Ich möchte euch mal an einem Beispiel erklären, wie ich den HSV vor der Saison 2015/16 empfinde:

Da gibt es eine Wohngemeinschaft, bestehend aus drei Personen. Sie alle haben quälenden Hunger, also setzen sie sich an den Küchentisch, holen ihre Geldbeutel hervor und schmeißen den kläglichen Rest auf den Tisch. Zusammen kommen sie auf knappe € 10, also laufen sie los und entern den nächsten Supermarkt. Dort angekommen, wird nicht lange diskutiert, man rennt in die Getränkeabteilung und kauft eine Palette Bier. Als die Bewohner wieder zuhause ankommen und den Kühlschrank öffnen, fällt ihnen auf, dass dieser bis zum Rand mit Getränken gefüllt ist, aber Hunger haben sie immer noch.

Das ist für mich das Bild, welches der HSV in diesen Tagen abgibt. Man hat es tatsächlich geschafft, mit 25 erzielten Toren aus 34 Spielen die Klasse zu halten, was wohl mehr über die Klasse der Bundesliga als über die Klasse des HSV aussagt, aber man hält es nicht für nötig, mit den wenigen Kröten, die einem nach dem Transfer-Desaster vor der Saison 2014/15 noch geblieben sind, in dem Bereich nachzubessern, der ganz offensichtlich die Schwachstelle ist. Stattdessen investiert man den allerletzten Rest des Geldes in den 6. Spieler, der irgendwo im defensiv-zentralen Mittelfeld für Ordnung sorgen soll. Diaz, Porath, Jiracek, Kacar, Demirbay, Holtby und jetzt eben Ekdal. Je nach System streiten sich also 1 oder zwei Spieler um diese Positionen und wäre ich Kerem Demirbay, würde ich mich spätestens nach der Verpflichtung des Schweden fragen, ob ich nicht vielleicht doch im falschen Film gelandet bin.

Da kommt es einem mittlerweile schon wie ein schlechter Scherz vor, wenn man hört, dass der Verein dem teuersten Spieler des Teams (Holtby) die Rolle des offensiv-zentralen Spielers nicht zutraut und man stattdessen notgedrungen auf einen Flügelspieler (Ilicevic) bauen muss, mit dem man aufgrund seiner Verletzungsanfälligkeit aber nicht planen kann, wie auch diese Vorbereitung wieder eindrucksvoll beweist.

Außerdem – was ist das eigentlich für eine Idee? Ich hole irgendwelche Spieler, um dann feststellen zu können, dass der oder der „eventuell auch auf der Position spielen könnte“. Warum holt man gleich einen Spieler für die vakante Position? Warum kauft man ein und schult dann notgedrungen um?

Natürlich werden wieder einige einwenden, dass die Transferperiode ja noch bis zum 31.08. andauert und ja noch soooo viel passieren kann. Bedenkt man jedoch, dass der HSV allein in der Personalie Gregortisch offenbar nicht in der Lage ist, sein Angebot um € 500.000 zu erhöhen und denkt man dann an die Aussage des Direktor Profifußballs, der meinte, dass es für die Spieler, die man gern abgeben möchte, „keinen Markt gibt“, wird man erkennen, dass die Handlungsfähigkeit des Vereins nicht eingeschränkt ist, sie ist schlichtweg nicht vorhanden.

Und so prophezeie ich bereits heute, dass dieser HSV am 14.08. in München eine Klatsche erster Klasse bekommen wird, anschließend wird in alle Eile Herr Kühne bemüht und man verpflichtet auf den letzten Drücker einen sogenannten Spielmacher. Dieser braucht dann natürlich mindestens ein halbes Jahr, um sich an Mannschaft und System zu gewöhnen und spätestens zur nach dem 17. Spieltag wackelt der Stuhl des Trainers wie bei einem Erdbeben der Stärke 8,7 auf der nach oben offenen Richterskala.

Damit aber nicht genug. Wie jeder, der nicht mit vollständiger Blindheit gestraft ist, erkennen konnte, hinkte der HSV im Grunde jeder anderen Mannschaft in der letzten Saison hinterher und diese Mannschaft rüsten auf. Der HSV aber rüstet (notgedrungen) ab.

Wohl dem, der einen Platz im gesicherten Mittelfeld erkennen möchte.