HSV-Arena vor zwei Tagen:

Tor: Im Tor ist der HSV mit Sicherheit überdurchschnittlich besetzt, mit Adler und Drobny hat man keine 1 und 2, sondern eine 1a und 1b. Wechselweise.

Abwehr: Sowohl die rechte wie auch die linke Außenverteidiger-Position ist in Hamburg eher unterdurchschnittlich besetzt. Diekmeier, Ostrzollek und leider auch Sakai genügen jedenfalls keinen höheren Ansprüchen. Die Innenverteidigung mit Djourou, Spahic, Cleber oder Kacar ist bestensfalls Bundesliga-Durchschnitt.

Defensives Mittelfeld: Mit Ekdal, Diaz, neuerdings Holby, Kacar, Jung ist man in der Bundesliga gut aufgestellt, zu mehr reicht es nicht.

Offensives Mittelfeld: Hunt ist sicherlich ein guter Bundesliga-Spieler, Stieber ist raus, Holtby vorerst zurückversetzt. Nimmt man Spieler wie Ilicevic und Müller zu dieser „Gattung“ hinzu, erkennt man das Dilemma. Das ist kaum Bundesliga-Schnitt.

Sturm: Lasogga hat lichte Momente, für einen überdurchschnittlichen Stürmer sind sie deutlich zu selten. Schipplock ist jetzt wieder das, was er auch vorher war – ein Ergänzungsspieler. Die besten Zeiten von Ivica Olic sind Jahre her, Artjoms Rudnevs wollte, aber er darf nicht.

Nun denn. Wissen viele, will aber im Moment kaum einer hören bzw. lesen. Jubelperser sind angesagt, Realisten haben keine Konjunktur. Denn ist man Realist in diesen Tagen, ist man „Hater“ oder „Pester“ oder „Schwarzseher“, was für ein Bullshit. Dabei ist es für jeden, der die BILD-, Mopo- und Abendblatt-durchtränkte rosa Vereinsbrille abnimmt, mehr als ersichtlich, dieser HSV genügt höheren Ansprüchen (noch) nicht, weil er gar nicht genügen kann. Dabei ist weder der Mannschaft noch Trainer Labbadia ein Vorwurf zu machen, es ist halt spielerisch nicht mehr drin. Ein Gregoritsch ist kein Son, ein Hunt ist kein Calhanoglu und ein Lasogga wird in diesem Leben kein Lewandowski mehr werden. Das ist so, also muss man sich mit dem behelfen, was man hat.

Stattdessen aber passiert etwas anderes.

„Die neue Stärke des HSV. „Darum ist dieser HSV jetzt so stark: „Brunos’s Wunderhände“ usw. Bla bla bla.

Diese krankhafte Schwarz/Weiß-Seherei ist etwas, was dem HSV in all den Jahren massiv geschadet hat, wobei man auch anmerken muss, dass der Verein nicht all zuviel dagegen tut, Labbadia mal ausgenommen. Alle anderen Exzellenzen ziehen sich gekonnt zurück und überlassen den Jublern das Feld, ist ja auch so schön bequem.

Vor dem gestrigen Spiel hatte ich eine Aufstellung geblogt, ich wiederhole an dieser Stelle gern nochmal:

Tor: Drobny

Abwehr: Diekmeier, Spahic, Djourou, Ostrzolek

Mittelfeld: Diaz, Ekdal, Holtby, Hunt

Sturm: Olic, Schipplock

Betrachtet man das gestrige Spiel, in dem der HSV so gut wie keine reale Offensiv-Situation kreieren konnte (Standards mal ausgenommen), wäre dies vielleicht die bessere Wahl gewesen. Der routinierte Olic und der Athlet Schipplock anstatt Einzelkämper Lasogga und Hunt auf der linken Außenposition, womit sich Labbadia im ersten Durchgang klassisch vercoacht hatte. Egal, heute ist man schlauer. Wo sich der HSV allerdings dringend schlau machen sollte, ist die Position des linken Außenverteidigers, denn das, was Herr Ostrzolek jetzt seit mehr als 35 Spielen dort abliefern ist leider kein Bundesliga-Fußball.

Was lernen wir nun daraus?

  1. Der HSV hat noch reichlich Arbeit vor sich.
  2. Defensiv ist es weitgehend ok, offensiv spielt der HSV gegen den Abstieg.
  3. Der HSV muss seine Punkte gegen andere Gegner als gegen Bayern, Dortmund, Schalke oder Wolfsburg holen
  4. Demütig bleiben, über Fortschritte freuen, Punkte holen.

Euch allen einen schönen Sonntag