Leute, ich mag Sportfilme. Ich mag Filme wie „The blind side“ (die Geschichte von Ghetto-Kind Michael Oher, der es bis in die NFL schafft), Filme wie „42-die wahre Geschichte einer Sportlegende“ (die Story von Jackie Robinson, der erste farbige Spieler in der amerikanischen Baseball-Liga MLB) und ich mag auch Filme wie „Die Indianer von Cleveland“ (Wildthing). Filme dieser Art, so romantisch verklärt sie auch teilweise sein mögen, haben doch ab und zu die Möglichkeit, zumindest einen Teil-Einblick auf das zu gewähren, was hinter den Kulissen abläuft bzw. ablaufen kann.

Vor Kurzem sah ich nun den Film „Draft Day“, die Geschichte des Managers eines NFL-Teams (Cleveland Browns), gespielt von Kevin Costner. Manager Sonny Weaver jr. (Costner) ist neuer Sportchef bei den Browns, welche die Vorsaison als das schlechteste Team der Liga abschlossen. Er kennt sein Team und weiß, welche Spieler er benötigt, um wieder erfolgreich(er) spielen zu können.

Nun ist das Transfersystem in den Vereinigten Staate ein anderes als im Weltfußball, die Spieler werden vorrangig nicht von Verein zu Verein verkauft bzw. die neuen Spieler, die vor einer neuen Saison aus den Colleges und Universitäten zu den Profi-Frenchises kommen, werden gedrafted (ausgewählt). An diesem einen Tag werden in New York in einer großen und öffentlichen Zeremonie in mehreren Runden die Spieler auf die Vereine verteilt, wobei das schlechteste Team der Vorsaison das Recht auf die Wahl des ersten (und damit vermeintlich besten) Nachwuchsspielers besitzt. Dieses Recht kann jedoch durch „Deals“ (Absprachen unter den Klubs) veräußert oder getauscht werden.

Nun hat also Weaver den ersten Pick in der ersten Runde und in der Auswahl 2014 steht mit Bo Callahan ein außergewöhnlich talentierter Quarterback (Spielmacher). Die Position des Quarterback ist die mit Abstand prominenteste im Football, vergleichbar mit einem Spielmacher (10er), aber so angesagt wie ein Mittelstürmer. Diese Spieler sind die Kapitäne ihrer Mannschaft, sind die bestbezahltesten Akteure und die absoluten Stars der Mannschaft. Der Manager könnte also diesen Quarterback holen, aber er weiß, dass er einen sehr guten Spielmacher im Team hat, er braucht einen schnellen Verteidiger und einen wendigen Ballträger. Diese Positionen sind aber in den Augen der Fans, der Medien und der Besitzer (jeder NFL-Verein gehört jemandem) wenig attraktiv, sie wollen den Star.

Worauf ich hinaus will? Der Druck, der von außen (Medien, Fans) und auch von Innen (Sponsoren, Vorstände, Aufsichtsräte, Gönner etc.) auf die handelnden Personen ausgeübt wird, ist immens. Vielleicht weiß ein Sportchef, was die Mannschaft tatsächlich braucht, um erfolgreicher zu werden, aber es kann durchaus schwer bis unmöglich sein, den Nicht-Experten, die einen Namen sehen wollen, dies verständlich zu machen.

Ein gutes Beispiel hierfür ist im europäischen Fußball Real Madrid. Die Madrilenen, auch immer im Besitz irgendeines exzentrischen Milliardärs haben es sich zum Ziel gesetzt, jedes Jahr den offensiven Superstar seiner Zeit verpflichten zu müssen. Fand gerade irgendeine Meisterschaft statt (WM oder EM), so muss der Star dieses Wettbewerbs in der nächsten Saison in Madrid kicken, koste es, was es wolle und sei es sportlich noch so sinnentleert. Der Trainer wird dabei als letztes gefragt, er bekommt nur die Aufgabe, aus diesem Haufen Superstars eine Mannschaft zu bilden. Gelingt ihm das nicht, ist er am Ende der Saison der Erste, der gehen muss.

Der HSV steht meiner Meinung nach vor einem ähnlichen Problem, auch in Hamburg wurden in all den Jahren mehr Namen gefordert (und geholt), als auf Spieler zu setzen, die man tatsächlich braucht. Am Ende kamen dann Transfers wie van der Vaart, Lasogga, Olic oder Holtby dabei raus. Spieler, die zweifelsohne kicken können, die jedoch im Wesentlichen von ihrem Namen (und den damit verbundenen Hoffnungen) leben und den Verein überproportional viel Geld kosten. Aber – einen Lasogga kann man angeblich „gut vermarkten“ (nicht wahr, Herr Hilke?). Ob er jetzt sportlich passt oder eventuell viel zu teuer ist, spielt kaum eine Rolle. Der Mob kreischte nach einem Star und wir haben dem Mob den Star besorgt. Damit hat sich die sportliche Führung erst einmal Ruhe von den Sponsoren, Gremien, Fans und Medien erkauft, dies aber häufig auf Kosten einer sportlichen Entwicklung und zu Lasten der Finanzen.

Kommt man von diesem Trip nicht runter, dass man Spieler aufgrund ihres Namens oder ihrer werblichen Verwertbarkeit und nicht aufgrund ihres sportlichen Werts für die Mannschaft verpflichtet, kauft man sich immer nur Zeit, aber keinen Erfolg.

Ein kurzer Verweis an dieser Stelle an Frank Arnesen, der gestern einen Dreijahres-Vertrag bei PAOK Saloniki unterschrieb. Arnesen wollte perspektivisch arbeiten, er holte jungen Spieler wie Töre, Sala, Rajkovic, Badelj, Rudnevs etc., aber er holte halt nicht die Namen. Hinzu kam, dass Arnesen weder im Vorstand noch im Aufsichtsrat die Rückendeckung erfuhr, die man benötigt, um ein solches Projekt durch zu ziehen. Arnesen wollte Ericksen, nicht van der Vaart. Arnesen hatte eher eine Chance auf de Bruyne, als sie seinerzeit Werder gehabt hätte, aber Arnesen verzichtete auf die Leihe des Belgiers, weil ihm immer nur vorgehalten wurde, dass er sich ja nur auf Chelsea’s Resterampe bedienen könne.

So gesehen haben alle diejenigen, die Arnesen in seinem Plan stoppten, weil er ihnen zu viel Geld verdiente, eine gehörige Portion Mitschuld an der aktuellen Situation des HSV.

Übrigens: Im Film setzt sich der Manager gegen die Widerstände durch und holt die Spieler, die er braucht und nicht die, die ihm eingesungen werden sollten.

Wer Interesse an dem Film hat, kann sich gern per Mail an mich wenden. Ich zeige dann eine Möglichkeit, ihn sehen zu können 😉