Ganz ehrlich, so richtig verstehe ich den „Plan“, der hinter Gernandts und Beiersdorfers „neuem HSV“ stecken soll, immer noch nicht und die Befürchtung, dass es eventuell überhaupt keinen Plan gibt, wird zumindest bei mir täglich größer.  Nachdem man in Saison 1 nach HSVPLUS durch einen transfer-technischen Amoklauf auch die allerletzten Reserven durch den Schornstein geraucht hat, ist in Didi’s zweite Saison als Vorstandsvorsitzender Schmalhans Küchenmeister, eine Situation, die sich die Herren ganz allein zuzuschreiben haben.

Wie sollte es aber eigentlich werden? Wen hatte man sich für den Neuaufbau zum Vorbild genommen? Waren es nicht die erfolgreichen Projekte Dortmund und Gladbach, war es nicht der konsequente Aufbau im Stile der TSG 1899 Hoffenheim, dem die neue HSV-Führung nacheifern wollte? Bis heute kann ich von einer Umsetzung all dieser Ideen wenig bis nichts erkennen, stattdessen fabriziert man Stückwerk, agiert als Meister der Flickschusterein und verscherbelt nach wie vor die eigenen Talente.

Natürlich ist vieles von dem, was man tut bzw. tun muss gewissen finanziellen Zwängen geschuldet, aber wenn man sich nicht irgendwann einmal dazu durchringt, diesen Teufelskreis zu durchbrechen, wird man auch weiterhin nur ausbessern statt aufzubauen, man wird die Lücke, die ein 19-Jähriger reißt, durch die Verpflichtung eines angeblich günstigen 35-Jährigen zu schließen versuchen. Mit anderen Worten: Man versucht verzweifelt, auch die nächste Saison irgendwie zu überleben und man verlagert die gravierenden Probleme ins nächste Jahr. Eine Lösung ist das nicht und wird das nie sein, es ist ein immerwährender Aufschub.

Ein totkranker Patient wird nicht etwa der dringend notwendigen Operation unterzogen, um ihn ein für allemal zu heilen, sondern es werden einfach weiterhin (teure) Medikamente verabreicht, um den Patienten irgendwie am Leben zu erhalten. Warum? Weil die Ärzte Angst vor der OP haben, weil sie ihren eigenen Fähigkeiten nicht trauen. Außerdem gelten ihre Verträge am entsprechenden Hospital nur für ein paar Jahre, wer weiß, wo sie demnächst schustern werden.

Vor dem Hintergrund dieser Erkenntnis wirkt für mich der Transfer eines Emir Spahic wie eine Neuauflage von Behrami 2.0. Auch damals wollte man mit Gewalt eine Führungsfigur installieren und verpflichtete einen Profi mit zweifelhaftem Ruf. Das Ergebnis ist bekannt, das „Experiment Behrami“ kostete den klammen HSV für das eine Jahr knappe € 7 Mio. (€ 5 Transfer, ca. 2,5 Mio Gehalt) und gilt als krachend gescheitert, ob der Verein irgendwas für den Schweizer sehen wird, darf ernsthaft bezweifelt werden.

Dabei möchte ich eigentlich gar nichts gegen den Spieler Emir Spahic sagen, dafür habe ich ihn zu selten gesehen. Das, was ich jedoch gesehen habe. hat mich wenig überzeugt. Der Bosnier tritt extrem hart auf, ist nicht der Allerschnellste, verliert schnell die Nerven und seine Spieleröffnung ist mit Sicherheit nicht besser als die er bisherigen Innenverteidiger des HSV. Aber: Es hat sich bereits jetzt eine Legende gebildet, die kritiklos von jedem Berufsjubler übernommen wird, der den Namen Spahic bis vorgestern gar nicht kannte. Der Mann muss eine Rakete sein, schließlich ist das überall zu lesen. Werden da nicht Erinnerungen ans letzte Jahr wiederbelebt, als man Vergleichbares aus Neapel hörte?

Zitat Klaus-Michael Kühne:  „Ich kenne den Spieler nicht, aber er soll gut sein.“

Wie auch immer, mir gefällt der Weg nicht, den die Exzellenzen jetzt bereits zum zweiten und dann zum letzten Mal gehen. Es wird offenbar nicht entwickelt, es wird alles getan, um zu überleben. Für das, was man beim HSV vorhatte und für das, wofür der HSV stehen sollte, ist mir das deutlich zu wenig. Und vor allem entspricht es auch nicht dem, was man den Fans seit nunmehr mehr als einem Jahr zu verkaufen versucht.

Hinzu kommt: Für diese Transfers, die der HSV abliefert, benötige ich keinen Wasserkopf mit Vorständen und Direktoren, die jährlich Millionen verschlingen. Das Geld könnte man besser anlegen.