Der Hamburger SV beendet das Kurz-Turnier um den Telekom-Cup 2015 nach Niederlagen gegen Borussia Mönchengladbach (3:4 im Elfmeterschießen) und gegen Bayern München (0:2) als Vierter.

Die Hamburger Morgenpost titelt:

„Noch reichlich Sand im Getriebe“

Die BILD erklärt:

„Bruno, da kommt noch reichlich Arbeit auf dich zu“

Und der Vogel, der sich ein Leben ohne den HSV nicht vorstellen kann, wimmert während seiner StammelTV-Sendung, dass er noch nie in seinem ganzen Leben eine solch desolate Vorstellung gesehen hätte. Das ist der Abstieg, das kann der Abstieg sein. Die Welt wird untergehen, wir werden alle sterben, Hunde und Katzen leben miteinander.

Und sein wir doch mal ehrlich, es hätte genauso kommen können bzw. nach den tatsächlichen Eindrücken der beiden Halbfinalspiele auch kommen müssen. Ein HSV, der in nahezu Bestbesetzung (ersetze Steinmann durch Diaz) gegen eine Gladbacher Rumpfelf über 45 min. unterlegen war, rettet sich ins Elfmeterschießen, in dem der Gladbacher Ersatztorhüter an nahezu jedem Hamburger Elfer dran war. Am Ende gelangte man mit mehr Glück als Verstand ins Finale, in dem man zur Überraschung aller nicht auf die Bayern, sondern auf den FC Augsburg traf. Die beiden Teams, die dort aufeinander trafen, werden in diesen Besetzungen garantiert nie wieder zusammen- bzw. gegeneinander spielen, insofern sollte man als Beobachter, der sich an den tatsächlichen Ereignissen orientiert, diese Ergebnisse auch als das einordnen, was sie tatsächlich sind – ein nettes Gekicke am Anfang der Saison-Vorbereitung, nicht mehr und nicht weniger.

Wie man als Experte ein solches „Turnier“ einzuordnen hat, zeigte Bruno Labbadia im Anschluss an das Finale. Okay, schön, dass man gewonnen hat, es sagt jedoch absolut nichts aus. Wir müssen weiter arbeiten, jeden Tag.

Exakt so ist es, aber so darf man es natürlich nicht sehen. Die BILD schreibt gestern tatsächlich: „Ist das der Beginn einer neuen Ära?“. Ja, haben sie denen eigentlich ins Hirn geschissen? Dies sind die Schwachsinnigkeiten, die Unruhe in den Verein bringen! Von einigen komplett Hirnbefreiten konnte man auch bereits wieder lesen, dass sie den HSV in den letzten Jahren noch nie so stark gesehen haben, wie im Finale gegen Augsburg, was für ein Wahnsinn. Man muss sich wirklich fragen, ob bei solchen Aussagen im Kopf noch alles stimmt.

Tatsächlich konnte man beim HSV gestern das Bemühen erkennen, nach der 2. Relegation in Folge Sicherheit ins Spiel zu bekommen und im Training einstudierte Spielzüge zu testen. Es stimmt hoffnungsvoll, dass einige Abstimmungen im Ansatz bereits zu klappen scheinen, dies jedoch auf einem spielerischen und läuferischen Niveau, welches in der Bundesliga nicht anzutreffen sein wird. Aber, wie gesagt – man befindet sich ganz am Anfang der Saison-Vorbereitung und unter diesem Aspekt sollte man dieses Show-Turnier auch sehen.

Was mir dennoch auffiel: In beiden Spielen war es dem HSV kaum möglich, sich spielerisch durchs Mittelfeld zu kombinieren. Im Gegensatz zu Gladbach und besonders den Bayern ist immer noch ein eklatanter Mangel an Ballsicherheit zu beobachten, Spieler, die unter Druck an den Ball kommen, wissen sich häufig nicht anders zu helfen, als den Ball nach hinten zu spielen. Aufbauspiel = Mangelware, hier muss sich dringend etwas ändern, ansonsten wird man wieder einmal mit lang nach vorn geschlagenen Bällen operieren müssen.

Fazit: Nettes Turnier, nettes Ergebnis. Der HSV holt sich den Telekom-Cup 2015, holt sich ein wenig Sicherheit und gute Stimmung in die Bude. Das war’s. Jemand, der angesichts dieses Turniers die Ambitionen des Vereins nach oben korrigieren möchte, sollte dringend zum Nonnenhockey wechseln.