RucksackdesGrauen

Es gibt einen Punkt, der geht über das hinaus, was man gemeinhin als „peinlich“ bezeichnet und tendiert dann deutlich in Richtung „fremdschämen“. Nun ist es ja nicht so, dass man als Anhänger, Fan oder Mitglied des HSV in der jüngsten Vergangenheit von peinlichen Aktionen des Vereins verschont geblieben ist, aber die Art und Weise, wie man sich aus der Affäre #Rucksackgate lavieren möchte, ist peinlicher als Big Brother und Dschungel Camp zusammen.

Gestern Abend veröffentlichte der offenbar sichtlich erleichterte Hamburger Sportverein folgende Meldung, unterschrieben vom erhitzten Vorstandsvorsitzenden:

Die HSV Fußball AG nimmt Bezug auf folgende, heute durch die Pressestelle der Hamburger Polizei bekanntgemachten Informationen.
Dort wurde auf Nachfrage interessierter Medien bestätigt, dass nach umfangreichen kriminalpolizeilichen Ermittlungen ein Anfangsverdacht wegen Diebstahls gegen Frau D. besteht. Das weitere Vorgehen erfolge in enger Abstimmung mit der Staatsanwaltschaft.
Auch die unabhängige Untersuchung der vom HSV beauftragten Wirtschaftsprüfungsgesellschaft widerspricht den Erkenntnissen der Polizei nicht.
Die jetzt vorliegenden Ergebnisse bestätigen unsere anfängliche Vermutung, dass eine Straftat gegen uns begangen wurde, indem ein Rucksack, der HSV-interne Dokumente enthielt, vorsätzlich entwendet wurde und stützen das gegenüber Peter Knäbel ausgesprochene Vertrauen.
Dietmar Beiersdorfer für den Vorstand der HSV Fußball AG. 

„Auf Nachfrage interessierter Medien also“ 😀 😀

Köstlich, Didi.

Desweiteren wird Bezug genommen auf eine, mitten in den laufenden Ermittlungen gemachte Verlautbarung der Ermittlungsbehörden, nachdem ein angeblicher „Anfangsverdacht“ gegen die ehrliche Finderin des „Rucksacks des Grauen“ bestehen würde, Grundlage für diesen Anfangsverdacht sei eine anonyme Mail, die Frau D. belasten würde.

Da frage ich mich, wie grenzwertig es eigentlich noch gehen soll. Die Polizei respektive die Staatsanwaltschaft erhält eine anonyme Mail und posaunt einen Anfangsverdacht einfach so an „interessierte Medien“ raus? Soll das ein mieser Witz sein? Mal angenommen, dieser Anfangsverdacht auf Grundlage einer anonymen Mail erweist sich als sachlich und inhaltlich falsch, dann dürfte die Polizei Hamburg aber mal ein massives Problem haben. Unabhängig davon halte ich ich spekulative Informationen, die während einer laufenden Ermittlung an die Presse gemacht werden, grundsätzlich für rechtswidrig, aber bitte. Damit sollen sich am Ende die Ermittlungsbehörden auseinandersetzen.

Auch die unabhängige Untersuchung der vom HSV beauftragten Wirtschaftsprüfungsgesellschaft widerspricht den Erkenntnissen der Polizei nicht.

Na sag blos, Didi, wer hätte das gedacht? Wenn ich jemanden mit einer Ermittlung beauftrage (Wirtschaftsprüfer, Detektiv, private Ermittler), die in meinem Auftrag und von mir bezahlt etwas herausfinden sollen, werden die Ergebnisse dieser Ermittlungen garantiert dem entsprechen, was ich mir davon erhoffe. Wenn dem nicht so ist, wird es außer dem Ermittler und mir niemand erfahren. Die von mir veröffentlichen Ermittlungsergebnisse werden immer dem entsprechen, was mir gefällt und was mich in bestem Licht stehen lässt, alles andere erfährt die Öffentlichkeit nicht. Vor diesem Hintergrund wirkt es nun fast wie ein Wunder, dass eine Gesellschaft, für die ich zigtausende an Euros bezahle, zu den gleichen positiven Ergebnissen kommt, wie die staatlichen Behörden.  [Ironie aus]

„…dass eine Straftat gegen uns begangen wurde, indem ein Rucksack, der HSV-interne Dokumente enthielt, vorsätzlich entwendet wurde und stützen das gegenüber Peter Knäbel ausgesprochene Vertrauen“.

Jetzt muss ich dann nochmal laut lachen. Sein wir doch mal ehrlich, es ist doch vollkommen egal, ob Knäbel die Unterlagen verloren hat (wo auch immer) oder ob er so dämlich war, sie sich klauen zu lassen. Fakt ist doch, diese Unterlagen waren an einem Ort, an dem man (wer auch immer) klauen konnte und dies ist unbestritten Knäbels Fehler, geht man davon aus, dass sich Frau D. nicht ins Büro des Profifußball Direktors geschlichen hat. Und sollte dies der Fall sein, sollte sich der HSV fragen, wie sie dort hinein gelangen konnte. Fakt ist: Knäbel hat hochsensible Dokumente, die

in ausgedruckter Form gar nicht aus dem Büro gelangen sollten

normalerweise verschlüsselt und in digitaler Form vorliegen sollten

nichts in einem Rucksack zu suchen haben

mit sich herumgeschleppt und allein das ist an Inkompetenz nicht zu übertreffen.

Aber halt, warum eigentlich Rucksack, Didi?

SPORT1: Stand heute: Wissen Sie, wie der Rucksack abhanden gekommen ist?

Knäbel: Es ging nie um den Rucksack, sondern immer nur um die Dokumente. Was damit passiert ist, da ermittelt momentan die Polizei. Da bin ich genauso hilfreich bei der Ermittlung.

An dieser Stelle einmal ein gut gemeinter Tipp: Bevor ihr in die Kameras hustet, öffentliche Stellungnahmen abgebt oder euphorisiert twittert, stimmt euch doch einfach mal untereinander ab, dann verkündet ihr vielleicht irgendwann mal ungefähr das Gleiche. So wirkt es zumindest auf mich, als wisse nach wie vor die linke Hand nicht, was die rechte Hand verbreitet. Amateurhafte Kommunikation, wie man sie vom HSV gewohnt ist.

Anyway, dem dünn-angerührten Fan und der verblödeten Randnotiz wird dieser Erkenntnisstand reichen, um in Jubelarien auszubrechen und genau damit rechnet der Verein und er rechnet zu recht. Nur eine Frage das Zeit, bis die ersten Hohlbirnen den Knäbelpeter zum „Ehrenmann“ küren, dabei hat sich Stand heute absolut nichts zum Stand letzter Woche verändert. Um das zu begreifen, benötigt man jedoch ein funktionierendes Gehirn und das ist unter HSV-Fans selten geworden .

Zwei Dinge noch.

Unmittelbar nach dem Verschwinden der Dokumente fühlte sich der HSV in Person von Beiersdorfer und Gernandt bemüssigt, für den angeschlagenen Knäbel eine Ehrenerklärung auf HSV.de zu veröffentlichen. Diese Erklärung war sowohl vom Vorstandsvorsitzenden wie auch vom Vorsitzenden des Aufsichtsrats unterzeichnet. Besonders pikant war es deshalb, weil Gernandt diese Erklärung (wieder einmal) ohne Rückendeckung bzw. Mehrheitsbeschluss des Aufsichtsrats unterzeichnete. Gestern nun war Gernandts Name plötzlich verschwunden bzw. gelöscht, heute ist die gesamte Erklärung nicht mehr auffindbar.

Gestern noch tatsächlich sowas wie leichte Kritik oder zumindest angedeuteter Zweifel, heute bereits wieder die üblichen Hurra-Schreie. Das, was Hamburgs Sportpresse seit nunmehr langer Zeit an Inhalten abliefert, ist mit dem Begriff „Hofberichterstattung“ nicht ausreichend gewürdigt.

Das war ein rundum gelungener Auftakt, das kann man nicht anders sagen. Zuerst eine gute Trainingseinheit, dann eine Präsentation mit Inhalt und einer Menge Charme. Als eher einfacher Kerl wurde mir der letzte Zugang des HSV angekündigt – und seit heute Mittag kann ich diesem dummen Vorurteil widersprechen. Hunt ist ein eher zurückhaltender Typ, das war bekannt. Aber er ist ein offenbar sehr smarter, charismatischer Typ…

Ja meine Güte, „Herr Scholz“, welche Kehrtwendung. Hat man sie bezahlt oder ist das spontane Liebe?

Ich wurde immer wieder gefragt, was ich von Hunt als Einkauf halte. Und ich muss zugeben, dass es preislich der beste Coup des HSV in dieser Transferperiode ist, sollten die rund drei Millionen Euro Ablösesumme stimmen. Denn sportlich ist Hunt eine Sofortverstärkung.

Heilige Mutter Gottes, wir haben Messi verpflichtet. Was geschrieben wird, sollte Super-Aaron in 3 Spieltagen die Bank hüten und in 2 Monaten mit Kniebeschwerden das Individualtrainingslager Ilicevic bereichern, kann man sich bereits jetzt ausmalen. Leider sind diese Schmierlappen nicht in der Lage, auch nur einmal einen halbwegs gesunden Mittelweg zu finden. Es gibt nur „Resterampe“ und „Altlast“ auf der einen oder „Sensationstransfer“ und „Soforthilfe“ auf der anderen Seite.

Und dann wundern sie sich, wenn sie von ihren „Spendern“ im Regen stehengelassen werden 🙂

Freundlichen Tag.