Transfers sind eine heikle Angelegenheit. Nirgendwo sonst kann man als Manager/Sportchef im bezahlten Fußball so schnell vom Hero zur Zero werden, nirgendwo sonst ist man auch als Verantwortlicher so sehr von äußeren Einflüssen abhängig. Eine gelungene Transferperiode oder auch nur ein richtiger Kracher-Transfer kann für einen kleinen Verein die Rettung des Etats für die nächsten Jahre sein, es kann aber auch für einen anderen Verein der Absturz für mehrere Jahre bedeuten, wenn die Einkäufer falsch lagen.
Dabei ist der Sportchef eines Vereins von diversen äußeren Einflüssen abhängig und selbst dann, wenn scheinbar alles gepasst und alle Gremien abgenickt haben, weiß man immer noch nicht, aber der für mehrere Millionen Euro transferierte Spieler beim aktuellen Trainer “arbeitet”, beim neuen Trainer aber nicht mehr ins Konzept passt.
Vor einem Millionen-Transfer wird der Spieler gescoutet, teilweise wird sein privates Umfeld durchleuchtet, es werden Freunde und Familienangehörige befragt. Der Spieler wird im Spielbetrieb und während des Trainings beobachtet, natürlich werden auch Videos seiner Einsätze geschaut. Dann wird natürlich mehrfach mit dem Spieler selbst gesprochen, seine persönlichen Ziele erkundet, sein Wille, unbedingt zu diesem einen Verein kommen zu wollen, abgecheckt.
So sollte es sein, denkt man und man denkt dann auch schon fast automatisch an den von Bernd Hoffmann vor Jahren ausgerufenen “Charaktertest”, der aber offensichtlich nie zur Anwendung kam. Tatsache ist, dass das zuvor beschriebene Verfahren nicht wirklich oft zur Anwendung kommt. Viel zu sehr ist man auch als Sportchef von den “Mechanismen des Marktes” abhängig, man ist einem Berater etwas schuldig, man bekommt einen Spieler von einem bestimmten Berater nur dann, wenn man auch einen anderen “abnimmt”, obwohl man diesen vielleicht gar nicht benötigt.
Dann kommen natürlich noch weitere äußere Einflüsse zum Tragen, wie im Vorblog bereits angedeutet. Fans, Räte und Medien wollen einen Star präsentiert bekommen und die berufliche Zukunft des Verantwortlichen steht und fällt damit, ob er der Meute diesen Star präsentieren kann. Plötzlich hat man sich in eine ausweglose Situation manövriert, aus der man selbst nur dann herauskommt, wenn man Geld ausgibt, welches der Verein eigentlich gar nicht hat. Aber – was soll’s? Ist ja nicht das eigene Geld, sondern nur die eigene Karriere.
Mir ist beim Betrachten des aktuellen HSV-Kaders etwas aufgefallen, was vielleicht auch für andere Mannschaften gilt, aber die gucke ich mir nun mal nicht so genau an. Mit fällt auf, dass es in Hamburg reichlich Spieler gibt, die im Grunde nur eine richtig gute Saison in ihrer Karriere hatten und daraufhin vom HSV verpflichtet wurden. Anschließend bekamen diese Spieler in Hamburg einen wundervollen Vertrag, lebten in einer netten Stadt und hatten offensichtlich das Karriere-Ziel erreicht. Im Einzelnen:
Marcell Jansen (29)
Jansen debütierte in der Saison 2004/05 für Borussia Mönchengladbach in der Bundesliga (18 Spiele, ein Tor). Die nächste Saison war dann seine stärkste (32 Spiele, 3 Tore) und am Ende dieser Saison wechselte Jansen zum FC Bayern. (Ablöse: € 14 Mio.) Nur ein Jahr und 17 Bundesligaspiele später kam der Spieler für € 8 Mio. nach Hamburg, wo er bis heute spielt. Eine richtig überzeugende Saison hat Jansen nach dem zweiten Jahr in Gladbach eigentlich nie wieder bestritten, obwohl er insgesamt 46 Länderspiele für Deutschland machte. Im Schnitt machte Jansen 20,5 Spiele pro Saison für den HSV.
Dennis Diekmeier (25)
Diekmeier spielte erstmals in der Saison 2009/10 für den 1. FC Nürnberg in der Bundesliga (30 Spiele) und wechselte unmittelbar danach nach Hamburg (Ablöse: € 2,2 Mio.) Er spielte in den 5 Jahren in Hamburg im Schnitt 21 Spiele pro Saison, obwohl er auf seiner Position eigentlich immer gesetzt war. Auf den endgültigen Durchbruch wartet man beim HSV immer noch, ebenso wartet Diekmeier immer noch auf seinen ersten Bundesliga-Treffer. Eigentlich war Diekmeiers beste Saison seine erste Saison in als Bundesligaspieler in Nürnberg, danach stagnierten die Leistungen.
Ivo Ilicevic (28)
Ilicevic spielte seine erste Bundesliga-Saison in Kaiserslautern 2010/11 (21 Spiele, 5 Tore) und stand danach angeblich bei zahlreichen hochkarätigen Teams auf dem Zettel. Den Zuschlag erhielt in der nächsten Saison (2011/12) der Hamburger Sportverein (Ablöse: € 4 Mio.) für den Ivo in den letzten 4 Jahren insgesamt 53 Spiele (7 Tore) absolvierte, das bedeutet 13 Spiele pro Saison. An die Leistung seiner ersten Saison in Kaiserslautern konnte er nie wieder anknüpfen, was auch diversen Verletzungen geschuldet war.
Petr Jiracek (29)
Jiracek kam ursprünglich von Viktoria Pilsen, wo er drei Jahre lang Stammspieler war. Vor der Saison 2011/12 wechselte er zum VfL Wolfsburg (Ablöse: € 3,5 Mio.), wo er jedoch in einer Saison lediglich 13 Spiele (2 Tore) absolvierte. Nach einer mehr als überzeugenden EM 2012 welchselte Jiracek 2012/13 für € 4 Mio. zum HSV, Stammspieler wurde er nie. Betrachtet man besonders die Leistungen während der EM 2012 ein echtes Rätsel, aber möglicherweise war damit sein Pulver verschossen.
Pierre-Michel Lasogga (23)
Lasogga entwickelte sich gleich in seiner ersten Bundesliga-Saison (2011/12) bei Hertha BSC Berlin zum Shootingstar (32 Spiel, 8 Tore). In der darauffolgenden Saison (2. Liga) fiel er wegen eines Kreuzbandrisses ein ganzes Jahr aus und wurde später (2013/14) für vorerst ein Jahr nach Hamburg verliehen. Hier erzielte er in 20 Spielen 13 Treffer und war damit bester Torschütze. Bei der näheren Betrachtung muss man allerdings erwähnen, dass Lasogga 5 seiner 13 Tore in zwei Spielen erzielte (3 gegen Nürnberg, 2 gegen Freiburg), was die Quote von 8 Toren in 18 Spielen relativiert. Nach dieser Saison verpflichtete ihn der HSV für € 8,5 Mio. fest, bisher fällt eigentlich nur seine Verletzungsanfälligkeit auf.
Matthias Ostrzolek (24)
Bundesliga-Debüt 2011/12 für den FC Augsburg (12 Spiele), in der folgenden Saison immerhin schon 25 Spiele. Seine bisher beste Saison spielte Ostrzolek 2013/14 für den FC Augsburg, in der er in insgesamt 33 Spielen 8 Torvorlagen beisteuerte. Im Anschluss an diese Saison wechselte der Verteidiger für € 2,75 Mio. zum HSV, für den er 25 Bundesligaspiele (eine Vorlage) absolvierte. Bisher blieb Ostrzolek nahezu alles schuldig, was man sich besonders in der Vorwärtsbewegung von ihm versprochen hatte.
Lewis Holtby (24)
Mittelfeldspieler Holtby kann für einen 24-Jährigen auf eine aufregende Karriere zurückblicken. Holtby, der sein Bundesliga-Debüt 2009/10 für Schalke (9 Spiele) feierte, spielte in seiner jetzt 7-Jährigen Profi-Karriere für insgesamt 7 Vereine (Aachen, Schalke, Bochum, Mainz, Tottenham, Fulham, HSV), seine bisher beste Saison hatte er 2010/11 bei Mainz 05, als er in einer Mannschaft mit Andre Schürrle und Adam Szalai die “Bruchweg Boys” erfand und in 30 Spielen 4 Tore und 10 Vorlagen beisteuern konnte. Anschließend ging es für Holtby stetig bergab (Schalke, Tottenham, Fulham-Leihe, HSV), allerdings wird für ihn noch eine Ablösesumme in Höhe von € 6,5 Mio. fällig.
Was will ich damit sagen? Zuerst einmal, dass es nicht einfach ist. Man kann einen jungen Top-Spieler holen, der im neuen Verein, unter einem bestimmten Trainer, in einer anderen Stadt nicht funktioniert. Man kann einen bisher Unbekannten holen, der plötzlich durchstartet, man weiß es vorher einfach nicht. Auffällig ist für mich nur, dass einige Spieler, die Beiersdorfer holte (auch Jansen kam unter Beiersdorfer nach Hamburg) eigentlich immer nur ein gutes Jahr hatten, bevor sie nach Hamburg wechselten. Im Anschluss blieben sie dann in Hamburg nahezu alles schuldig, was natürlich auch mit den beschriebenen Umständen (Vereins-Chaos, ständiger Trainerwechsel, kein oder unfähiger Sportchef etc.) zusammenhängen kann.
Dennoch kann ich eines nicht verstehen. Wenn ich beobachte, dass ein Spieler in 7 Jahren bei 7 Vereinen (Holtby) oder in 10 Jahren bei 7 Vereinen (Behrami) gespielt hat, dann frage ich mich, was es damit auf sich hat. Es kann ja nicht immer an den jeweiligen Vereinen gelegen haben, dass sich der Spieler nicht durchsetzen konnte. Meine Vermutung (besonders bei Holtby und Behrami, aber aber in Ansätzen auch bei Nicolai Müller) ist vielmehr, dass diese Spieler aufgrund ihres Namens gekauft wurden, um den Fans und Medien etwas Besonderes präsentieren zu können. Teures Vergnügen.
Sehr traurige, aber wahre Schilderung der Transferflops des HSV. Fairerweise muss man dazu sagen, dass der Ansatz, Spieler zu erwerben, die erst eine gute Saison gespielt hatten nicht nur Flops ergab. Van der Vaart, Boateng, Kompany, de Jong waren auch keine wirklich arrivierten Profis als sie zum HSV geholt wurden. Auf der anderen Seite der Bilanz stehen die Verpflichtung “gestandener” Profis, wie z.B. Westermann, der beim HSV das leistet, was man von ihm erwarten konnte, nicht mehr und nicht weniger.
Richtig ist aber, dass die Transferaktivitäten vieler BL Klubs (nicht aller!) eben vielschichtig sind. Die von Dir genannte Praxis, dass Berater Spieler im Paket an den Verein bringen ist nur eine Seite. Es gibt auch andere. Oftmals geht das Handeln der Sportchefs, Trainer und Vorstände bis an den Rand der Untreue und möglicherweise auch darüber hinaus.
Fakt ist auch, dass die Transferfenster im Sommer und Winter längst Teil des Entertainment-Geschaefts Fussball geworden sind, ähnlich des von Dir in einem früheren Blog genannten NFL Drafts. Es dient gerade für die sogenannten “grossen” Vereine auch dazu, während der Offseason weiter Interesse, Zeitungsberichte, Fernsehminuten und Klicks zu generieren. Dass sich Seiten wie transfermarkt.de zu dem entwickeln konnten, was sie sind, spricht Bände.
In Hamburg handelt man scheinbar kurzentschlossen und mit wenig Sachverstand. Es gilt das Motto “Der scheint gut zu sein, den holen wir.”
Wenn der jeweilige Spieler dann auch noch das Prädikat “Königstransfer” verpaßt bekommt, darf der abgebende Verein jede Summe aufrufen die er will, der HSV zahlt es.
Ich würde das mit dem Kauf eine Autos vergleichen, bei dem sich irgendjemand in der Familie in den Kopf gesetzt hat, dass es genau DER sein muss und kein anderer. Dann ist jeder rationale Einwand gegen das Objekt der Begierde sinnlos.
Der Nachteil der Hamburger “Transferstrategie” ist, dass die Nachwuchsspieler auf Dauer einen dicken Hals bekommen, weil ihnen permanent irgendwelche Neueinkäufe vor die Nase gesetzt werden. Von der Signalwirkung bis hinunter zu den Jugendmannschaften im Umkreis mal ganz abgesehen.
Da kann Herr Peters Konzepte malen bis ihm die Stifte ausgehen, wenn sich die besten Nachwuchspieler lieber einen Verein suchen in dem sie eine reelle Chance haben ganz nach oben durchzustarten.
Und wenn man dann noch bedenkt, dass unser Didi die Entwicklung des Spielers Behrami schon über Jahre verfolgte (so zumindest medial bei seiner Verpflichtung berichtet), frage ich mich doch allen ernstes, welche Qualitäten unser Vorstandsvorsitzender da dann so erkannt haben will…
Hätte der HSV ein Konzept, wäre ein Marcell Jansen nie beim HSV gelandet. Mir scheint seine Verpflichtung damals war ein Panikkauf unter dem Motto “wenn wir ihn nicht nehmen dann holt ihn sich ein direkter Konkurrent”. Marcell Jansen war ja auch ein Thema bei Gladbach – die haben aufgrund seiner Verletzungsanfälligkeit und der Kosten (Ablöse, Gehalt) dankend abgelehnt. Wusste Beiersdorfer davon nichts ?
Jiracek – auch so ein Königstransfer. Was haben die Hamburger um Koo gebetelt – Magath hat sich halb totgelacht bei der Absage. Stattdessen hat er dem HSV Jiracek unterjubeln können. Warum ? Mit van der Vaart war die Position doch gut besetzt.
Beim Thema Lasogga hat man deutlich gesehen, wie doof ein Vereinsmanagement sein kann. Zu entschuldigen sei der Umstand der Ausgliederung während seiner Verpflichtung. Aber das Märchen mit den englischen Topclubs hat ihm doch seine Mutti vorm Einschlafen vorgelesen. Und der HSV hat mit auf der Bettkante gesessen.
Ich weiss was ich in 10 Jahren machen werde: Ich werde meinen dann 18-jährigen Sohn beim HSV anbieten als Königstransfer, hinter dem halb Europa her ist. Mehr und leichter werde ich nicht so viel Geld verdienen können.
Solange der HSV kein Konzept hat sondern immer nur welche kaufen möchte und alle sich die Taschen voll stecken, wird das nix mehr.
Rätselhaft dass sich die Politik so zurückhält – gerade im Bezug auf die mögliche Olympiade 2024. Der HSV gehört doch zum HHer Inventar, zieht Tausende von Touristen jedes Jahr an. Aber bei einer Stadt die Jahre für die nötige Elbvertiefung braucht, erst eine Strassenbahn abreisst um sie dann möglicherweise wieder einzuführen und die fast ein halbe Milliarde in ein Theater steckt wundert mich nicht mehr.
Solange das Abendblatt die Augen vor der drohenden Katastrophe verschließt und die MOPO jeden, der 3 mal auf dem Platz stand, weiterhin einen „HSV-Star“ nennt oder Diekmeier so wie heute als „King Dennis“ bezeichnet, wird es weiterhin eine völlig verzerrte Selbstwahrnehmung beim HSV geben. Selbstreflektion, Demut und Bescheidenheit sind diesem Verein völlig fremd. Das fängt beim eitlen Aufsichtsrat an, geht über den mittlerweile phlegmatisch-ohnmächtigen Beiersdorfer und den mit jedem Satz hochgradig peinlichen Knäbel bis runter zu den Spielern, die – wie Herr Adler – keine Endspiele haben und neuerdings jeden schlagen können. Hilke macht seit Jahren gar nichts, Peters mutiert zu einem Phantom wie Congerton und bei Facebook postet der Club in aller Seelenruhe nach wie vor 3 fröhlich formulierte Beiträge pro Tag, die man am liebsten als SPAM melden möchte. Wenn man sich dann noch vor Augen führt, wie viel Geld all’ diese Herren sich Monat für Monat für ihre Null-Performances überweisen, fragt man sich wirklich, warum wir uns alle gerade so über Herrn Blatter echauffieren.
Mich verfolgt seit einiger Zeit eine Frage. Zum Vergleich ein Beispiel aus meinem beruflichen Umfeld: mal angenommen, ich bin ein junger, hochmotivierter sehr talentierter Rohdiamant, der mit etwas Förderung und Forderung das Zeug hat, ganz groß raus zu kommen. Von einem Headhunter werde ich angesprochen und man macht mir ein sehr gutes, hochdotiertes Angebot bei einem Großunternehmen. Ich schlage zu, schließlich ist es DIE Chance für mich. Die ersten Tage beginnen, ich bin hochmotiviert. Die ersten Projekte stehen an. Da ich mich weiter entwickeln möchte, komme ich eher zur Arbeit und möchte länger bleiben. Doch da kommen die neuen Kollegen zur Tür rein und sagen:”Pass mal auf Freundchen: so läuft das hier nicht. Wir gehen jetzt ‘n Bierchen trinken und Du kommst mit!! Hier macht keiner Überstunden, verstehst Du!!!???!” Mal angenommen mein neuer Arbeitgeber ist zwar groß und hat einen tollen Namen-so super ist das dann dort aber doch nicht, da mein Chef selber ein Vollpfosten ist, der nur aufgrund einer “Seilschaft” zu dem Job kam und der sich für mich nicht interessiert…
Nun die Frage: wie entwickele ich mich weiter, wenn keiner unser Verhalten sanktioniert und die Kohle trotzdem stimmt? Und: Kann so etwas in einem Fußballclub wie dem HSV auch möglich sein?
Das folgende sind keine Insiderinfos sondern lediglich Ableitungen aus der Außendarstellung und öffentlich zugänglichen Daten:
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Im Grunde muss überall einmal ausgemistet werden und die Positionen müssen ein schärferes Profil erhalten. Fangen wir doch einfach mal bei der Außendarstellung des Vereins an.
Der Mediendirektor.
Statt selber Dinge vorzugeben, lässt man sich von der Presse alle möglichen Dinge “vorschreiben”. Nehmen wir mal die Möglichkeiten, die Social Media bietet. Man kann es so nutzen, wie der HSV es aktuell nutzt. Ich poste einfach sinnentleert auf Facebook oder Twitter irgendwas und dann kann man meinen, das reicht. Man kann aber natürlich auch versuchen, da eine Struktur aufzubauen und die möglichen Medienkanäle sinnvoll für alles zu nutzen.
Wenn das liefe, gäbe es auch im nächsten Punkt mehr Möglichkeiten – Marketing / Sponsorenacquise
Selbstverständlich ist es nicht einfach, wenn man eine katastrophale Außendarstellung hat, neue Sponsoren zu finden oder den alten mehr Geld aus den Rippen zu schneiden. Aktuell werden, wenn man sich Sponsorenverträge anderer Bundesligavereine ansieht, aus der Not geboren, Verträge zu schmeichelhaften Konditionen verlängert. Hier von Entwicklung zu sprechen ist schon fast blanker Hohn. Solche Verträge als win-win-Situationen zu verkaufen lässt mir regelmäßig ein Ei aus der Hose fallen…
Jugendarbeit – schon damals unter Beiersdorfer eher graue Maus muss sich hier erst zeigen, was man zu leisten imstande ist. Ich bin auch zu weit weg, um Eindrücke zu sammeln, ob eine einheitliche Spiel- und Trainingsphilosophie Einzug gehalten haben, gleiches gilt für regelmäßigen Austausch aller Jugendtrainer im Leistungsbereich. Damit meine ich nicht alle 3 Monate auf ein Bier in die Kneipe um die Ecke zu gehen sondern oft und ständig einen Austausch zu betreiben. Konzepte sind ja schön und gut, diese aber nachhaltig umsetzen, so dass auch alle Verantwortlichen Teil des Teams sind und dies mittragen, das ist noch einmal etwas ganz anderes.
Der Sportdirektor – noch nie war der Ausdruck “lame duck” so bezeichnend. Über allem und jedem Transfer oder einer sportlichen Entscheidung schwebt der Name Beiersdorfer. Das erweckt den Eindruck, dass ein Eunuch im Harem mehr Möglichkeiten hat…
Last but not least – der Vorstandsvorsitzende
Mit vollmundigen Versprechungen ging es los, am Ende steht man sogar noch schlimmer dar als vor einem Jahr. So ziemlich alles, was angepackt wurde, ging nach hinten los. Natürlich ist es im Nachhinein einfach zu sagen, war nicht gut, allerdings muss man auch festhalten, wenn so ziemlich alles falsch läuft, dann hat man einen schlechten Job gemacht. Stünde man im gesicherten Mittelfeld oder sogar noch besser, dann könnte man ja diskutieren. Bei Investitionen von > 30 Millionen Euro MUSS einfach mehr als ein möglicher Abstieg bei herauskommen. In der Wirtschaft wäre der Zeitpunkt schon längst da, dass man den Hut nehmen müsste.
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Wir sind aber beim HSV, daher können genau 2 Dinge passieren:
1. Wir steigen ab, die selben Herren versuchen sich in Liga 2 und haben nichts dazugelernt
2. Wir halten die Klasse, die selben Herren lassen sich wie der Sonnenkönig feiern und haben auch nichts dazugelernt.
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Quo vadis HSV?
Abgesehen von Dietmar Beiersdorfer, über den beim HSV seit Jahren in derselben Weise gestritten wird, wie über jeden anderen Sportdirektor der Bundesliga, mit Ausnahme von Uli Hoeneß, möchte ich einmal etwas Grundlegendes feststellen, dass bei allen Diskussionen über die jeweils handelnden Personen beim HSV vollkommen vergessen wird:
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SEIT DEN TAGEN ERNST HAPPELS HAT KEINE EINZIGE PERSON IN VERANTWORTLICHER POSITION BEIM HSV AUCH NUR DEN HAUCH EINER AHNUNG VON SPIELERENTWICKLUNG UND DER ENTWICKLUNG EINER MANNSCHAFT !!!
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Das mag man überheblich finden, das mag man großkotzig finden und doch beschreibt es den stetigen Niedergang des wirtschaftlich gepamperten Traditionsvereins aus Hamburg zutreffend.
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Beiersdorfer war und ist der Einäugige unter den Blinden, was an den Platzierungen die der Club erreichte, als er als Sportchef tätig war, abgelesen werden kann. Doch auch unter dem Sportchef Beiersdorfer gab es keine kontinuierliche sportliche Entwicklung, so dass der Club von einer Krise in die nächste stolperte.
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Um diesen gordischen Knoten endlich durchschlagen zu können setzte Beiersdorfer alles auf die Verpflichtung Thomas Tuchels, der nach Happel der erste Sehende auf der weit vom Profifußball entfernten Planetenoberfläche des HSV hätte werden können.
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Dass Tuchel im Raumanzug und schwerem Atemgerät zunächst einmal das erste Jahr hätte überstehen müssen und vielleicht dennoch gescheitert wäre am Wahnsinn und Unvermögen des Clubs und seines Umfeldes wäre gut möglich gewesen.
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Gegenwärtig befindet sich mit Bernhard Peters der Experte schlechthin für Kurzpassspiel und mannschaftlich geschlossene Taktiken und Strategien beim HSV. Es gibt in der aktuellen Fußballwelt weltweit vielleicht eine gute Hand voll Experten, wovon die meisten beim FC Barcelona und dem FC Bayern tätig sind, die sich auf Augenhöhe mit Peters befinden.
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Peters Wissen zur Implementierung effektiven Kurzpassspiels, das beispielsweise gegen die zwei Viererketten des KSC zur Anwendung hätte kommen müssen, ist pures Gold wert. Dieses Wissen nicht zum Einsatz zu bringen und stattdessen filmend und arrogant durch die Gegend zu laufen ist ein “Verbrechen”, wenn man den Abstieg als Straftatbestand bewerten möchte, angesichts eines Kapitaleinsatzes, der aufgrund des Ergebnisses jeden Staatsanwalt hellhörig werden lassen müsste.
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Weder der Mannschaft noch Beiersdorfer mache ich in dieser Situation besondere Vorwürfe, da ich der Ansicht bin, dass die Spieler durchaus den Willen haben zu gewinnen und den Club in ein besseres Fahrwasser zu bringen doch leider reicht ihr fußballerisches und vor allem taktisches Vermögen nicht aus mit den Entwicklungen der Bundesliga mitzuhalten.
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Niemand hat den Jungs auf dem Platz gezeigt wie sie sich zu wehren haben, so dass sie vergleichbar sind mit den vielen vielen Schwergewichtsboxern, die nur aufgrund ihrer Physis in den Ring gestellt wurden ohne das Boxen grundlegend gelernt zu haben.
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Seit Jahrzehnten geht der Trend zu immer homogeneren taktischen Systemen bei gleichzeitiger Erhöhung sämtlicher Geschwindigkeiten innerhalb eines Spiels. Um damit zurecht zu kommen reicht es nicht aus ein gefeiertes Talent zu sein und 3 Millionen € jährlich überwiesen zu bekommen.
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Es sind vollkommen neuartige Trainingskonzepte notwendig, es werden Trainer benötigt die weit über den Horizont des fußballerischen Wissens blicken können – was ich für Bruno Labbadia leider ausschließe, obwohl er die Mannschaft in die Relegation gerettet hat.
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Peters muß die Kamera zur Seite legen, irgendwie den Stock aus dem Arsch bekommen und Klartext reden. Peters muß die technologische Revolution, die der HSV benötigt um im Profifußball überleben zu können, anführen und dafür benötigt er die Rückendeckung Beiersdorfers, womit wir beim Kernproblem sind.
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Weder Seeler, Bereisdorfer noch Knäbel haben verstanden wie sich der Fußball in den letzten Jahrzehnten weiterentwickelt hat und wie weit die Bundesliga hinter der Primera Division hinterherhinkt, selbst wenn man Teams wie den FC Barcelona und Real Madrid ausblendet.
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Die Männer der Stunde heißen für mich Klaus-Michael und Bernhard ohne die beim HSV in den nächsten Jahren nichts mehr geht, wenn einer von beiden das Handtuch schmeißt.
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Welcher Spieler/Vorstand geht und welcher Spieler/Vorstand kommt ist vollkommen unwichtig solange nicht verstanden wird in welche Richtung die sportliche Entwicklung zu gehen hat und mit welchen Methoden man dies erreichen kann. Bernhard besitzt das Wissen und Klaus-Michal die Kohle und dennoch scheint keiner von beiden zu ahnen wie er sein Potenzial innerhalb des HSV zur Entfaltung kommen lassen kann..
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http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/7/7c/Ernst_Happel_1965.jpg
Bei aller Liebe zu deinem wortgewaltigen Aufsätzen, aber du schreibst von mal zu mal mehr Blödsinn.
Das sehe ich verständlicherweise anders. Du magst Beiersdorfer für die Krise verantwortlich machen wollen und ich schaue mir den Verlauf der letzten 30 Jahre an und darin ist Beiersdorfer nur eine Episode von vielen. Wir werden sicherlich noch die Gelegenheit bekommen das eine oder andere Detail auszuleuchten.
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Zu Bernhard Peters soviel:
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Von 1985 bis 2006 war Peters Trainer beim Deutschen Hockey-Bund. Anfangs war er für verschiedene Juniorenteams zuständig mit denen er zwischen 1988 und 2000 mehrere Welt- und Europameisterschaften gewann. …
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Bernhard Peters führte das Herrenteam bei der Weltmeisterschaft 2002 und 2006 erfolgreich zum Titel. 2003 wurde die Nationalmannschaft unter Peters zudem Weltmeister im Hallenhockey.
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Quelle: Wikipedia
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Hockey ist ebenso wie Fußball eine Mannschaftssportart. Im modernen Feldhockey geht es ebenso wie im Fußball um schnelles Kurzpassspiel und schnelles Umschaltspiel. Hockey ist ebenso wie Fußball ein Sport der enorme Koordinationsfähigkeiten benötigt.
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Peters ist einer der erfolgreichsten Hockeytrainer aller Zeiten. Wenn jemand beim HSV weiß wie ein Team zu formen ist und wie Kurzpassspiel erlernt werden kann dann ist es Bernhard Peters. Geh einfach mal davon aus, dass das Hindernis nicht Bernhard Peters heißt, wenn es um den Transfer von Wissen aus dem Hockey in den Fußballbereich geht.
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Sowohl im Eishockey, als auch im Feldhockey, wurden bereits schon vor Jahrzehnten Spielsysteme entwickelt und praktiziert von denen einige Fußballclubs erst in letzter Zeit gehört haben…
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Der DFB und zwar insbesondere Jürgen Klinsmann war wesentlich aufgeweckter als der HSV, der mit dem Experten schlechthin zu diesem Thema bis heute nichts anfangen kann.
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Zwei kurz hintereinander gestaffelte Viererketten sind durch schnelles direktes Kurzpassspiel auszuhebeln, vorausgesetzt ein Spieler hat das im Training erlernt.
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Mach doch mal ein Interview mit einem Hamburger Hockeytrainer aus einem Bundesligaclub und befrag ihn zu Bernhard Peters, Spielsystemen und Kurzpassspiel und koppel das mit einem Besuch