Liebe Leser, der HSV ist in diesen Tagen verzweifelt bemüht, irgendwelche positive Nachrichten zu produzieren. Erkennbar ist dies besonders an den gewollt aber nicht gekonnten Facebook-Nachrichten und den teilweise schon albernen Tweets beim Kurznachrichten-Dienst Twitter, bei denen man den Eindruck hat, als säße dort ein Praktikant aus der Tischtennis-Abteilung des e.V. an der Tastatur und möchte die Leser verscheißern. Gestern nun gab es eine Meldung, die auf den ersten Blick Hoffnung macht, auf den zweiten Blick jedoch das Dilemma zeigt, in dem sich die Verantwortlichen zur Zeit befinden und für das sie selbst zuständig sind.

HSV erhält Erstliga-Lizenz ohne Auflagen
 Hamburg – Die Deutschen Fußball Liga (DFL) hat dem HSV die Lizenz für die Bundesligasaison 2015/16 ohne Auflagen und Bedingungen erteilt.

Für die Zweitliga-Lizenz müssen erwartungsgemäß noch Bedingungen erfüllt werden. Der HSV wird diese innerhalb der vorgegebenen Frist bis zum 3. Juni erfüllen.

Erstliga-Lizenz, schön und gut, aber was bringt einem eine Lizenz, wenn es für die 1. Liga sportlich, inhaltlich, strategisch, kaufmännisch und visionär nicht reicht? Aus heutige Sicht ist der Blick auf die Lizenz-Erteilung für die 2. Liga wesentlich entscheidender, zumal die Erteilung für die erste Liga angesichts der Investitionen von Kühne (€ 16 Mio für das Volksparkstadion) und des Agrar-Ministers (€ 4 Mio.) nicht wirklich verwundert.

Die BILD hat in ihrer heutigen Ausgabe einen ausführlichen Artikel zu diesem Thema verfasst,

http://m.bild.de/sport/fussball/dietmar-beiersdorfer/so-plant-der-hsv-die-2-liga-40623410,variante=L,wantedContextId=31074410.bildMobile.html

wobei ich sagen möchte, dass die Zahlen, die der Boulevard hier präsentiert, meinen Informationen nach schlecht recherchiert und somit deutlich zu euphorisch abgebildet wurden.

So spricht die BILD beispielsweise von geplanten Kaderkosten von € 28 Mio. in der zweiten Liga, was wohl bedeuten soll, dass man einen Teil der überbezahlten Spieler, die allesamt im Besitz eines Zweitliga-Vertrages sind, würde halten können. Bedenkt man, dass z.B. der SC Paderborn in der ersten Liga einen Etat hat, der unter diesen € 28 Mio. liegt und bedenkt man außerdem, dass der HSV in dieser Saison seinen Erstliga-Etat eigentlich auf ca. € 35 Mio. reduzieren wollte, erscheint eine Verkleinerung um lediglich € 8 Mio. wenig realistisch.

Desweiteren schreibt die BILD, dass man in der zweiten Liga mit TV-Geldern in Höhe von € 12 Mio. rechnen könnte (anstatt € 25 Mio. in der Bundesliga). Meinen Informationen nach müsste der HSV in Liga 2 allerdings eher mit einem einstelligen Millionenbetrag auskommen.

Die Sponsoren. Jeder Sponsor hat Klauseln in seinem Vertrag, die bestimmte Staffelungen enthalten. In der 2. Liga würden die Erlöse dramatisch einbrechen, neue, dringend benötigte Sponsoren wären nicht zu akquirieren. Das Gleiche gilt für weitere strategische Partner, die sich mit Anteilskäufen an der AG beteiligen würden. Wer kauft Anteile eines Zweitligisten? Trikot-Sponsor Fly Emirates hatte bereits erklärt, dass die Unterstützung im Unterhaus keinen Sinn ergeben würde.

Die BILD kalkuliert für die 2. Liga extrem optimistisch mit einem Zuschauer-Schnitt von 40.000! Das mag gegen Gegner wie St. Pauli, Kaiserlautern, Leipzig und Düsseldorf auch klappen, aber doch wohl nicht gegen Aue, Darmstadt, Sandhausen und den FSV Frankfurt.

Fakt ist: Der HSV steckt in einer Falle und die dafür Verantwortlichen sitzen nach wie vor auf ihren Plätzen. Wird die Klasse gehalten, dürften wohl extrem beschädigte und teilweise bis zur Unkenntlichkeit verbrannte Vorstände und Direktoren weiter stümpern. Wenn nicht, fliegt hier vieles, wenn nicht alles, auseinander.