Jetzt mal ganz ehrlich, Leute – hatte wirklich jemand ernsthaft etwas anderes erwartet als diese vorhersehbare Freak-Show da gestern im Volksparkstation? Wenn ja, dann Hut ab vor soviel Optimismus. Ich jedenfalls habe genau das erwartet, was am Ende eingetreten ist und aus genau diesem Grund habe ich mir den Schwachsinn auch gespart. So wie mir ging es scheinbar auch ca. 8.000 anderen Mitgliedern, denn dies war in etwa die Differenz zur Anzahl der Mitglieder, die sich am 25.05.2014 in die Arena aufgemacht hatten und in einer historischen Abstimmung der Initiative des Herrn Rieckhoff folgten. Die Ergebnisse dieser Abstimmung können wir nun seit mehr als einem Jahr bewundern.

335 Mitglieder waren also zu Beginn da und mich beschleicht das Gefühl, dass sich wirklich nur noch Rentner und Berufs-Kiebitze, die ansonsten wirklich nichts zu tun haben, diesen Mumpitz antun. Natürlich gehen dann auch die immer gleichen Selbstdarsteller ans Mikrophon und labern den immer gleichen Müll, man könnte doch irgendwo eine Erwähnung in irgendeinem Strahlungs-Blog oder vielleicht sogar in der Mopo finden und das kann Muddi dann den Nachbarn zeigen. Denn, mal ernsthaft, was soll das noch bringen. Was Verbrennungs-Didi von geäußerter Kritik hält, hat er gestern doch wohl eindrucksvoll demonstriert, oder? Im bewährten Jarchow-Modus wird auf den katastrophalen Zustand hingewiesen, den man von seinen Vorgängern übernommen hat, ansonsten ist alles phantastisch. Die richtigen Leute sitzen jetzt an den richtigen Stellen und treffen die richtigen Entscheidungen, nachdem die richtigen „Prozesse angeschoben“ wurden und die richtigen „mentalitätsrelevanten Ableitungen“ initiiert wurden. Und ansonsten, liebe Mitglieder, hier meine Message an euch:

„Labert doch, was ihr wollt, ihr könnt uns doch eh nichts. Ihr könnt uns nicht abwählen und nicht rausschmeißen. Diejenigen, die kritisieren, wollen sich doch eh nur profilieren“. Euer Didi

Allerdings steht Herr Beiersdorfer mit seiner Ignoranz nicht an der Spitze der Mitglieder-Verarschungskette, diesen Platz hat sich seit gestern der Vorsitzende des Kontrollgremiums, Herr Karl Gernandt für alle Zeiten gesichert. KronprinzKalle ließ sich nicht einmal entschuldigen, er war einfach nur nicht da. Zwar hatte er am 19.01.2014 keinen geschäftlichen Termin, denn da konnte er als Sprecher des Herrn Kühne die Initiative HSVPLUS anschieben und auch am 25.05.2014 stand kein Krebsessen auf Sylt an, denn damals konnte man sich in der Arena als Retter der Enterbten feiern lassen. Diesmal nun roch es nach Gegenwind und auf sowas steht 120%-Kuddel nicht. Insofern bleibt man dann lieber weg, was rein verbal übrigens auch für alle anderen Räte (außer e.V. Präsident Meier) und alle andere Vorstände und Direktoren galt. Didi macht das schon.

Dafür hatte sich aber Ober-Initiator Ernst-Otto Rieckhoff extra für diese Versammlung auftauen lassen und er tat dann auch mal so, als wolle er eine General-Abrechnung einreichen. Hier ein paar besonders markige Worte des Ex-AR-Vorsitzenden:

„Es gibt Entscheidungen mit desaströsen Auswirkungen. Seit vielen Jahren leisten wir uns teure Transfers und leben über unsere Verhältnisse.“

Es habe großes Entsetzen bei ihm ausgelöst, dass die Verschuldung des Clubs „durch überteuerte Spielerinvestitionen in die Höhe getrieben“ worden sei.

Die sportliche Kompetenz, die man sich mit der Installation der neuen Führung versprochen hatte,  wäre „bislang komplett in die Hose gegangen“.

 Fazit: „Man wurschtelt so weiter wie früher.“

„Von einem guten Deal zu sprechen, trifft für Herrn Kühne zu, nicht für den HSV“ (Thema Anteile)

Er kritisierte auch, dass Trainer-Kandidat Tuchel zum Gespräch zu Kühne in die Schweiz geflogen worden sei: „Wo anders entscheidet ein Minderheitsinvestor über Personalien und wo lassen Präsidium und Aufsichtsrat das zu?“

Alles schön und gut und doch alles halbgar und weichgespült. Man (Rieckhoff) hätte auch sagen können, dass er mit seiner Einschätzung Beiersdorfers komplett falsch gelegen hat und dass Didi einfach nur der falsche Mann am falschen Ort ist. Man hätte noch ganz andere Details ansprechen können, aber das hätte halt Konsequenz erfordert. Desweiteren darf die Frage gestattet sein, warum sich „Uns-Otto“ mit seinen Äußerungen mehr als ein Jahr Zeit gelassen hat. Diverse Mitstreiter wie Stephan Rebbe oder auch Dr. Klein oder eben der eine oder andere Blogger oder Kolumnist haben exakt die Dinge, die Rieckhoff nun gestern präsentierte, schon bereits seit 10 Monaten angeführt. Warum also erst jetzt, Otto?

Könnte es damit zusammenhängen, dass zwischen den beiden Sitzungen noch die Wahl zum e.V.-Präsidenten anstand und man sich seine kleinen Wahlchancen nicht mit einer verfrühten Abrechnung zerstören wollte. Oder wollte man solange mit der Wahrheit warten, bis nun auch der Allerletzte begriffen hat, was tatsächlich abläuft? Man weiß es nicht, aber man ahnt es.

Was mich persönlich nachdenklich stimmt und was auf den tatsächlichen Zustand des Vereins schließen lässt: Normalerweise werden auf Versammlungen, auf denen die Amtsinhaber Gegenwind erwarten, immer irgendwelchen guten Nachrichten transportiert, um den Gegnern den Wind aus den Segeln zu nehmen. Davon war gestern nicht mal im Ansatz etwas zu erkennen. Keine Vertragsverlängerung mit einem Nichtabstiegs-Helden, kein Transfer eines 19-jährigen Türken, nichts. Vermutlich ist die Situation bzgl. Finanzen und Transfers noch wesentlich dramatischer, als man bisher vermuten konnte.

Was haben wir nun also gelernt? Nun, zuerst einmal haben wir gelernt, dass Didi und Co. offenbar nichts gelernt haben. Demut zu fordern ist die eine Seite der Medaille, demütig zu sein die andere. Die Exzellenzen sind sich keiner Schuld bewusst und werden dementsprechend exakt so weiterwurschteln, wie sie es in den letzten 12 Monaten getan haben. Was die Granden von den Meinungen, Sorgen und Nöten ihrer Mitglieder halten, hat besonders Herr Gernandt eindrucksvoll unterstrichen.

Was bleibt den Mitglieder, wenn man beachtet, dass sich die Herren die Ämter gegenseitig zuschanzen? Im Grunde nur eines: Wegbleiben. Erst wenn es massiv an den Geldbeutel geht, kann man offenbar eine Reaktion erwirken. Wenn sich aber jeder Dauerkarten-Inhaber wieder zum Kauf entscheidet, um sich erneut alle zwei Wochen foltern zu lassen, wird genau eines passieren: Gar nichts.

Die gelb-rote Karte, die Didi und Gefolge gestern erhalten haben, ist bereits heute vergessen.

Halt, einen hab ich noch. Verbrennungs-Didi erwähnte gestern folgendes:

„Woher soll ein gutes Konzept für die Jugendarbeit kommen, wenn die Jahre zuvor nichts geschehen ist?“

Bei genauerem Hinsehen ein Schuss ins eigene Knie, denn eben jener Herr Beiersdorfer war bis 2009 unter anderem für exakt diesen Bereich zuständig. Hätte er damals ein vernünftiges und tragbares Konzept für Jugendarbeit errichtet und seinem Nachfolger hinterlassen, könnte der HSV 2015 davon profitieren. Hat er aber nicht, weil er es nicht konnte und er kann es heute noch nicht. Bernd Hoffmann nannte den Bereich, den Beiersdorfer damals verantwortete, eine „Geldvernichtungs-Maschine“, woraufhin Didi beleidigt von dannen zog. Mal abwarten, wann er diesmal eine SMS schreibt.