0:0 am 5. Spieltag im Heimspiel gegen Eintracht Frankfurt und das aktuelle Sportstudio titelt:

“HSV ohne Spektakel, da muss man sich erst mal dran gewöhnen.”

Und es stimmt, Spektakel darf und sollte man in dieser Saison nicht erwarten, allerdings dürfte das vielen Fans nach den negativen Spektakeln der letzten Jahre auch nicht schwer fallen. Eher ist das Gegenteil der Fall, der HSV spielt einen unauffälligen, unspektakulären und ehrlichen Fußball und allein der Umstand, dass man das Ganze wieder „Fußball“ nennen kann, ist einzig und allein Trainer Bruno Labbadia zu verdanken und keiner anderen Exzellenz.

Warum? Nun, rein nominell hat sich der HSV gegenüber der Vorsaison nicht verbessert, betrachtet man die Qualität der einzelnen Spieler im Saison-Vergleich. Abgänge von Nationalspielern wie Jansen, van der Vaart, Westermann und Co. konnten qualitativ nicht 1:1 ersetzt werden und doch spielt der HSV wieder Fußball, im Gegensatz zur Saison 2014/15. Wie das sein kann? Tja, wie kann es sein, dass eine Mannschaft wie der FC Augsburg, die personell nicht übermäßig ausgestattet ist, plötzlich europäisch spielt? Wie kann es sein, dass sich ein Land wie Island mit 330.000 Einwohnern (weniger als Bielefeld) und gerade mal 20.000 Fußballspielern locker für die nächste EM qualifiziert, während Nationen wie Holland, Türkei, Bosnien, Schottland, Bulgarien und Serbien zugucken werden?

Es geht um Systeme, funktionierende Systeme. Es geht darum, dass die Spieler ihre Aufgaben erkennen und erfüllen und es geht darum, die bestmögliche Mischung zu finden. Das müssen nicht immer die besten 11 sein, aber es müssen die 11 sein, die am besten zueinander passen. Bruno Labbadia findet diese Mischung zur Zeit und es bleibt zu hoffen, dass dies noch länger so anhält. Denn eines muss an dieser Stelle auch gesagt werden – es noch nichts annähernd gut oder gar perfekt beim HSV.

So ist man defensiv zwar gefestigt und halbwegs stabilisiert (immerhin zwei Zu-Null-Spiele in Folge), aber nach vorn fehlt nach wie vor vieles. Der HSV ist in der Offensive gezwungen, gnadenlos effektiv zu agieren, denn viele Chancen spielt man sich in 90 Minuten nicht raus. In Gladbach waren es vier Chancen (3 Tore), gegen Frankfurt waren es zwei Chancen (kein Tor). Für höhere Ansprüche ist das natürlich deutlich zu wenig und der nächste Schritt müsste sein, besonders auf den offensiven Außenpositionen für mehr Torgefahr zu sorgen.

Ilicevic ist zwar viel unterwegs und er ist auch (außer vielleicht Hunt) der einzige Spieler, der eine 1 gegen 1-Situation sucht und ab und zu gewinnt, vor dem Tor ist er jedoch gnadenlos harmlos und Abschluss-schwach. Nicolai Müller braucht jede Menge Raum vor sich, damit er seine Schnelligkeit ausspielen kann, ein Dribbling versucht er so gut wie nie und Flanken von ihm sind eine Seltenheit. Bleibt also Lasogga, der allerdings von Vorlagen leben muss, die zu selten kommen.

Dennoch, bis auf die letzten 30 Meter sieht das, was der HSV produziert, endlich wieder nach sowas wie Fußball aus und kann dieser Trend bestätigt werden, so könnte uns eine langweilige Saison bevorstehen. Langweilig ist an dieser Stelle allerdings ausnahmsweise einmal positiv gemeint, denn eine langweilige HSV-Saison ist eine gute HSV-Saison.

Bleibt mir noch eines zu sagen. Gestern meinten ein paar besonders Kreative, folgendes Transparent aufhängen zu müssen.

Hunt

13 Jahre Sinnbild des Feindes. Aaron Hunt niemals ein Hamburger.

Ich erinnere mich bei dieser Gelegenheit gern an die allseits verbreitete Empörung über die BILD-Aktion „Wir helfen“, die von exakt den gleichen Patienten aufs Schärfste verurteilt und abgelehnt wurde. Diese Vollidioten, die die BILD als den Belzebub des Bösen ausmachen wollen, wurden von exakt diesem Blatt animiert, solche Feindbilder zu empfinden und sie merken nicht einmal, dass sie pausenlos von dem manipuliert werden, den sie nun so verzweifelt bekämpfen wollen.

Ihr Spacken, für die BILD schäme ich mich nicht, das ist Boulevard für Amöben, aber für euch Möchtegern-Fans schäme ich mich als HSVer in Grund und Boden.