7 Spiele, 3 Siege, ein Unentschieden, 3 Niederlagen, 8:10 Tore, Platz 11. Durchschnittlicher bzw. mittelmäßiger ginge es nur noch, hätte der HSV zwei Tore mehr erzielt und auch noch ein ausgeglichenes Torverhältnis.

Es scheint, als wäre der HSV 2015 im Mittelmaß der Bundesliga angekommen und das ist, um es ausdrücklich zu erwähnen, gut so! Wenn aus einem potenziellen Abstiegsaspiranten und einer Skandalnudel ein durchschnittlicher Verein ohne Schlagzeilen wird, ist das zuerst einmal eine gute Entwicklung, es ist eine Entwicklung, die viele Fans und Anhänger des Hamburger Sportvereins herbei gesehnt haben. Endlich einmal nicht auf den Abstiegsplätzen rumhängen, bitte keine neuen Katastrophen wie verlorene Rucksäcke, Maulwurfsinvasionen oder T-Shirts mit Berliner Choreographien. Einfach nur mal ein ganz normaler Bundesliga-Verein sein.

Die Folgen dieser neu-gewonnenen „Normalität“ erkennt man am Leser- bzw. Schreibverhalten der Fans und der Medien. Die Hamburger Sportjournaille sucht verzweifelt nach Themen, denn über mehrere Monate über einen mittelprächtigen Verein zu schreiben, macht wenig Spaß. Inzwischen sind einige Schmierfinken so verzweifelt, dass sie ankündigen, sich dem Nachwuchs zu widmen und dazu die Expertise von „externen Bloggern“ heranziehen zu wollen, was für ein erbärmliches Armutszeugnis. Da möchte sich ein Berufsjournalist von seinen Leser bezahlen lassen (€ 100.000) und ist nicht in der Lage, ohne fremde (Amateur)-Hilfe etwas zur Nachwuchsarbeit des HSV schreiben zu können? Ist das jetzt Unfähigkeit oder einfach nur die gewohnte grenzenlose Faulheit, Münchhausen?

Aber auch die Leser selbst zeigen Reaktion. Klicks und Beitragszahlen gehen zurück, worüber möchte man auch schreiben bzw. sich aufregen? Die Pöbelkommentare in sozialen Medien wie Facebook sind stark rückläufig, warum auch motzen, wenn es kaum etwas zu motzen gibt. Dabei hat sich eigentlich Sozialverhalten der Fans im Grunde nicht geändert, noch immer gibt es viele, die 24 Stunden am Tag auf der Suche nach Meldungen und Skandälchen über „ihren“ Verein sind, aber sie werden in diesen Tagen nicht fündig, der HSV „liefert“ nicht. Weder sportlich noch inhaltlich, der HSV ist langweilig geworden und obwohl man denken könnte, dass dies ausschließlich positiv zu bewerten wäre, liegt in der neu gewonnenen Normalität auch eine Gefahr. Der HSV könnte zu langweilig werden, er könnte sogar uninteressant werden.

Während man im negativen Fall (Abstiegskampf) mit der Mannschaft fiebern kann, sie bedingungslos unterstützt und ihr mit dem eigenen Support Hilfe anbietet, während man im positiven Fall (Kampf um Europa) die letzten Kräfte für das scheinbar Unmögliche mobilisieren und kein Entscheidungsspiel verpassen möchte, ist man als Fan eines Mittelklasse-Vereins irgendwie gelähmt.

Das bedeutet nun wahrlich nicht, dass sich der HSV erneut auf das Abstiegsgespenst einlassen sollte, nur um seine Fans zu mobilisieren, aber der Mensch und besonders der Fußball-Fan ist nun mal so. Möchte er sich selbst und anderen auch einreden wollen, dass ihm die Langweiligkeit des Durchschnitts behagt, er hält diesen emotionsfreien Zustand nicht lange aus.

Der Verein selbst darf sich davon jedoch nicht aus der Bahn und schon lange nicht von seinem Weg abbringen lassen. Die Befindlichkeiten der Anhänger dürfen in den Planungen der Exzellenzen keine Rolle spielen, ansonsten ist man erneut so getrieben, wie man es die letzten Jahre war.