Mittlerweile hat es die Runde gemacht durch die Stadien der Fußball-Bundesliga.

„Willst du wirklich schlechten, unattraktiven, unmodernen Fußball sehen, musst du nach Hamburg fahren“

Und in der Tat ist es wirklich so. Nirgendwo wird so gestümpert, gestolpert, nirgendwo gibt es so viele technische Fehler und so viel spielerische und taktische Unzulänglichkeiten wie in Hamburg. Jetzt mag es einige geben (und besonders die Journalisten, die ihre eigentliche Aufgabe ignorieren und lediglich auf der Jagd nach Beifall und Klicks sind, tun sich hier hervor), die offen zugeben möchten, dass ihnen das egal sei, der Zweck würde die Mittel heiligen. Gleichzeitig stellen aber dieselben Hohlbirnen die Frage, für welchen Spieler sie eigentlich noch ins Volksparkstadion pilgern würden? Den Widerspruch darin erkennen sie nicht, wie sie so vieles nicht erkennen bzw. einfach nicht erkennen können.

Dabei ist die Frage mehr als berechtigt.

Für welchen Spieler geht ihr heute noch in die Arena?

Geht ihr dahin, um euch das uninspirierte Dauer-Gejogge von Olic oder Holtby anzuschauen? Reißt euch Diekmeiers nächste Leichtathletik-Einlage vom Hocker oder van der Vaarts nächstes grobes Foulspiel? Bezahlt ihr € 40 und mehr, um Lasogga mit den Armen rudern zu sehen? Ich nicht. Ich bin zuletzt ins Stadion gegangen, weil ich sehen wollte, ob Hakan Calhanoglu wieder einen Freistoß aus 23 Metern in den Giebel zaubert oder ich wollte Son’s Alleingänge und Abschlüsse sehen. Die heutige HSV-Mannschaft repräsentiert leider genau das, wofür sie steht und wie sie steht. Langeweile und Stillstand. Beachtet man dabei, dass genau diese Mannschaft im Laufe der Saison für mehr als € 35 Mio. „verstärkt“ wurde, ist das ein Armutszeugnis ohne Gleichen und besonders Herr Beiersdorfer wird sich die Frage gefallen lassen müssen, was er sich dabei gedacht hat.

Aber zurück zum Spiel als solches. Fragt man HSV-Anhänger, wann der Verein das letzte Mal sowas wie attraktiven und erfolgreichen Fußball gespielt hat, kommt man schnell auf die erste Amtszeit von Bruno Labbadia (01.07.2009 – 26.04.2010). Problem ist nur: In dieser Saison hatte der HSV Spieler wie Mathijsen, Boateng, Ze Roberto, Elia, van Nistelrooy, Petric, Pitroipa, Guerrero etc. in seinen Reihen und ein offensives Feuerwerk war zumindest möglich. Heute ist die Mannschaft des HSV zwar wesentlich teurer, aber wesentlich weniger wert als damals.

Ein riesige Problem des HSV und einer der Hauptgründe dafür, dass sich in der Hansestadt keinerlei sportliche Entwicklung erkennen lässt, ist mit Sicherheit die Trainer-Fluktuation. Man muss sich das mal vorstellen: Nach Labbadias Abgang im April 2010 haben sich insgesamt 11 Trainer bzw. Interimstrainer an dieser Mannschaft versuchen dürfen. Moniz, Veh, Oenning, Cardoso, Arnesen, Fink, Cardoso, van Marwijk, Slomka, Zinnbauer, Knäbel, Labbadia. 11 Trainer in 5 Jahren macht im Schnitt zwei Trainer pro Saison. Die Tatsache, dass Verbrennungs-Didi mit zusammen 4 Übungsleitern in einer Saison eine neue „Bestmarke“ aufstellte, muss zwingend Thema in der Saison-Analyse sein.

Also – wenn sich nun alle 6 Monate ein anderer Trainer, mit anderen Co-Trainern, anderen Analysten, mit anderen Taktiken und anderen systematischen Vorstellungen an einer Mannschaft versuchen darf, wie in Gottes Namen soll da irgendwas automatisch ablaufen?

Gerade eben hatte ich ein Bild vor Augen und ich kann nicht behaupten, dass es mich amüsiert hat.

Der HSV sichert die Klasse am letzten Spieltag bzw. nach der Relegation und…

…die Fans starten Autokorso, ab morgen wird die neue Saison geplant, jeden Tag ein neuer Spielername und Stadtführungen mit Didi……..und dann der Pilgergang zu Kühne. „6 mal Deutscher Meister….“ Auf der Ehrentribüne lassen sich Gernandt, Didi und Peters abfeiern. Selbst  die HSV-PLUS-Verweigerer sind wieder da. Rieckhoff hält eine Lobesrede auf Beiersdorfer, Kühne wird per Live-Schalte von Krankenbett zugeschaltet und verkündet, dass er die Spitzenführung auch weiterhin unterstützen wird. Am Tag danach verkündet Didi die Verpflichtung von Marko Marin und Nigel de Jong und im Fan-Shop werden „Je suis Didi“-Pullover angeboten.

Am 10. Spieltag der nächsten Saison ist der HSV dann 15. und Bruno fliegt.