Dankefür nichts

Nun scheint es also doch zu passieren, das, was eigentlich schon im letzten Jahr hätte passieren müssen, der HSV fliegt aus der Kurve. Jedem, der gestern mit Zornesröte im Gesicht wetterte, dass die Bayern mit einem 1:2 in Freiburg Wettbewerbsverzerrung betrieben hätten, sei gesagt: Ja, ich finde auch, dass ein FC Bayern München einen SC Freiburg egal in welcher Besetzung schlagen muss, aber habt ihr gesehen, wie sich die Freiburger trotz des frühen Rückstandes gegen die Niederlage stemmten? Habt ihr gesehen, wie sich Freiburger und Stuttgarter trotz des nächsten Nackenschlags nicht aufgegeben haben und sich nicht in ihr Schicksal ergaben? Habt ihr gesehen, wie Werder Bremen, am 16. Spieltag mit 14 Punkten und 24:38 Toren Tabellenletzter, aussah und wo sie heute sind? Habt ihr gesehen, wie sich der SC Paderborn mit einer hoffnungslos unterlegenen Mannschaft wehrt? Und habt ihr dann gesehen, wie sich der HSV gestern im Spiel, welches im Vorfeld zur „Mutter aller Abstiegsduelle“ abgebaut worden war, vom VfB Stuttgart abschlachten ließ? Habt ihr das gesehen???

Nein, wenn der HSV in der Saison 2014/15 absteigt, dann steigt er völlig zu recht ab, man hat am Ende die Leidenszeit nur im ein Jahr hinausgeschoben. Das, was die Mannschaft unter insgesamt 4 Trainern in einer Saison abgeliefert hat, ist nicht Erstliga-tauglich und wer nicht tauglich ist, muss gehen. Dreht man die Zeit einmal um 12 Monate zurück und erinnert sich, wie es einem als HSV-Fan im Grunde peinlich sein musste, als sich der Verein gegen eine Rumpeltruppe aus Fürth vollkommen unverdient zum Klassenerhalt würgte, so kann einen eigentlich nichts mehr erschüttern. Denkt man. Dabei sollte doch alles besser werden, oder?

Ausgliederung. Neue Fachleute. Teure Direktoren. Dukaten-Didi. Ehrenmann Gernandt. Goldesel Kühne. Strategische Partner. Hoffnungsvolle Talente. Entschuldung. Eine neue Philosophie. Ein neuer HSV. Ertel weg, Hunke weg, Floberg weg, alle weg. Und alles viel besser.

Heute sieht es so aus, dass Karl Gernandt das schaffen wird, was Männer wie Becker, Bandow, Ertel, Meier, Otto und Co. nicht geschafft haben.

Stand heute wird es so sein, dass sich Verbrennungs-Didi als das bezeichnen können wird, als was sich Männer wie Wolf, Lenzen, Barrelet, Möller, Hauenschild, Staelin, Seckendorf, Martens, Schwabe, Mechlen  Schwarz, Compart, Mahlmann (alle vor Einführung der Bundesliga), Barrelet, Dr. Krohn, Benthien, Dr. Klein, Naumann, Becker, Hunke, Wulf, Seeler, Hackmann, Mares, Hoffmann und selbst Jarchow nicht bezeichnen konnten.

Der erste HSV-Präsident/HSV-Vorstandsvorsitzende, der mit dem HSV abgestiegen ist.

Und nein, verdammt nochmal – dieser Abstieg ist nicht das Verdienst von Beiersdorfers Vorgängern, von unhomogen zusammengestellten Kadern oder von der Hand Gottes. Dieser Abstieg ist einzig und allein auf dem Mist der Herren Beiersdorfer, Knäbel, Peters, Gernandt und Hilke gewachsen, denn sie haben es gemeinschaftlich verstanden, die 5.teuerste Mannschaft der Liga mit Transfers von mehr als € 35 Mio. aufzupumpen, den Altersschnitt anzuheben und den Verein an die Wand zu fahren. Dies ist und bleibt eine einmalige Leistung und wenn auch nur einer dieser Herren den Abstieg in seiner aktuellen Funktion überleben sollte, verstehe ich die Welt nicht mehr.

Man müsste sich nur einmal das Szenario in der Arena vorstellen, wenn der HSV vor dem 34. Spieltag der Saison auf Tabellenplatz 17 stehen würde und auf Beiersdorfers Platz würde Bernd Hoffmann sitzen. Man stelle sich vor, was wäre, würde der HSV am letzten Spieltag absteigen und da, wo jetzt Karl Gernandt sitzt (wenn er denn nächsten Samstag dort sitzt), würde Manfred Ertel sitzen. Was hätten die Fans mit einem Oliver Kreuzer gemacht, wäre er in dieser Situation noch Sportchef?

All dies ist bisher nicht passiert und warum ist das nicht passiert? Weil die handelnden Personen bisher massiv von der hiesigen Presse geschützt wurden. Über Didi und Co. liegt eine Art unsichtbarer Schutzschild und im Grunde weiß keiner, warum der eigentlich da ist. Selbst dem Dümmsten müsste doch mittlerweile aufgefallen sein, dass an der „Legende vom Dukaten-Didi“ nichts anderes dran ist, als eben eine medial erfundene Legende. Damit muss endlich Schluss sein. Man muss sich nur mal vorstellen, dass Beiersdorfer seinem Mediendirektor Wolf am Anfang der Saison mitteilte, dass am Ende der Saison für ihn Feierabend sein wird. Dann wird der nächste Buddy (Pletz) geholt und man beobachtet das mediale Armageddon ein ganzen Jahr lang.

Fakt ist: Die Installation von Dietmar Beiersdorfer zum Vorstandsvorsitzenden des HSV war der wohl größte Fehler des Vereins in den letzten 20 Jahren. Nachdem „Didi“ auf seiner ersten Pressekonferenz tränenreich von Heimkehr und einem neuen HSV-Profil parlierte, ist nichts anderes als Scheiße passiert. Eine einzige richtige Entscheidung (die Einsetzung von Labbadia) in 10 Monaten muss zwingend bedeuten, dass der Mann und seine Helfer weg müssen und zwar am nächsten Sonntag.

Was ist eigentlich aus den Ankündigungen zum Thema „neues HSV-Profil“ geworden? Beiersdorfer wollte dem HSV ein neues Gesicht geben, aber ein Jahr später ist das Gesicht des HSV immer noch das gleiche Gesicht, nur älter und hässlicher. Nichts von dem, was man ankündigte, wurde eingehalten, nichts. Und soll mir doch bitte niemand diesen Dreck von 3-5 Jahren erzählen. Diesen 3-5 Jahresplan gibt es nicht, er ist schlichtweg nicht existent. Die Herren leben finanziell wie strategisch von der Hand in den Mund, sonst nichts. Die Mär vom Plan der Zukunft kann man allerdings wunderbar benutzen, wenn man sich über einen längeren Zeitrahmen Ruhe und unkontrolliertes Handeln erkaufen möchte.

Mit all diesen Käse muss endlich Schluss sein!

Ich habe bereits vor einem Jahr gesagt, dass ich an der Spitze des Vereins gern einen Experten mit Vision hätte, am liebsten jemanden, der bisher mit dem HSV nichts zu tun hatte. Rieckhoff aber wollte den „Experten mit Stallgeruch“ und das Drama nahm seinen Lauf. Auch er ist maßgeblich für das Dilemma verantwortlich!

So gesehen muss ab nächsten Sonntag alles anderes werden, selbst dann, wenn überraschenderweise die Klasse doch noch gehalten werden sollte, woran ich nicht glaube. In Zukunft muss  nach Qualität und nicht nach Verbindung, Freundschaft oder „Raute im Herzen“ eingestellt werden. Ich will kein Buddy-Tum mehr, in dem für Leute wie Wehmeyer, Bester, Reinhardt irgendwelche Jobs gefunden werden. Ich will nicht mehr sehen müssen, dass Ex-Spieler wie Drobny, Jarolim, Mahdavika etc. irgendwelche Jobs als Trainer bekommen, um sich beim HSV und auf Kosten des HSV ausbilden zu lassen. Ich will keinen Repräsentanten van der Vaart, weil er mal kicken konnte, sondern ich will einen Repräsentanten, der repräsentieren kann.

Und hoffentlich wachen dann auch die endlich auf, die sich diesen Propaganda-Mist nicht nur haben einreden lassen, sondern die die Lüge auch noch verteidigen. Es ist nicht falsches daran, einen Fehler einzugestehen, auch ich habe mit meiner Einschätzung zu HSVPLUS in die Tonne gegriffen. Aber irgendwann muss man auch mal aufwachen und diese Lächerlichkeiten wie #dranglauben, #immerweiter oder „Alle Mann an Bord“ abhaken.

Eventuell kann der Abstieg in die zweiten Liga für den HSV auch eine Chance sein, dann aber die allerallerletze Chance, nachdem die allerletzte Chance HSVPLUS leichtfertig verspielt wurde. Wenn es jetzt gelingt, mit geringerem Druck eine Führung und mit ihr eine Idee vom „neuen HSV“ zu installieren, kann es diesen dringend benötigten „neuen HSV“ vielleicht irgendwann geben. Dafür müssen aber alle Versager VON Bord und zwar umgehend. Jede Loser-Exzellenz, die sich aus monetären Gründen an ihren Stuhl klammert, wird ab sofort gnadenlose von mir verfolgt. Das verspreche ich.