Irgendwann ist man an einem Punkt angekommen, da hört sogar das Kopfschütteln auf und der Sarkasmus setzt ein, nein er muss einsetzen. Das hat etwas mit Selbstschutz zu tun und diesen HSV kann ein normal denkender Mensch nur noch mit einer gewaltigen Portion Ironie ertragen. Mit einem Fußballverein, selbst mit einen extrem schlecht geführten Fußballverein, hat das, was da in Hamburg passiert, jedenfalls nicht mal mehr im Ansatz etwas zu tun.

Die verhinderte Exzellenz

Ich kann die Kritik an meinem Fehlen auf der Mitgliederversammlung beim besten Willen nicht nachvollziehen. Man kann nicht an zwei verschiedenen Orten auf der Welt gleichzeitig sein. Die Mitgliederversammlung ist einer von Hunderten Pflichtterminen im Jahr für mich. Als Manager eines 75.000-Mitarbeiter-Unternehmens kann ich mich nicht zerteilen.“

Werter Herr Gernandt, wissen sie was? Ich glaube ihnen das sogar. Ich glaube ihnen, dass sie die Kritik nicht nachvollziehen können und wissen sie, woran das liegt? Sie verstehen nicht, wie ein Fußballverein funktioniert. Und das Schlimmste: Es interessiert sie auch nicht. Sie füllen das Amt des Aufsichtsratsvorsitzenden deshalb aus, weil 1. Ihr Brötchengeber es von ihnen verliangt und 2. weil es ihrer Eitelkeit schmeichelt. Sie haben trotz ihres genialen Netzwerks nicht einen wirklichen strategischen Partner an Bord holen können, sie haben mit ihren unsäglichen medialen Auftritten dem Verein und dem Ansehen des Vereins nachhaltig geschadet. Mittlerweile sind sie sogar in ihrem eigenen Gremium umstritten und sie haben mit ihrem Fernbleiben, zumindest moralisch, letzten Sonntag die Satzung verletzt. Aber weiter so, immer weiter.

Der desillusionierte Retter

Otto Rieckhoff versuchte auf der zurückliegenden Mitgliederversammlung sowas wie einen Befreiungsschlag und um diesen so wirkungsvoll wie möglich zu gestalten, schreckte der ehemalige Aufsichtsratsboss auch nicht davor zurück, alte Weggefährten ans Messer zu liefern. Weil es  beim HSV schöne Tradition ist, fällt es wohl kaum noch jemandem auf, aber leider hat Rieckhoff vergessen, seine eigene Rolle in diesem Stück korrekt zu beleuchten. Schließlich war er es , der die Personalwahl inkl. Gernandt und Beiersdorfer traf. Schließlich war er es, der mit zahllosen Fehleinschätzung und gegen den Rat von außen die Situation, die wir aktuell sehen, heraufbeschworen hat. Aber natürlich ist es es leichter, mit dem Finger auf andere zu zeigen und dann wegzulaufen. Schwach, Otto. Extrem schwach.

[Hirnverbrannt Selbstzerstörerisch Verdorben]

Der nicht existierende Transfer

Am 03.06.2015 gab zuerst der Spieler selbst und im Anschluss die Mopo bekannt, dass sich der ruhmreiche HSV die Dienste des türkischen Mega-Talents Batuhan Altintas gesichert hat, eines Spielers, der seit knapp einem Jahr nicht mehr gespielt hat, weil er sich in seiner Heimat geweigert hatte, bei seinem Verein einen neuen Vertrag zu unterzeichnen. Es existieren Fotos von Altintas zusammen mit Knäbel, der Spieler selbst zeigt sich mit dem HSV-Trikot mit der Nr. 33, welche bisher Gideon Jung hatte. Nur eines ist in den letzten 3 Wochen nicht passiert: Eine Vollzugsmeldung des Verein. Warum nicht? Ach klar, jetzt weiß ich – der Mediendirektor war ja im Urlaub auf Sylt. Dann geht das natürlich nicht.

Wer will nochmal, wer hat noch nicht

Guten Freunden schenkt man ein Küßchen, guten Nachbarn einen Spieler. Warum auch mit alten Tradition brechen, dachte sich wohl der kleine Knäbel-Peter und verschenkte mal flugs den Spieler Lasse Sobiech (Vertrag bis 2016) an den Stadtrivalen FC St. Pauli. Damit aber nicht genug, denn schließlich kann St. Pauli dem Spieler nicht das Gehalt bezahlen, welches er beim reichen HSV einstreichen konnte. Also, denkt sich Peterchen, lege ich noch € 250.000 Abfindung für unseren Lasse mit drauf, schließlich sind die Mieten in Hamburg teuer. Egal, wir haben’s ja fett.

Wir können es nicht, also müsst ihr es machen

Leitbild ist das Stichwort, Freunde der österreichischen Gebirgsmarine, nicht Leidbild., obwohl das wesentlich besser zum Thema passen würde. Wie war das doch noch? Eine neue Identität wollte er seinem Verein geben, erklärte der neue Vorstandsvorsitzende Dietmar Beiersdorfer. Eine neue Idee, also ein neues Leitbild, an dem sich der gesamte Verein orientieren könnte. Ein Jahr später kann man dieses Vorhaben mit der Überschrift „Heiße Luft und Bahlsenkeks“ versehen, denn es ist an dieser Front weniger als nichts passiert. Was also tut man beim wohlhabenden Verein, nachdem Dutzende von PR-Agenturen und externe Berater für Millionen von Euro nicht weiterhelfen konnten? Richtig, man veranstaltet einen „Workshop“ in der Größenordnung einer Mitgliederversammlung. Unglücklicherweise werden dann aber nur Leute eingeladen, deren Meinungen man bereits kennt, aber immerhin kann man für ein paar Zigtausend Euro, die diese Veranstaltung kosten wird, schön zusammen ne Currywurst in die Figur massieren. Es ist einfach nur noch zum heulen.

Die schweizer Leberwurst 

„Ich selbst hätte es gern gesehen, wenn er sich zum Aufsichtsratsvorsitzenden der HSV Fussball AG hätte wählen lassen – eine logische Folge seiner erfolgreichen Kampagne. Das hat er nicht getan, so dass schliesslich Herr Gernandt in die Bresche gesprungen ist, mit dem Herr Rieckhoff bis zur HSVPLUS Abstimmung eng und vertrauensvoll kooperierte….“ (Klaus-Michael Kühne)

Mimimi, ich bin jetzt pöse. Wer meine Anteile haben will, kann sie mir abkaufen. Bekannt ist ja, dass sich der Mensch im Alter zurückentwickelt, aber dass sich selbst Milliardäre plötzlich verhalten, als hätte man ihnen in der Sandkiste das Schäufelchen geklaut, ist selbst mir neu. Kühne ist sauer und außerdem hätte er doch so gern gesehen, dass „Uns Otto“ den AR-Chef spielt. Wenn das tatsächlich so sein sollte, dann hat Klau-Mi nicht mal die Grundzüge dessen verstanden, was die Initiative HSVPLUS ausmachen sollte. Rieckhoff sollte eben nicht ein neues Amt annehmen, sondern die Idee war es, das Ganze ohne den Anschein der persönlichen Vorteilsnahme durch zu ziehen. Vielleicht hat ihm das auch nur keiner richtig erklärt, aber KronprinzKalle jetzt als den uneigennützigen Retter der Enterbten verkaufen zu wollen, beleidigt den letzten Rest der Intelligenz derer, die sich tatsächlich mit HSVPLUS beschäftigt haben.

[Herrlich Selbstverliebte Verlierer]

Das ungewollte Gesicht

Talente sind in Hamburg selten geworden, Talente mit Hamburger Wurzeln sind so gut wie ausgestorben. Was aber macht der HSV, wenn er ein solches Talent unter Vertrag hat? Richtig, er schickt es erstmal weg. Jonathan Tah hat beim HSV einen Vertrag bis 2018 und eigentlich gibt es nur den einen gangbaren Weg: „Der Spieler Tah ist unverkäuflich, andere Vereine können sich jegliche Angebote sparen, wir werden sie umgehend in den Reißwolf befördern.“ So oder ähnlich würden es Vereine machen, die sich der Wichtigkeit des neuen Gesichts des Vereins bewusst wären, die tatsächlich einen nachhaltigen Plan verfolgen. In Hamburg ist das natürlich anders, hier wird ein solcher Spieler lieber unter Wert verkloppt und für ihn holt man dann einen 27-jährigen Polen. Heilige Mutter Gottes.

Zum Glück dringt nichts mehr nach außen

„Beiersdorfer und Labbadia Geheimtreffen bei Kühne“ Boah, ey, war das jetzt geheim. Das war jetzt so geheim, dass es nur wenige Tage später in der BILD steht, aber zum Glück dringt ja nichts mehr nach außen. Und was ist denn schon dabei, denn schließlich musste Retter-Bruno doch noch zum Antrittsbesuch zum Onkel Klau-Mi. Bevor man in Hamburg die Absolution für die neue Saison bekommt, muss man als Trainer erstmal durchs Stahlbad Christine Kühne. Wenn die Gattin den Daumen gehoben hat, gibt’s das Okay vom Patriarchen, vorher nicht. Also nahm Düdü unseren Big-Bruno an die Hand und auf in die beschauliche Schweiz. Für Labbadia bleibt nur zu hoffen, dass er anständig frisiert war und einen guten Eindruck machte, ansonsten ist die nächste Trainer-Abfindung schneller fällig, als Gernandt „Schindellegi“ sagen kann.

Leider tun mir jetzt die Finger weh, denn ich könnte noch stundenlang so weitermachen. Es vergeht kein Tag, an dem sich nicht irgendein HSV-Offizieller zum Vollhorst macht, die Standleitung zwischen der Hamburger Presse und Knäbel-Peter steht nach wie vor. Hatte man gehofft, dass Interna Interna bleiben würden, so sieht man sich jeden Tag getäuscht, gegen die aktuellen Machthaber war der Maulwurfs-AR ein Kapuziner-Orden mit Schweigegelübde.

Ich weiß, dass ich einigen damit weh tun werde, aber ich habe mir zur Aufgabe gemacht, in diesem Blog immer nur das zu schreiben, was den Tatsachen entspricht und am 23.06.2015 entspricht es den Tatsachen, dass ich es jeden Tag ein wenig mehr bedauere, dass Marcelo Diaz den Freistoß an Karlsruhe versenkte.

Aber – was nicht ist, kann ja noch werden.