Hamburg, 25.05.2014. Der Aufbruch in eine bessere Zeit. Dachten viele. Zumindest dachten es knapp 9.000 Mitglieder, die vor knapp 1 1/2 Jahren den Weg ins Volksparkstadion schafften, mit großer Mehrheit die Mitglieder-Initiative HSV+ und damit die Strukturumwandlung beschlossen. Heute fragt jedoch kaum noch jemand, was eigentlich von all dem übrig geblieben ist, wofür vor vielen Monden zahlreiche Mitglieder viele Stunden Arbeit, Zeit und Nerven investierten und woran sich ein Verein nahezu zweiteilte.

Denn inzwischen hat sich eine Art Gleichgültigkeit wie Mehltau nicht nur auf viele Fans, sondern auch auf viele Mitglieder von Vereins-internen Gremien gelegt, man scheint irgendwie ausgelaugt, ja fast aufgebraucht zu sein. Kaum noch jemand hat Lust auf Nachfrage oder gar Konfrontation irgendeiner Art, man möchte (endlich) seine Ruhe haben. Davon profitiert natürlich die Vereinsführung, die unbehelligt jeglicher Einmischung von außen ihren Geschäften und Skandälchen nachgehen kann.

Eigentlich genau das, was man immer haben wollte. Ein schweigender Aufsichtsrat und eine Vereinsführung, die sich um nichts anderes als um das daily business kümmern muss. Wäre da nicht die Frage der Kompetenz und der Glaubwürdigkeit, denn schließlich hatte eine überwältigen Mehrheit der Mitglieder damals keine Personen, sondern ein Programm bzw. eine Idee gewählt.

Hören wir doch mal rein, was der damals designierte und heute im Amt befindliche Aufsichtsratsvorsitzende Karl Gernandt seinerzeit zum Besten gab und vergleichen es mit der aktuellen Realität.

„Dieses Votum ist die Startlinie.Von heute an geht es los in dem Konzept von HSVPLUS

Das Konzept von HSVPLUS also. Was sah es eigentlich vor, dieses „Konzept von HSVPLUS“? Mir war so, als hätte ich etwas von „Gewinnung von Strategischen Partnern“ im Ohr. Was ist das Resultat, 17 Monate später? Die Umwandlung von Krediten in Anteilsverkäufe (Kühne) und ein Agrarbauer mit zu viel Geld. Herzlichen Glückwunsch.

Außerdem kann ich mich an sowas wie „Entschuldung“ erinnern. Köstlich.

Ach ja, dann wollte man noch in Zukunft auf teure Altstars im Spätherbst ihrer Karriere verzichten und auf talentierte Nachwuchsspieler setzen, die man ausbilden und entwickeln wollte. Ich schätze mal, dass Herr Gernandt in dem Moment an Spieler wie Olic, Spahic, Behrami, Djourou, Hunt, Diaz und Co. dachte.

„…mit einem Kompetenzteam anzutreten, was sich ganz konkret mit den Fragestellungen beschäftigt hat: Was brauchen wir jetzt? Wir brauchen sportliche Kompetenz. Wir brauchen wirtschaftliche Kompetenz. Und wir brauchen Markt-Kompetenz, zu verstehen, wie wir an finanzielle Mittel über die Raute, über das Leben um den HSV herankommen“.

Bei diesen Worten muss ich immer wieder an vergangene Mitgliederversammlungen denken, bei denen sich nahezu jeder Kandidat für einen Sitz im Aufsichtsrat damit bewarb, dass er sein „Netzwerk“ mitbringen würde. Ich schätze, etwas Ähnliches meinte Herr Gernandt mit diesem Worten. Ok, dann nehme ich mir mal die Freiheit nach den Ergebnissen der Netzwerke der Herren Goedhart, Becken und Bönte zu fragen. Man könnte auch nach den Ergebnissen der sportlichen Kernkompetenz der Herren Nogly und zeitweise van Heesen fragen. Anders (vereinfacht) ausgedrückt:

Was hatte der HSV bzw. der HSVPLUS-Wähler bisher davon, dass ausgerechnet dieses Kompetenzteam dort sitzt, wo es sitzt?

„Wir alle glauben, dass die Qualifikation und das Engagement, welches wir mitbringen, reicht, um das Vertrauen, was ihr, liebe Mitglieder, uns gegeben habt, als HSVPLUS, dieses Vertrauen auch in Taten umzusetzen.“

Wenn es kein HSVPLUS mehr gibt (und daran besteht wohl kaum ein Zweifel), dann kann ich auch kein Vertrauen in Menschen haben, die mir damals zugesagt haben, die Inhalte und Werte von HSVPLUS umzusetzen.

„Wir wollen in drei Jahren eine solide Mannschaft haben, die auch Nachwuchsspieler vom HSV auf dem Rasen sieht. Wir wollen einen Verein haben, der in der Lage ist, in der Transferperiode mit breitem Kreuz aufzutreten, weil die Finanzen wieder geordnet sind. Und wie wollen einen Verein haben, der zwischen dem Amateursport und dem Profisport nur noch darüber lacht, wie wir damals im Jahr 2014 versucht haben zu diskutieren, ob Dinge schwarz oder weiß sind….“

Nun denn, Herr Gernandt. Von den drei Jahren sind 1 1/2 vergangen. Hinter uns liegt eine Relegation, vor uns liegt eine Mannschaft, die (leider) keinen Spieler mehr in seinen Reihen hat, für den Bayer Leverkusen eine zweistellige Summe auf den Tisch legen wird. Ich bin sehr auf die nächsten 1 1/2 Jahre gespannt und ich werde den Weg dahin aufmerksam verfolgen

„Und wenn man jetzt hier nach oben guckt, dann merkt man……..welche Hoffnungen mit HSVPLUS verbunden sind und dann weiß man auch, dass irgendwann abgerechnet wird. Das heißt, auch wir werden uns dieser Leistungsgüte einmal stellen.“

Stimmt!

„Wir respektieren Verträge. Wir respektieren Charaktere und wir respektieren Leistung“.

Slomka, Zinnbauer, Kreuzer, Cardoso, Addo, Yilmaz, Judt, Beister, Sobiech, Zoua , Jiracek, und und und…

An dieser Stelle einmal die Frage an all diejenigen, die nicht nur eine andere Meinung haben (was vollkommen okay ist), sondern die anonym auf dem Spamfilter, via Facebook oder Mail alles niederbrüllen, was auf irgendeinen Misstand beim Verein hinweist.

Wozu ist eurer Meinung nach die Presse, wofür sind die Medien da? Ist es die Aufgabe eines Mediums oder eines Journalisten, alles kritiklos zu bejubeln, alles zu ignorieren, was nicht stimmt, nur damit ihr euch besser fühlt? Sollte ein Schreiber dafür sorgen, dass sich der Leser eine Wohlfühloase bildet oder sollte er auf Fehler und Verfehlungen hinweisen, damit sie in Zukunft vielleicht seltener oder besser überhaupt nicht mehr geschehen? Wer trägt wohl eher zu einer Verbesserung bei? Derjenige, der sich mit der Sache gemein macht, um billig an gesteuerte Informationen zu kommen oder derjenige, der linke Nummern erwähnt und anprangert?  Auch ich würde lieber über geglückte Spielzüge, emotionale Siege und Champions League-Abende schreiben, aber um das zu erreichen, muss man die Fehler ausmerzen, die immer wieder bewusst oder unbewusst passieren. Niemandem, auch dem Verein ist damit gedient, wenn man über jeden Mist, der passiert, den Mantel des Schweigens legt, die Dinge ignoriert, die passieren.

Liebe Fans, Mitglieder und besonders liebe HSVPlus-Wähler, wie lange wollt ihr euch eigentlich noch verarschen lassen? Wie lange wollt ihr auf zugesagte Transparenz verzichten? Jeder, der zwar seine Stimme für HSVPlus abgegeben, aber anschließend das Gehirn ausgeschaltet hat, macht sich mitschuldig, wenn er keine Fragen stellt. Da es aber aufgrund der Umstrukturierung kaum noch Sinn macht, diese Fragen auf einer Mitgliederversammlung zu stellen (auf der ein Aufsichtsratsvorsitzender der AG gar nicht mehr erscheint), müssen die Fragen direkt an den Verein gerichtet werden. (an: info@hsv.de)

Wo sind die strategischen Partner?

Wie ist die sportliche Ausrichtung?

Wie ist der finanzielle Zustand des Vereins? Besteht Anlass zur Sorge?

Wie hat nach sich 1 1/2 die Nachwuchsarbeit entwickelt?

Warum bläht man den Verwaltungs-Wasserkopf immer weiter auf, wenn man andererseits für fast alles externe Dienstleister beauftragt? (UKE – Medizin, Aramark – Catering, Schipper – Social Media, KPMG – Wirtschaftsprüfung, Sport5 – Marketing, Nordpole – Workshops, MatchIQ – Trainingslager) etc.

Ich bin der Meinung, dass jeder, der sich für die Mitglieder-Initiative HSVPlus engagiert oder auch nur entschieden hatte, verpflichtet ist, diese Fragen zu stellen. Dabei geht es nicht um Ungeduld oder Misstrauen, es geht um Transparenz. Wer dies nicht tut, wer alles ignoriert, was versprochen und nicht gehalten wurde, versündigt sich an diesem Verein. Und er verspielt das Recht, diejenigen (Medien) zu kritisieren, die rechtzeitig diese Fragen stellen. Denn eines kann ich bereits jetzt sagen: Diejenigen, die jetzt jede halbwegs kritische Nachfrage wegbrüllen, sind die Ersten, die die Medien dafür kritisieren werden, dass sie nicht rechtzeitig „den Finger in die Wunde gelegt haben“.

Weitere Details zu der Aktion findet ihr „oben“ zwischen „Über uns“ und „Kontakt. Unter „Spenden“. Auf geht’s.