Gestern hatte ich eine interessante Diskussion, es ging um Professoren, Lehrer, Lehrkräfte im Allgemeinen. Im Verlauf der Unterhaltung kamen wir auch auf Themen wie Motivation, erforderliche Eigenschaften und die „Lust am Lehren“ und wir fragten uns dann, was eigentlich die Aufgaben eines Lehrer/Professors sind. Natürlich muss der Mensch, der vorn steht, den Lernstoff vermitteln. Das Ziel des Schuljahres/Semesters muss erreicht werden. Wie aber schafft man das?

Ich erinnerte mich an meine eigene (Urzeiten zurückliegende) Schulzeit und ich erinnerte mich an einen Mathelehrer, wir nannten ihn „Wildschwein“, fragt mich bitte nicht, warum. Blicke ich zurück auf meine Zeit am Gymnasium Oldenfelde, so muss ich gestehen, dass ich im Grunde die ganze Zeit über eine absolute Mathe-Pfeife war, für mich waren Hypotenusen, Graphen und Logarithmen Böhmische Dörfer und ich hatte einfach keinen Spaß an der Sache. In der 9. Klasse aber hatte ich „Wildschwein“ als Mathlehrer und plötzlich stand ich auf 2. Wie konnte das angehen? Gestern noch zu doof für Integralrechnung und plötzlich auf dem Weg zum Informatik-Studium?

Die Erklärung war eine ganz einfache: „Wildschwein“ hatte es geschafft, dass mich Mathe interessierte. Er hatte meine Begeisterung für etwas geweckt, was mir bis dahin eine Belastung und keine Freude war. Plötzlich fiel mir das Lernen leicht, die Beschäftigung mit diesen seltsamen Begriffen machte auf einmal sogar Spaß, was vorher schwer war, war plötzlich einfach. Leider blieb der Motivator nur ein Jahr und ab Klasse 10 war Mathe wieder ein Horrortrip für mich.

Was aber gehört nun zum Beruf des Lehrers?

Vorbereitung auf den Unterricht, sicher. Ausarbeitung von Unterrichtsplänen. Gestaltung des Unterrichts als solcher. Erstellung von Klausuren und deren Korrektur. Der Unterricht selbst. Nachbereitung, Benotung, Schüler-Gespräche, Eltern-Gespräche, Lehrer-Konferenzen, Weiterbildung.

Schullehrer, Fußball-Lehrer

Viele stellen sich die Frage: Warum wird ein Fußball-Trainer heute eigentlich als Fußball-Lehrer bezeichnet, zumindest dann, wenn er die höchsten Spielklassen erreicht?

Die Qualifizierung des Trainer-Berufs baut sich laut DFB wie folgt auf:

Trainer C-Lizenz

Trainer B-Lizenz

DFB-Elite-Jugend-Lizenz

Trainer A-Lizenz

Fußball-Lehrer

http://www.dfb.de/sportliche-strukturen/trainerausbildung/fussball-lehrer/

Warum aber Lehrer? Unterrichtet ein Bundesliga-Trainer denn?

Ich denke, ein guter Bundesliga-Trainer tut heute wesentlich mehr als zu unterrichten, erreicht man den bezahlten Fußball, ist es definitiv vorbei mit einem 9 to 5-Job. Im Gegensatz zu einem Gymnasial-Lehrer oder auch einem Professor hat es ein Bundesliga-Trainer nicht mit Schülern oder Studenten zu tun, sondern mit Ein-Mann-Unternehmen mit Millionenumsätzen und dazugehörigen Beratern, Anwälten, Interessen-Vertretern etc. Ein Bundesliga-Trainer muss aus einem Haufen egoistischer Individualisten eine erfolgreiche Einheit bilden, er muss den Jung-Millionären vermitteln, dass sie im Verbund stärker und besser sind, als jeder für sich allein. Und das jeden verdammten Tag.

Bedenkt man, was zu den Jobs eines Bundesliga-Trainers gehört, gestaltet sich das Ganze zur Mamutaufgabe.

Zuerst einmal ist da natürlich das Training als solches, obwohl der eigentliche Trainingsablauf zum großen Teil von den Assistenz-Trainern geleitet wird. Diese aber müssen wissen, was trainiert werden soll, die Aufgabe des Cheftrainers.

Dann geht es weiter. Kontakt zu den Medizinern, Physios. Mit den Analysten werden Abläufe besprochen, Gegner studiert. Mit den Scouts muss man sich regelmäßig über eventuelle Neuzugänge unterhalten. Reisen zu Spielen der nächsten Gegner, anschließende Analyse mit den Spezialisten. Gespräche mit dem Funktions-Team, Austausch über den Zustand (physisch und mental) einzelner Spieler. Gespräche mit den Spielern, eventuell den Beratern. Nach den Spielen Pressekonferenzen, Fehler-Analyse, unmittelbare Vorbereitung auf den nächsten Gegner.

An dieser Stelle vernachlässigen wir einmal die weiteren Termin wie Interviews, Sponsoren-Verpflichtungen, Meetings mit Sportchef oder Vorstand.

Was aber muss ein wirklich guter Trainer noch tun? Er muss lehren! Er muss jedem Spieler für sich und der Mannschaft als Ganzes etwas beibringen, was sie bisher noch nicht wussten. Nicht umsonst sprechen Spieler davon, dass ein bestimmter Trainer sie auf eine neue Stufe gehoben hätte und wirklich guten Trainern gelingt das mit ganzen Mannschaften. Der „Übungsleiter“ (erst hier merkt man, wie lächerlich dieser Begriff eigentlich ist), muss Begeisterung wecken, er muss es schaffen, dass die Jungs gern zum Training kommen. Er muss ihnen zeigen und beweisen, was sie erreichen können, wenn sie dem gemeinsamen Ziel alles unterordnen und auf ihre eigenen Befindlichkeiten und Privilegien verzichten. Und er muss das nicht mit 14-jährigen Schülern oder Party-verrückten Studenten schaffen, er muss das mit Jung-Millionären schaffen, die die letzten Jahre nichts anderes gehört haben, als die Ansage, was für Götter sie doch sind.

Das alles muss ein Fußball-Lehrer heutzutage auf die Reihe bekommen und er muss es vor dem Hintergrund schaffen, dass in einem Verein Duzende Personen ihre eigenen Süppchen kochen. In einem Umfeld schaffen, wo Intrigen und Presse-Kontakte an der Tagesordnung sind und wo man als sportlich Verantwortlicher weiß, dass die Halbwertzeit in diesem Beruf ca. 14 Monate andauert. So gesehen kann man einen (Groß)-Teil der Bezahlung eines Fußball-Lehrers tatsächlich als Schmerzensgeld empfinden.

Wenn also das nächste Mal der Kopf des Trainers gefordert wird oder wenn besonders Schlaue meinen, dass der Trainer überbezahlt ist, einfach mal dran denken, wie einfach man dagegen sein Geld als Sportchef oder Vorstand verdient. Und wie sicher diese Jobs gegen den Job des Trainers sind.

Weitere Details zu der Aktion findet ihr „oben“ zwischen „Über uns“ und „Kontakt. Unter „Spenden“. Auf geht’s.