HSV abzusagen. Grund war u.a. der Interview, welches unser aller Eitelchen Karl Gernandt dem NDR gegeben hatte.

https://www.ndr.de/sport/fussball/HSV-Tuchel-Gernandt-Interview,hsv14356.html

Ob die Entwicklung in Dortmund ebenfalls eine Rolle gespielt hat, ist nicht bekannt, auszuschließen ist es jedenfalls nicht. Mich beschäftigt eigentlich eine andere Frage:

Warum wollte sich ein Mann wie Tuchel diesen Verein eigentlich antun? 

Ich habe im Verlauf des Jahres mit vielen Leuten über Thomas Tuchel gesprochen und es gab nicht eine Stimme, die an ihm und seine Fähigkeiten gezweifelt hätten. Nationaltrainer, Ex-Nationalspieler, aktuelle Bundesliga-Spieler – jeder hält Tuchel für Nationaltrainer-Material, sowohl taktisch wie auch was die Fähigkeiten zur Motivation betrifft. Aber Tuchel wäre beim HSV noch viel mehr gewesen, er wäre eine Art Paradigmen-Wechsel gewesen.

Abkehr vom ständigen Trainerwechsel, Aufbau einer nachhaltigen Strategie was das gesamte Spektrum abdeckt. System-Aufbau, Nachwuchsförderung und ganz besonders auch der Umgang mit den Medien. Hier hätte der HSV mit der Verpflichtung von Thomas Tuchel einen vollkommen neuen, dem HSV bisher unbekannten Weg eingeschlagen und dieser Weg wäre alternativlos gewesen, hätte Tuchel nun € 3 Mio. oder € 5 Mio. gekostet. Jetzt hat man an seiner Stelle einen neuen Ex-Trainer, der das Ende seines Vertrages, der für 15 Monate gilt, unter Garantie nicht erleben wird, es wird also HSV-mäßig weitergestümpert.

Aus und vorbei, die Ex-Exzellenzen haben es versaut, wie sie im Grunde alles versaut haben, seit sie im Amt sind. In den letzten Monaten ist nicht EINE richtige Entscheidung getroffen worden und das Ergebnis kann nur eines sein:

Herr Beiersdorfer, Herr Gernandt, Herr Knäbel, Herr Hilke, Herr Peters, Herr Wolf – gehen sie und zwar sofort!

Ich habe gestern eine der wohl richtungsweisenden PK’s des HSV gesehen und den Anfang dieser PK macht Pressesprecher-Imitator Wolf mit den Worten:

„So, da sind wir wieder“

Man hat den Eindruck, man befindet sich in einer Mischung als Kaspertheater und Kindergarten. Wer sich diese Freak-Show nochmal antun möchte, bitte.

http://www.hsvtotal.de/

Meine Forderung, im Sinne des Hamburger Sportvereins:

Herr Beiersdorfer, gehen Sie. Sie haben nicht nur mit allen Transfers dieser Saison daneben gelegen, Sie haben auch ansonsten nicht eine richtige Entscheidung getroffen. Als Krisen-Manager haben Sie kläglich versagt, Sie sind nicht in der Lage, den Job des Vorstandsvorsitzenden des HSV auszuüben. Ich hätte nie gedacht, dass ich es einmal so deutlich sagen muss, aber gegen Sie ist ein Carl-Edgar Jarchow ein Charismatiker. Bitte gehen Sie, bevor sie noch mehr kaputtmachen.

Herr Gernandt, gehen Sie. Jeder weiß, dass ihre einzige Existenzberechtigung ihre Verbindung zu Herr Kühne ist. Sie haben als Vorsitzender des Aufsichtsgremiums versagt, weil Sie die Aktionen des Vorstandes nicht ausreichend kontrolliert haben. Sie haben aber auch als Mensch versagt, weil Sie sich aufgrund ihrer Eitelkeit nicht unter Kontrolle haben und gegen den Grundsatz, dass sich der AR nicht öffentlich äußern soll, mehrfach verstoßen und den Tuchel-Deal dadurch verhindert haben. Sie haben dem HSV massiv geschadet, wahrscheinlich mehr, als es der „Rat der Ahnungslosen“ jemals getan hat. Es schmerz extrem, das so sagen zu müssen. Dass Sie sich jetzt in Hamburg als „Erfinder und Triebfeder von HSVPLUS feiern lassen, ist Realsatire pur.

Herr Knäbel, gehen Sie. Sie sind eh nur der Assistent des Sportchefs Beiersdorfer und dafür sind Sie viel zu gut bezahlt. Dass Sie weder von Menschenführung noch vom Fußball ausreichend Ahnung haben, haben Sie allein in den letzten 4 Wochen eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Sie sind verbrannt in diesem Verein.

Herr Peters, gehen Sie. Sie sind hier überflüssig.

Herr Hilke, gehen Sie. Sie haben in ihren 3 Jahren nichts gerissen, was den Verein nach vorn gebracht hat. Dafür haben Sie im Hintergrund Nummern abgezogen, die im Falle eines Abstiegs nach und nach ans Licht kommen werden und ich werde meine Beitrag dazu leisten, dass dies passiert.

Jörn, es ist Zeit. Man muss verstehen, wenn es genug ist.

Bruno, ich drücke dir alle Daumen. Du hast an der ganzen Entwicklung keinerlei Schuld. Ich wünsche dir viel Kraft, die wirst sie brauchen.

So traurig es auch sein mag – wenn man sagt, dass die „Ehemaligen“ um die Herren Hunke, Ertel, Jarchow etc. den HSV an den Rand des Abflugs geführt haben, dann muss man jetzt erkennen, dass die Herren Beiersdorfer, Gernandt, Knäbel, Hilke, Peters und Co. das Ganze getoppt und dem Ganzen die Krone aufgesetzt haben. Haben uns vor einem Jahr die Gegner ausgelacht, haben sie heute Mitleid. Das ist unerträglich.

P.S. Ich habe vor einigen Tagen die Rolle der Hamburger Sportpresse am Niedergang des HSV beschrieben und durch das, was Blender „Herr Scholz“ in seinem gestrigen Verarschungs-Blog abgeliefert hat, erfährt die Geschichte eine neue Dimension. „Alles super, endlich ein Trainer, wird schon alles.“

Und wenn es eben „nicht wird“, wird mal wieder nachgetreten. Meine Güte, habt ihr eigentlich überhaupt keine Eier?