Man könnte fast meinen, die Freude über den Erfolg in der Relegation, diese positiven Signale aus unserer Mannschaft und die gemeinsam geschaffte Punktlandung wären komplett aus dem Bewusstsein gestrichen. (P. Knäbel via HSV.de)

Eigentlich hatte ich gedacht, dass mich bei diesem Verein nichts mehr erschüttern kann, aber als ich gestern die Stellungnahme unseres Direktors Profifußball, Peter Knäbel, auf HSV.de laß, dachte ich, ich bin nicht im falschen Film, sondern im falschen Universum. „Gemeinsam geschaffte Punktlandung“ also. Vielleicht habe ich ja keine Ahnung (was durchaus sein kann), aber in meiner Welt ist eine Punktlandung das exakte Erreichen eines vorher ausgegebenen Ziels. Sollte die mit Ach und Krach überlebte Relegation gegen den KSC mit dem teuersten HSV-Kader aller Zeiten und mit Transferausgaben von jenseits der € 35 Mio. tatsächlich das intern ausgegebene Ziel gewesen sein, dann aber mal gute Nacht.

Ich war einige Tage außerhalb Hamburgs unterwegs, habe mit interessanten Spielern und Beratern gesprochen. Nach meiner Rückkehr habe ich hier in der Stadt eine für mich überraschende Wahrnehmung festgestellt: Demnach kann es den Leuten offenbar nicht schnell genug gehen.

Der Konzerndirektor ist also davon überrascht, dass sich die Menschen in Hamburg knapp einen Monat nach dem Herzschlagfinale nicht mehr pausenlos in den Armen liegen und irgendwie nach einem Jahr Exzellenzen, Granden und Direktoren auch mal die eine oder andere Bewegung erkennen möchten? In welcher Welt lebt dieser Mann eigentlich? Und wie dämlich muss ein Verein eigentlich sein, diesen Käse auch noch zu publizieren? „Prozesse eingeleitet“, „Ideen angeschoben“, ist ja cool, aber wie wäre es mal mit ein wenig Transparenz. Welche Prozesse sollen das denn sein, den dieser teuerste und größte Verwaltungswasserkopf in der Geschichte des HSV da nun angeschoben hat? Bisher hat man lediglich den Eindruck, als verschanzen sich die Gehaltsmillionäre in den Büros hinter Worthülsen, die sie selbst nicht mit Leben füllen können.

Und wenn dann mal die ersten Hürden auftauchen oder sich Transferbemühungen hinziehen, vielleicht sogar einige nicht klappen, dann heißt das doch noch lange nicht, dass wir nicht wissen, was wir tun.

Doch, Herr Knäbel, genau diesen Eindruck gewinnt man. Nämlich den Eindruck, dass sie tatsächlich nicht wissen, was sie tun.

Ich wehre mich trotzdem gegen Schwarzmalerei. Zumal es dafür keinen Anlass gibt. Wir haben einen Kader mit vielen guten Spielern, die in der vergangenen Saison zum Teil weit hinter ihren Möglichkeiten geblieben sind.

Damit ich das mal verstehe. Man gibt gestandene Bundesliga-/Nationalspieler wie van der Vaart, Westermann, Jansen, Rajkovic ab, hat keinen Ersatz (weil man das Geld verpulvert hat), aber man hat ja einen Kader mit vielen guten Spielern? Und die, die noch da sind, sind in der vergangenen Saison unter ihren Möglichkeiten geblieben? Was gibt denn Anlass zur Hoffnung, dass sich dies nun ändern wird? Weil jetzt Labbadia, der bereits einmal in Hamburg gefeuert wurde und nach Tuchel maximal der Plan B war, das Zepter schwingt? Ich verstehe.

So leid es mir tut, dieses erneute Gedulds-Gebettel geht mir langsam aber sicher auf den Sack. Anstatt den Kader zu entschlacken, sollte man sich einmal in einer der teuersten Geschäftsstellen der Liga umgucken. Kaum ein Verein hat so viele Vorstände, Direktoren, Bereichsleiter, Koordinatoren, Assistenten der Koordinatoren etc. Wenn man dann noch beachtet, wie dort tatsächlich gearbeitet wird, kommen einem die Tränen.