Bruno warnt und Bruno tut richtig daran zu warnen.

„Ich bin weit entfernt davon zu glauben, dass es für uns einfach so positiv weitergeht. Dass wir zehn Punkte haben, ist gut. Aber wir können uns nicht darauf ausruhen. Der Tabellenplatz ist nach sechs Spieltagen völlig unwichtig – aber die zehn Punkte, die wir haben, die sind geil.“

100% korrekt. Aber Labbadia sagte noch etwas, was mindestens genauso richtig ist.

Als die Frage nach dem Europacup kam, schüttelte Bruno Labbadia belustigt den Kopf. „Das ist das alte HSV-Muster“

So ist es, aber wenn man einige Kommentare in sozialen Medien, in Blogs und Foren betrachtet, könnte man meinen, dass der Trainer bereits nach dem 6. Spieltag gegen eine Wand redet. Denn auch die euphorisierten Medien überbieten sich zur Zeit in Jubelarien und eine Sensations-Überschrift jagt die nächste.

„Die unheimlichen Serie des HSV“ (Kicker)

„Darum ist der HSV plötzlich so stark (BILD)

„Granate Gregoritsch“ (BILD)

„Labbadia: Der Mann mit den goldenen Händen“ (Mopo)

„Labbadia jagt jetzt seinen eigenen Rekord“ (Abendblatt)

„Der HSV ist wieder da“ (Mobbing-Opfer)

 

Sorry Leute, aber das ist ein bleibt einfach nur haarsträubender Unsinn und so sehr ich den Verein und die gebeutelten Exzellenzen auch verstehen kann, dass sie über den Umstand, dass sie den negativen Schlagzeilen vorerst entronnen sind, mehr als glücklich sind, so sehr muss man begreifen, dass man weder Mannschaft noch Trainer noch sich selbst einen Gefallen tut, wenn man heute von irgendwas träumt, was einfach der nicht der Realität entspricht.

Dabei hat diese Einstellung nicht etwa etwas mit Zweckpessimismus zu tun, es ist ist schlicht die Wahrheit. Weil er das weiß, weil er in vollem Bewusstsein der Realität auf die Bremse treten muss, sagt Labbadia: „Das ist das alte HSV-Muster“.

Und es stimmt. Denn besonders die selbsternannten Experten unter den Fans, die vor kurzem noch am lautesten gepöbelt haben, schalten jetzt ohne zu zögern auf Europa-Modus, unfassbar. Dabei kann man immer nur wieder erinnern: Gegen wen und vor allem wie hat der HSV seine 10 Punkte eingespielt.

  1. Spieltag: Klatsche in München
  2. Spieltag: 3:2 Sieg gegen 10 Stuttgarter
  3. Spieltag: 1:2 Niederlage gegen schwache Kölner
  4. Spieltag: 3:0 Sieg gegen Gladbacher, die am Boden lagen
  5. Spieltag: Maues 0:0 mit nahezu keinen Torchancen
  6. Spieltag: Glückliches 1:0 in Ingolstadt

Und nein, es geht nicht darum, etwas schlechter reden zu wollen. Es geht darum, die Dinge so zu betrachten, wie sie sind.

Am 6. Spieltag  der Saison 2014/15 hatte der SC Paderborn 8 Punkte und war Tabellen-11. Ergebnis bekannt.

Am 6. Spieltag der Saison 2012/03 hatte Fortuna Düsseldorf 10 Punkte (Tabellen-6.), am Ende stiegen die Düsseldorfer mit gerade mal 30 Punkte ab.

Am 6. Spieltag der Saison 2011/12 hatte Hertha BSC 9 Punkte (10.) und musste nach 34. Spieltagen in die Relegation.

Natürlich kann man beim HSV 2015 sowas wie eine positive Entwicklung erkennen, keine Frage. Es sieht alles nicht mehr ganz so zufällig aus wie in den letzten Jahren, man kann ab und an sogar sowas wie Spielzüge erkennen, aber mehr auch nicht. Als Beweis gilt das Spiel in Ingolstadt, welches in großen Teilen an das Gewürge vom letzten Jahr erinnerte.

Aber okay. Wenn es einige Patienten gibt, die bereits jetzt wieder von Europa träumen wollen, schauen wir uns doch mal die Mannschaft im Einzelnen an. Was genau ist daran „Europa-würdig“ bzw. was genügt höheren Ansprüchen?

Tor: Im Tor ist der HSV mit Sicherheit überdurchschnittlich besetzt, mit Adler und Drobny hat man keine 1 und 2, sondern eine 1a und 1b. Wechselweise.

Abwehr: Sowohl die rechte wie auch die linke Außenverteidiger-Position ist in Hamburg eher unterdurchschnittlich besetzt. Diekmeier, Ostrzollek und leider auch Sakai genügen jedenfalls keinen höheren Ansprüchen. Die Innenverteidigung mit Djourou, Spahic, Cleber oder Kacar ist bestensfalls Bundesliga-Durchschnitt.

Defensives Mittelfeld: Mit Ekdal, Diaz, neuerdings Holby, Kacar, Jung ist man in der Bundesliga gut aufgestellt, zu mehr reicht es nicht.

Offensives Mittelfeld: Hunt ist sicherlich ein guter Bundesliga-Spieler, Stieber ist raus, Holtby vorerst zurückversetzt. Nimmt man Spieler wie Ilicevic und Müller zu dieser „Gattung“ hinzu, erkennt man das Dilemma. Das ist kaum Bundesliga-Schnitt.

Sturm: Lasogga hat lichte Momente, für einen überdurchschnittlichen Stürmer sind sie deutlich zu selten. Schipplock ist jetzt wieder das, was er auch vorher war – ein Ergänzungsspieler. Die besten Zeiten von Ivica Olic sind Jahre her, Artjoms Rudnevs wollte, aber er darf nicht.

Fasst man die Qualitäten der Einzelspieler zusammen, so erkennt man, dass der HSV bestenfalls Bundesliga-Durchschnitt repräsentiert, was aber nach den Jahren zuvor bereits ein Erfolg wäre. Holt die Mannschaft!!!! alles aus sich heraus, kann sie ab und an für eine Überraschung sorgen, für Wunder wird es nicht reichen.

Also gilt: Punkte holen und Klappe halten. Damit würden übrigens alle gut fahren.

P.S. Zum Schluss das Letzte

Der „Master of Heuchelei“ hat auch an diesem Freitag wieder zugeschlagen:

http://www.abendblatt.de/meinung/article205794397/Der-HSV-ist-wieder-da.html

Kein Wort davon, dass aus seiner Feder das Urteil „der schlechteste Trainer in der Geschichte des HSV“ stammt. Kein Ton darüber, dass sich  „The Frisur“ unmittelbar in den Ruhestand begeben wollte, sollte dieser Labbadia jemals wieder beim HSV als Trainer arbeiten. Man kann sich zwar im öffentlich-rechtlichen Fernsehen über Mobbing ausheulen, zu seinen Fehler kann man scheinbar nicht stehen und entschuldigen kann man sich auch nicht. Unerträglicher Clown.

http://hsv-blog.abendblatt.de/2013/12/26/10697/comment-page-1/