Lachs

wenn man liest, was die Exzellenzen gerade in den Tagen direkt vor der Jahreshauptversammlung, bei der ihnen im Normalfall einige unangenehme Fragen gestellt werden sollten, bzgl. der aktuellen Vereins-Situation, der abgelaufenen Saison etc. absondern. Allerdings muss ist zuerst einmal ein „großes Kompliment“ aussprechen, scheinbar haben die Herren doch etwas gelernt. Endlich einmal kommuniziert man über hauseigene Kanäle, eine Möglichkeit und dringende Notwendigkeit, die ich bereits seit Jahren gefordert habe. Dass man dann am Ende nur PR-Interviews ohne auch nur eine kritische Nachfrage erhält, ist verständlich, aber warum sollte sich HSV.de auch vom Hamburger Abendblatt unterscheiden?

So gesehen ist es wenig verwunderlich, dass der Erkenntnisgewinn, den man aus den gemachten Aussagen ziehen kann, gen Null tendiert. Eine Worthülse jagt die nächste, man hat den Eindruck, als hätten die Herren Vorstände stundenlang über die politisch korrekte Beantwortung der windelweichen PR-Fragen gegrübelt. Aber nun gut.

Ich habe mir beide „Interviews“ auf HSV.de bzw. HSVlive angetan und einige Dinge gefunden, die mich gewundert und teilweise massiv geärgert haben.

Beiersdorfer

Über seine persönliche Gefühlslage im Abstiegkampf:

„……Ich habe im persönlichen Kontakt nicht eine einzige Situation erlebt, bei der mir jemand negativ oder sogar abfällig gegenüber begegnet ist……“

Naja, vielleicht müsste man dafür auch mal mit anderen Menschen reden. Ich habe solche Äußerungen tagtäglich wahrgenommen und zwar hundertfach. Wenn man sich aber immer nur im eigenen Dunstkreis bewegt, begegnet man halt auch vorwiegend Speichelleckern.

Über die Entwicklung des HSV:

„Wir haben sehr vieles angepackt, auf den Weg gebracht, verändert und geplant – in allen Bereichen…..“

Na super. Schade nur, dass man selbst nach einem Jahr absolut nichts davon erkennen kann. Aber so macht man das eben, wenn man keinen wirklichen Plan hat. Man behauptet, dass man Trilliarden von Dingen angeschoben, geplant, im Stillen verändert, reguliert und umstrukturiert hat, aber es braucht halt Geduuuuld, bis der verblödete Anhänger diese Sensationen erkennen kann.

Über Joe Zinnbauer:

„Wir haben uns seinerzeit ganz bewusst für einen Mann aus unseren Reihen entschieden…..“

Das ist schlichtweg falsch. „Du bist jetzt Trainer, du bist jetzt Co-Trainer und du bist jetzt Torwart-Trainer“.Yepp, Düdü, dass war ganz bewusst und von langer Hand geplant.

Über die wichtigsten Ziele für die nahe Zukunft:

„Vieles steht im Zeichen der kommenden Saison. Wir müssen unsere sportlichen und mentalitätsrelevanten Ableitungen im Kader und im direkten Umfeld der Mannschaft treffen…..“

Wer ist gestorben? „Mentalitätsrelevante Ableitungen? Geht’s denn noch etwas weltfremder und verklausulierter?

Aber auch Finanz-Wizzard Wettstein wollte seinem Vorsitzenden in nichts nachstehen und hat sich via Mitglieder-Zeitschrift HSVlive geäußert.

Wettstein.

Auf die Frage, wie es denn nun um die Finanzen des HSV im Abstiegsfall bestellt gewesen wäre, antwortet der „Finanz-Experte“, der bereits die Vereine München 1860 und Alemannia Aachen erfolgreich saniert hat:

„Viele Außenstehende sind bemüht, sich über den HSV zu profilieren. Das geht halt einfacher, wenn man die Situation schlecht redet, und den Handelnden Fehler und Unvermögen vorwirft. Damit tut man dem HSV keinen Gefallen, dessen muss man sich bewusst sein…..“

Eine absolute Unverschämtheit, diese Aussage. Zuerst einmal sollte man Finanz-Frank einmal darauf hinweisen, dass man auf eine gestellte Frage antwortet und zum Zweiten ist die Unterstellung, man möchte sich auf Kosten des HSV profilieren, wenn man den Scheiß kommentiert, den die Einkommens-Millionäre im Vorstand verzapfen, eine Sauerei unterster Schublade. Sorry, Herr Wettstein, aber ich habe keine € 35 Mio. an Transfergeldern verbrannt und keine 4 Trainer in einer Saison verschlissen, dass war ihr Vorstand.

Frage: Kann der HSV eigentlich ohne externe Geldzuflüsse in Form von weiteren Anteilsverkäufen oder Anleihen weiterhin mittel- oder langfristig wettbewerbsfähig bleiben?

„Wer definiert Wettbewerbsfähigkeit? Mit wem wollen wir uns messen?……“

Tut mir herzlich leid, aber dieses inhaltsfreie Geschwafel langweilt mich zu Tode. Es sind immer die Anderen Schuld, andere wollen sich böse auf Kosten des HSV profilieren, während die Exzellenzen Prozesse anstoßen, Entwicklungen anpassen, Entscheidungen treffen, Maßnahmen einleiten, Strukturen optimieren und in der Mittagspause Ping Pong-Turniere abhalten.

Den Rest dieses sogenannten Interviews kann man sich getrost wegsparen, es hat einfach meine Substanz. Aber wahrscheinlich möchte ich mich gerade mal wieder auf Kosten des HSV profilieren, weil es sich für mich so ungeheuer lohnt.

Also- was bleibt. Ein Feuerwerk von Plattitüden, bei denen der Antwortgeber der Weicheier-Fragen bereits im Moment des Atemholens weiß, dass 95% der Fans nach Seite 1 aussteigen werden. „In der Entwicklung anpassen…“, „Prozesse einleiten…“, „härter arbeiten…“,

Tatsache ist, dass der Mann auf keine Frage eine gerade und konkrete Antwort gibt.

Ich habe einmal vor einigen Wochen geschrieben, dass das größte Kapital des HSV die Dummheit seiner Fans ist, am Sonntag erhalten wir den nächsten Beweis, da bin ich mir zu 100% sicher. Nachdem nun erst Düdü und dann Wettstein (vorher sogar der unsichtbare MarketingHilki) erklärt haben, wie Spitze das doch alles beim HSV läuft und wie viele geile Prozesse man in 12 Monaten angeschoben hat und abschieben wird, wird die Jahreshauptversammlung irgendwo zwischen von Kindergeburtstag und Fan-Grillen angesiedelt werden. Ich wünschen den ca. 500 Mitgliedern, die nichts besseres zu tun haben, als sich Grimm’s Märchen anzuhören, ganz doll viel Spaß dabei.