Nehmen wir mal an, der Hamburger Sportverein baut irgendwann, mit dem Geld von Alexander Otto, diesen Campus. Das wird dann ein richtig schönes Gebäude, so mit Umkleideräumen, Fitness-Räumen, Besprechungsräumen und anderen Räumen und natürlich, wenn es denn so weitergeht, mit jeder Menge Trainern, Koordinatoren, Assistenten der Trainer, Assistenten der Koordinatoren und Assistenten der Trainer-Koordinatoren. Den Bau selbst muss mittlerweile ein Gönner des Vereins übernehmen, weil die Herren Jarchow und Hilke, die sich im Nachhinein auch noch dafür abfeiern lassen wollten, die Einnahmen aus den Fan-Anleihen durch den Schornstein geraucht haben. Ist ja auch kein Wunder, bei Kaderkosten von knapp € 53 Mio. und Verwaltungskosten für die Geschäftsstelle von ca. € 13 Mio. per anno.

Nehmen wir mal an, dass dieses Gebäude mit seinen Räumen und seiner Armada an Trainern und Koordinatoren irgendwann mal da steht, da im Volkspark. Dort, wo es außer der Müllverbrennungsanlage und der Arena nur Bäume und Rentner-Kiebitze gibt. Dort gibt es dann diesen Campus, dieses Gebäude, aber es gibt keine Schulen, keine Möglichkeiten für andere Aktivitäten, dort am Arsch der Räuber ist der Hund begraben. Egal, verwerfen wir den Gedanken für einen Moment.

Nehmen wir trotzdem mal an, dem HSV gelingt es dann, talentierte Spieler, deren Eltern und Berater dazu zu bewegen, sich dort in diesem Campus einzuquartieren. Wir reden an dieser Stelle von Jungs im Alter von 14 – 17 Jahren, okay? Dass es Spieler mit Talent auch im Hamburger Umfeld gibt, hat die Vergangenheit bewiesen. Spieler wie Choupo-Moting (Hamburg), Sam (Kiel) etc. gab es und gibt es hier und bei kleinen Jungs hat der Name „HSV“ immer noch etwas halbwegs cooles.  Für Spieler wie z.B. Julian Brandt oder Ähnliche wird es allerdings auch in Zukunft nicht reichen, denn die gehen bereits im Alter von 15 Jahren dahin, wo das Geld winkt und das wird eben auch in Zukunft nicht in Hamburg winken.

Nehmen wir mal an, dem HSV und seinen Welt-Trainern und Wahnsinns-Koordinatoren gelingt es dann trotzdem, pro Jahr ein echtes Talent aus der U17 zu entwickeln, vielleicht sogar ein U-Nationalspieler. Hat der Spieler dann tatsächlich das Zeug, ein überdurchschnittlicher Bundesliga-Profi zu werden, wird er spätestens mit 17 oder 18 Jahren dem Geld folgen und das wird in Hamburg nie wieder vorhanden sein. Der HSV hatte vor der Saison 2014/15 wohl das letzte Mal eine volle Schatulle, nach den Verkäufen von Calhanolgu und Badelj und der Finanzspritze von Kühne war man in der Lage, mehr als € 35 Mio. sinnvoll zu investieren. Man hätte das Geld zur dringend notwendigen Entschuldung (wie vesprochen) verwenden können, man hätte Teile des Geldes auch in erstklassige 16-18-jährige Talente stecken können, die dann mit langfristigen Verträgen ausgestattet, beim nächsten Verkauf Gewinn hätten abwerfen können.

Nehmen wir mal an, der HSV hätte vor der Saison 2014/15 eine fähige Führungsmannschaft gehabt und hätte dieses Geld perspektivisch sinnvoll und mit Auge investiert. Man hätte wahrscheinlich, dann mit einer jungen Mannschaft, ebenfalls gegen den Abstieg gespielt, aber diese Mannschaft hätte dann eine Zukunft gehabt und unterdurchschnittliche Leistungen wären von den Fans, Mitgliedern und HSVPLUS-Wählern mit getragen worden. Hat man aber nicht gemacht, man hat das Geld verschleudert. Spieler wie Behrami, Olic, Müller, Cleber, Holtby wurden geholt, Lasogga und Djourou wurden endgültig verpflichtet, eigene Talente wie Demirbay und Tah wurden verliehen und entnervt. Jetzt ist die Kohle weg und sie kommt nicht wieder.

Nehmen wir mal an, dem HSV (bzw. dem externen Bankhaus) gelingt es, doch noch den einen oder anderen strategischen Investor zu finden. By the way, Herr Gernandt – im Januar erklärten sie, die Vertragsverlängerung mit Fly Emirates wäre nur noch eine Formsache und ein Frage von Tagen, nun haben wir fast Juli. Egal, zurück zu den Investoren. Also nehmen wir mal an, dem Bankhaus gelingt es tatsächlich, noch jemanden zu überzeugen. Dann bekäme der HSV weitere Millionen in die Finger und was die Herren Exzellenzen damit machen werden, haben sie in den letzten 12 Monaten eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Und dann? Dann ist der Ofen aus, Freunde der indischen Currysuppe. Dann gibt’s nichts mehr. Wie aber möchte der HSV dann die von ihm selbst ausgebildeten Talente halten, die bereits jetzt nach Bremen und Leipzig abwandern?

Nehmen wir also mal an, der HSV hat irgendwann mal ein Gebäude, das sich Campus nennt und in dem reichlich gut bezahlte Trainer und Koordinatoren und Trainer-Koordinatoren rumlaufen. Wunderbar, nur werden dem HSV auch in Zukunft die besten Jungs WEG-laufen, weil der Verein finanziell nicht mal in der Lage sein wird, die 17, 18-jährigen zu halten, selbst dann nicht, wenn der Großvater Seeler heißt.

Jeder, der seine letzte verzweifelte Hoffnung auf dieses Gebäude setzt, sollte sich darüber im Klaren sein, dass man dort vielleicht den einen oder anderen Star ausbilden könnte. Mit dem finanziellen Background, welchen der HSV auch in Zukunft haben wird, werden diese Jungs aber bereits von der Stange gehen (können), bevor sie irgendeine Rendite abwerfen können. Auch das hat Verbrennungs-Didi und seine Crew von Blindfischen mit dem Transfer-Aktionismus der letzten Saison zu verantworten.

Nicht die besten Aussichten, oder?