Alle, die erwartet hatten, dass ich an dieser Stelle das Geheimnis um die heimliche Macht des unsäglichen Helm-Peters lüfte, muss ich enttäuschen. Auch ist nicht Karl Gernandt oder Dino Hermann der eigentlich wichtigste Mann im Dorf, es ist ohne Zweifel dieser kleine Schönling hier.

Wolf

Es stimmt tatsächlich. Unser aller Jörni, von Gottes Gnaden Mediendirektor des einst ruhmreichen Hamburger Sportvereins, weltbester Wasserflaschenöffner ever, er ist der eigentliche Strippenzieher des Vereins und das ist alles andere als ein Witz. Jörn Wolf, ehemals Boulevard-Journalist bei der Hamburger Morgenpost und mehrfach mit dem begehrten Preis des schönsten Pressesprechers der Bundesliga ausgezeichnet (ebenfalls kein Witz) kennt nicht nur alle (schmutzigen) Tricks, er weiß auch nach 13 Jahren HSV-Mühle, wo die Leichen liegen.

Und mag auch der eine oder andere Fan diesen Mann und sein Werk mehr als kritisch betrachten, Jörni ist clever. Jörni beherrscht nämlich eine Übung besser als jeder andere und es muss jeder für sich selbst entscheiden, was er rein charakterlich davon hält. Jörni klebt nämlich grundsätzlich an der Person im Verein, die gerade hoch im Kurs steht. Das war mal Bernd Hoffmann, dann war es mal Frank Arnesen, jetzt ist der MarketingHilki, together we are strong.

Derjenige, dessen Stern am sinken ist, spielt in Jörnis Überlegungen nur noch eine untergeordnete Rolle, man möchte schließlich nicht mit untergehen. Und so beherrscht der Pressesprecher eine Kunst noch besser als die der perfekt geöffneten Wasserbuddel: Er erzählt jedem, was er hören möchte. Er holt jeden da ab, wo dieser gerade steht. Den neumal klugen Bloggern erzählt er, was für faule Säcke doch die alteingesessenen Print-Journalisten sind, die nicht von hier bis zur Wand denken können, die SKY-Geier sind nichts anderes als gekaufte Parasiten. Im Umkehrschluss wird den Kumpels vom Boulevard erklärt, dass diese unwichtigen Internet-Clowns so unmaßgeblich sind, dass man ihren Rotz nicht mal lesen muss.

So fühlt sich jeder wohl und jeder wichtig.

So ist der Direktor Medien irgendwie Buddy mit allen, Weltmeister im Abklatschen. Er kennt alle, ihn kennt jeder, er weiß soviel über den Verein, dass er jederzeit eine Bombe platzen lassen kann und von diesen Bomben gibt es reichlich. Insofern möchte es sich auch keiner der Herren mit ihm verderben, die vom Rang theoretisch über ihm stehen. Wer solch exzellente Kontakte zu den Ex-Kollegen pflegt, dem könnte leicht mal was rausrutschen.

Dabei waren Jörnis Zeiten zu Beginn der 2. Beiersdorfer-Ära eigentlich gezählt. Didi wusste aus alter Erfahrung, dass der Direktor glänzende Kontakte zu ehemaligen Vorständen und Aufsichtsräten unterhält und das fand er nicht so prickelnd. Also wurde ein Urlaub Wolfs flugs genutzt, um einen Headhunter mit der Suche nach einem Nachfolger zu beauftragen. Eigentlich irgendwie clever, aber dann kam das Tagesgeschäft dazwischen. Die Saison begann, Slomka performte nicht mehr und die Herren Gernandt und Kühne moserten am Trainer rum. Als sich die ganze Geschichte zu einer handfesten Krise entwickelte, machte Düdü in bewährter Art und Weise die Rolle rückwärts und bekniete den Presse-Gott, der natürlich mittlerweile von der Headhunter-Nummer Wind bekommen hatte, doch bitte zu bleiben. Niemand habe die Presse so im Griff wie der scharfeJörni.

Also – Headhunter zurück gepfiffen, Jörni geadelt und weiter im Text. Am Ende hat diese Geschichte Wolf nur noch mächtiger und stärker gemacht, denn jetzt ist ihm Didi etwas schuldig. Wirklich Klasse ist, dass Wolf nun auch noch entlastet wird, der nächste stellv. Mediendirektor ist fällig und es ist (natürlich) ein alter Kollege. Till Müller heißt der neue Verbindungsoffizier, er soll sich an Jörnis Stelle im Winter den Hintern abfrieren, beim Training zugucken und den 2 verstrahlten Sportschreibern erzählen, was den Herren Profis gerade durch den Kopf geht, viel wird es nicht sein.

Dabei ist es ja nicht so, dass Jörni bei jedem Training anwesend war, im Gegenteil. Und immer öfter kommt auch intern die Frage auf, was er eigentlich den ganzen Tag macht. Der (finanzielle) Druck bei den Medien ist mittlerweile derart groß, dass sie sich vom kritischen Begleiter zum ausführenden Organ entwickelt haben, niemand muss mehr ruhig gestellt werden. Naja, außer die BILD vielleicht, aber die kriegen dann halt, was sie brauchen.

Natürlich weiß auch jeder, der auch nur im Ansatz mit der Geschichte zu tun hatte, wer (neben dem Marketing-Gott) zu Zeiten von HSVPLUS dafür verantwortlich war, dass alle entscheidenden Stelle rechtzeitig und gut informiert waren. Wenn man es dann so geschickt macht wie Uns-Jörni, nämlich heimlich, still und leise, hält man sich alle Türen offen. Klappt der Putsch, dann ist man fein raus und auf der richtigen Seite. Klappt er nicht, hat man mit all dem natürlich nichts zu tun gehabt.

Und, man hört und staune, er ist immer noch da. Und das, obwohl einige „verdiente“ HSVPLUS-Initiatoren einigen (ich weiß von mindestens zwei) Hamburger Journalisten den Job des Mediendirektors während der Wahlkampfphase unter der Hand angeboten hatten, wenn sie denn die Sache unterstützen würden.

Eigentlich eine schöne Sache, wenn verdienten Mitarbeitern die Wohlfühl-Oase vergrößert wird. Besonders dann, wenn sie eigentlich das Sagen haben.