Didinei

 

Der Absturz des Hamburger Sportvereins hat einen Namen und dieser Name lautet Dietmar Beiersdorfer. Diese Tatsache ist absolut unumstößlich und lässt sich auch nicht durch profane Störfeuer derer, die immer noch alte Aufsichtsräte und Ex-Präsidenten mit ins Tal des Todes holen wollen,  wegdiskutieren.

Beiersdorfer hat in dieser einen Saison wirklich alles falsch gemacht, was man falsch machen konnte und die Frage, die man stellen muss, lautet: „Ist das alles eigentlich wirklich so überraschend? “ 

War Beiersdorfer nicht bereits vor seiner Inthronisierung als großer Zauderer bekannt, der nichts zum Abschluss bringt, den man zum Jagen tragen muss, der bei den ersten Schwierigkeiten davonläuft?

Damit hier keine falschen Schwingungen entstehen, es geht überhaupt nicht darum, den Menschen Dietmar Beiersdorfer zu kritisieren, Didi ist ein extrem netter und freundlicher Mensch, stets höflich und zuvorkommend. Aber es muss erlaubt sein, die feststehenden Fakten seiner Handlungen unter die Lupe zu nehmen und diese sprechen einen eindeutige Sprache.

Das Profil des neuen HSV:

Beiersdorfer kündigte auf der „Tränenkonferenz“ vollmundig an, man wolle dem HSV in Zukunft ein neues Gesicht verpassen. Man wolle Demut predigen, man wolle den HSV griffiger und sympathischer machen. 10 Monate später ist davon nichts, aber auch überhaupt nichts zu erkennen. Der HSV kommt immer noch arrogant und abgehoben rüber, von Demut keine Spur.

Transfers:

Lasogga (€ 8,5 Mio.), Müller (€ 4,5 Mio.), Behrami (€ 3,5 Mio.), Cleber Reis (€ 3 Mio.), Djourou ( € 2,8 Mio.), Ostrzolek (€ 2,75 Mio.), Holtby (€ 6,5 Mio/sind nach der Saison zu zahlen), Stieber (€ 1,3 Mio).

€ 32,85 Mio. vor der Saison und Stand heute muss man sagen, dass nicht ein Transfer wirklich eingeschlagen ist.

Das Meisterstück lieferte der Ex-Dukaten-Didi dann allerdings in der Winterpause ab, als man monatelang von einer Einigung mit dem Leverkusener Drmic redete, bei Wolfsburg nach Bas Dost fragte, um dann am Ende den 35-jährigen Olic als „Wunschspieler“ verkaufen zu wollen. Olic schaffte es in 15 Spielen, in denen er immer gesetzt war!!!, auf mittlerweile ein Tor und eine Vorbereitung. (€ 1,6 Mio.). Außerdem kam aus Basel der chilenische Aufbauspieler Marcelo Diaz (€ 2 Mio.) Diaz machte 5 von 16 Spielen, die restliche Zeit war er verletzt.(Kein Tor kein Assist).

Macht zusammen € 36,45 Mio. und hier sind Anwaltshonorare, Beraterbezüge etc. noch nicht eingerechnet. Am Ende wird man wohl eher auf eine Summe von € 40 – 45 Mio. kommen, aber der HSV hat’s ja und Didi ist ja als Schnäppchenjäger bekannt.

Natürlich kann es immer sein, dass von 8 Transfers einige nicht auf Anhieb funktionieren, aber es kann nicht angehen, dass von 10 Transfer keiner funktioniert.

Trainerposse:

Spätestens im Frühjahr 2015 sollte es jeder erkannt haben, die Saison 2014/15 war von den Exzellenzen des HSV als Übergangsjahr gedacht. Man meinte, den Kader für die genannten Summen gut genug getuned zu haben, als das ein Abstieg kein Thema sein dürfte (selbstformuliertes Klassenziel im Bericht nannte den 10. Tabellenplatz). Nach dieser Übergangssaison hätte man dann aufgrund der zahlreichen auslaufenden Verträge die Möglichkeit, den Kader der Zukunft zu bauen, dann aber auch mit dem Trainer der Zukunft (Thomas Tuchel).

Vor diesem Hintergrund wurde Mirko Slomka nach 3 Spielen entlassen und die Granden waren trotz der damaligen Bilanz von einem Punkt, 0:5 Toren und Tabellenplatz 18 der Auffassung, dass mit dieser Weltklasse-Mannschaft auch ein Viertliga-Trainer den Klassenerhalt bequem würde schaffen können.

23 Spiele, 25 Punkte, 16:37 Tore später auf Tabellenplatz 16 bekam man dann plötzlich die große Panik und machte Knäbel zum Cheftrainer.

Es existiert kein Plan B, es gibt keine Strategie. Der HSV respektive sein Vorstandsvorsitzender reagiert wie ein sedierte Schlafwandler und dafür muss er die Konsequenzen ziehen. 4 Trainer in einer Saison, das ist unbegreiflich.

Dazu passt allerdings die gestern getätigte Aussage von Herrn Beiersdorfer in der Hamburger Morgenpost:

Dabei war der 51-Jährige schon mit einem mulmigen Gefühl in die Saison gegangen. Ihm sei klar gewesen, dass es nach der Rettung in der Relegation erneut ganz eng werden würde: „Spätestens nach dem Spiel gegen Lazio war ich nicht überrascht.“ Gemeint war der schwache Auftritt beim 0:2 im letzten Härtetest der Vorbereitung gegen den italienischen Spitzenklub.

Das muss man sich jetzt wirklich einmal vorstellen. Heute, nach dem 33 Spieltag, der HSV steht auf einem Abstiegsplatz, erklärt der Vorstandsvorsitzende, er hätte alles geahnt. Wie unbegreiflich sind dann seine katastrophalen Entscheidungen während der gesamten Saison, wenn man zugrunde legt, dass er doch die Entwicklung vorher gesehen hat.

Die Vergangenheit

Von den Medien zum „Dukaten-Didi“ aufgebaut, bildete sich in Hamburg über Jahre die Legende, dass bei Beiersdorfer jeder Transfer sitzen würde, er allein macht den HSV mit seiner untrüglichen Spürnase für Schnäppchen reich. Gräbt man nur ein wenig tiefer, findet man neben den Welttransfers wie van der Vaart, Boateng, Kompany, de Jong etc. eben auch Namen wie Schlicke, Reinhardt,Vleb,  Streit, Sen, Lauth, Mpenza, Berisha, Kucukovic, Klingbeil, Laas, Ailton, Ziegler, Fillinger, Sanogo, Sorin, Ljuboja, Zidan, Castelen, Chrisantus, Putilo, Thiago Neves, Alex Silva, Tavarez, Gravgaard etc. Am Ende verließ Beiersdorfer den HSV mit einem Transferminus von € 12 Mio. Von wegen „reich machen“.

Der Abgang am 23.06.2009 war dann ebenfalls wenig rühmlich, Didi wollte einfach „nicht mehr kommen“, nachdem Vorstandsboss Hoffmann eine völlig berechtigte Frage nach der miesen Nachwuchsarbeit des HSV gestellt hatte. Sowas mag „Didi“ nicht, Gegenwind ist ihm zuwider, dann verschwindet er lieber. Aber anstatt einfach seinen Vertrag zu kündigen, ließ Dukaten-Didi „seinen“ HSV mitten in der Saisonvorbereitung sitzen und nahm auch noch eine Abfindung in Höhe von einer Million Euro mit, solche Nerven muss man erstmal haben.

Am Tag nach seinem Abgang gab der Ex-Sportchef dann der BILD ein launiges Interview in seinem Garten, soviel zum Thema Stil.

Fazit: Die gesamte Geschichte rund um „Dukaten-Didi“ ist eine medial clever aufgebaute Legende, die sich leider nicht durch Fakten belegen lässt.

Beiersdorfer ist gescheitert und er ist krachend gescheitert. Mit ihm ist auch Karl Gernandt als AR-Vorsitzender gescheitert, denn dieser AR hat nicht kontrolliert, wie er kontrollieren sollte. Gernandt selbst hat sich als riesengroße Luftblase erwiesen, seine vermeintlich brillanten Kontakte in die Wirtschaft haben dem HSV (außer Kühne) nicht einen weiteren strategischen Partner beschert. Mittlerweile ist die Akquise an ein externes Bankhaus übergegangen, eine Bankrott-Erklärung. Mit ihm ist Joachim Hilke, der „große Unsichtbare“ hat in mittlerweile 4 Jahren nichts auf die Reihe bekommen und einen Platz besetzt, den jemand mit Engagement und Ahnung, dafür mit weniger intriganten Elementen hätte besetzen können. Ebenfalls zu 100% gescheitert ist Peter Knäbel, Direktor Profifußball. Knäbel, mit reichlich Vorschusslorbeer gestartet, entwickelt sich zunehmend zur lame duck, über den Status des Assistenten des Sportchefs kam er nie hinaus. Zudem erwies er sich als Trainerretter als wenig tauglich. Bernhard Peters, gescheitert. Der Mann, der irgendwelche Konzepte malen sollte, tat sich nur dadurch hervor, dass er Trainerneuling Zinnbauer in der Kabine filmte und dem Coach dadurch jeglichen Respekt der Spieler entzog. Außerdem gefällt sich Hockeymann Peters als Trainerflüsterer auf der Tribüne.

Fazit: Der geplante Umbruch ist nicht nur gescheitert, er hat nie stattgefunden. Die Ideen der Initiative HSVPLUS wurden nicht nur nicht umgesetzt, sie wurden mit Füßen getreten. Entschuldung, das Setzen auf Nachwuchs, keine teuren Altstars mehr, schlanke Strukturen?  Die Realität im Mai 2015 sagt: weitere Schulden, keine Partner, Olic, Behrami, Diaz etc. Kein neues HSV-Profil, sondern weitergeführtes Gestümper im neuen Gewand.

Wäre man böse, könnte man das Ganze auch als vollendeten Wahlbetrug bezeichnen und solche Leuten können und dürften diesen HSV nicht mehr führen und nicht mehr repräsentieren. Egal in welcher Liga.

Ach ja, bevor ich es vergesse – einige besonders Schlaue sind ja immer noch der Meinung, der alte Aufsichtsrat und die verhassten Mitglieder dieses Gremiums wären (mit)verantwortlich für das, was gerade passiert. Dazu ein paar Worte.

Der alte 12er-Rat hat viele Fehler begangen, sogar sehr viele. Er hat Arnesen gefeuert und zwar nicht, weil er zu schlecht, sondern weil er ihnen zu teuer war. Sie haben Schmadtke verhindert und Kreuzer geholt. Sie haben Jarchow zum Vorstandsvorsitzenden gemacht und Hilke zum Vorstand Marketing. Sie haben ihre Aufsichtspflichten vernachlässigt und unfähige Möchtegern-Manager schalten und walten lassen.

Aber: Sie haben nicht Beiersdorfer zum VV gemacht. Sie haben auch nicht Knäbel und Peters eingestellt. Sie haben keine 4 Trainer in einer Saison verbrannt. Sie haben keine € 36,45 Mio. für Transferflops ausgegeben, sie haben keine 16 neue Spieler in den Kader integriert.

An der aktuellen Situation sind einzig und allein die aktuell handelnden Personen Schuld und sonst niemand.