Am 18.05.2014 bestritt der Hamburger Sportverein das erste Relegations-Endspiel in seiner einst ruhmreichen Geschichte, man spielte in Fürth mit mehr Glück als Verstand 1:1 und hielt die Klasse. Die damalige Aufstellung des HSV lautete:

Drobny – Diekmeier, Djourou, Westermann, Jiracek – Badelj, Arslan, Calhanolgu, van der Vaart, Jansen – Lasogga

Am 01.06.2015 folgte das zweite Endspiel dieser Art, man überstand die Prüfung durch einen zumindest zweifelhaften Freistoß in der 92. Minute. Im Juni dieses Jahres spielten für den HSV:

Adler – Diekmeier, Djourou, Rajkovic, Osterzolek –  Diaz, van dcr Vaart, Holtby, Ilicevic – Olic, Lasogga

Was ist seither passiert?

Der HSV trennte sich (u.a. aus finanziellen Gründen) von gestandenen Nationalspielern wie Rafael van der Vaart (109 Länderspiele), Valon Behrami (57), Heiko Westermann (27), Slobodan Rajkovic (13), Marcell Jansen (46). Außerdem gab man ein Fast-Eigengewächs (Beister/24 Jahre) und ein echtes Eigengewächs (Tah/19 Jahre) ab und verabschiedete sich von Lasse Sobiech und Alexander Brunst.

Für diese Spieler konnte man zusammen offiziell € 12,2 Mio. erwirtschaften, wenn man die Abfindungen für Beister (€ 600.000) und Sobiech (€ 250.000) unterschlage möchte.

Auf der anderen Seite konnte man Spieler wie Lewis Holtby (€ 6,5 Mio.), Albin Ekdal (€ 4,5 Mio.) und Gotoku Sakai (€ 700.000) verpflichten, hinzu kommen Altinas (angeblich € 400.000), Hirzel und Spahic, beide jeweils ablösefrei.

Ich möchte an dieser Stelle wirklich wertfrei die Frage stellen:

Warum sollte dieser HSV eigentlich stärker sein als der HSV der Vorsaison? 

Wenn wir ins Detail gehen wollen….

Im Tor hat sich nicht viel getan, man tauschte lediglich Brunst gegen Hirzel.

In der Abwehr gelang durch die Verpflichtung von Sakai eine sinnvolle Ergänzung, weil der Spieler auf beiden Abwehrseiten eingesetzt werden kann. In der Innenverteidigung verzichtete man auf zwei extrem kopfballstarke Spieler (Westermann und Rajkovic), zudem gab man Geschwindigkeit und Erfahrung ab (Westermann) und holte dafür Emir Spahic. Dieser ist ebenfalls kopfballstark, allerdings wesentlich langsamer als Tah und Westermann und er neigt zu Kurzschlusshandlungen. Was seine vielgepriesene Spieleröffnung ohne die richtigen Anspielstationen wert ist, sah man im Spiel gegen Bielefeld, wobei man allerdings festhalten muss, dass ihm die potenziellen Anspieler mit Kacar, Diaz und Ekdal fehlten.

Im Mittelfeld kam bisher eigentlich nur Albin Ekdal hinzu, den man noch absolut nicht einschätzen kann. Wenn ich allerdings die Fakten nehme, dann habe ich einen Spieler, der demnächst 26 wird, der noch nie in Deutschland gespielt hat und sich nach eigener Aussage an das Tempo der Bundesliga gewöhnen muss, was offenbar ebenfalls für Marcelo Diaz gilt. Wenn man allerdings für den selbsternannten „Königstransfer“ € 4,5 Mio. ausgibt, um ihm dann Zeit geben zu wollen, finde ich dies zumindest ambitioniert.

Im Sturm ist bisher eigentlich noch überhaupt nichts passiert, das Supertalent Altintas braucht wohl mindestens eine Saison, um das spielfreie verlorene Jahr aufzuholen. Bedenkt man, dass der HSV in 34 Saisonspielen ganze 25 Treffer erzielte, finde ich die bisherigen Transfergedanken der Exzellenzen sagen wir mal „mutig“.

Also nochmal die Frage:

Warum sollte dieser HSV eigentlich stärker sein als der HSV der Vorsaison? 

Tatsache ist (bisher), dass man reichlich Erfahrung (252 Länderspiele) abgab und nichts vergleichbares holte. Normalerweise versucht ein Sportchef doch eigentlich, eine Mannschaft Jahr für Jahr zu verstärken, könnt ihr das hier irgendwo erkennen?

Ich will damit nicht sagen, dass die Abgänge von van der Vaart, Westermann und Co. per se falsch waren, aber wodurch wurden sie kompensiert?

Also? Wie seht ihr das?