0:0 gegen Bayer 04 Leverkusen, Punkt gewonnen. Dank Adler. Viel mehr gibt es über dieses Spiel eigentlich nicht zu sagen., oder? Doch, gibt es. Denn dieses Spiel gibt erneut mehr Rätsel auf, als dass es Antworten geliefert hat. Und während Männer mit fragwürdigen Frisuren eine „rassige Nullnummer“ gesehen haben wollen, habe ich ein tot langweiliges Spiel mit wenig Höhepunkten beobachten können.

Der Hamburger Harmlosverein hat es nunmehr geschafft, in den letzten 5 Bundesligaspielen genau ein Tor zu erzielen (abgefälschter Freistoß gegen Ingolstadt) und insgesamt 4 mal ohne jeden Treffer zu bleiben. Dabei ist das Problem nicht die Treffsicherheit der Schützen, sondern das fast vollständige Ausbleiben von hochkarätigen Möglichkeiten. Der HSV schafft es pro Spiel maximal 2 bis 3 „Irgendwie-Chancen“ zu kreieren, eine davon muss sitzen.

Passiert dies nicht, kann man nur hoffen und beten, dass hinten kein Gegentor fällt, denn eines ist mal sicher: Gerät der HSV in Rückstand, kann das Spiel nicht mehr gewonnen werden. Die Mannschaft weiß dies natürlich, entsprechend fahrig agiert sie im letzten Drittel des Spielfeldes. Wenn man als Mannschaft die Gewissheit hat, dass man in den gesamten 90. min. zu maximal 3 Chancen kommen wird (auch die Standards sind eine Katastrophe), ist der Druck auf jeder einzelnen Chance natürlich ungleich höher, als wenn man weiß, dass die nächste Möglichkeit sicher kommen wird.

Dabei beginnt der Chancentod nicht vorderster, sondern in hinterster Reihe. Angefangen bei den unsäglich langsamen (und ungenauen) Abwürfen bzw. Abstößen beider Torhüter, über ein ungenaues und zögerliches Pass-Spiel aus der Innenverteidigung (Spahic und sein geniales Aufbauspiel, haha). Es schnelles Umschaltspiel existiert nicht und für ein Spiel mit viel Ballbesitz, bei dem man sich den Gegner „zurechtlegen“ kann, fehlen dem HSV die schnellen Außenspieler, die eine 1:1-Situation gewinnen können.

Zusammengefasst: Der HSV 2015 ist nach wie vor eine einzige große Baustelle und man stellt sich mit jedem 0-Spiel die Frage, was eigentlich passieren muss, damit Trainer Labbadia an seiner Offensiv-Strategie etwas ändert. Aber anstatt Spielern wie Stieber oder Rudnevs (vielleicht sogar Olic) eine Chance zu geben, werden weiterhin Müller, Ilicevic, Lasogga etc. aufgeboten, die ein Minusspiel am nächsten zeigen. Warum lässt man nicht einfach mal in den letzten 30 Minuten einen Altintas von der Leine, der Junge sollte nach mittlerweile 4 Monaten Profitraining die Luft für eine halbe Stunde Bundesliga-Fußball haben und könnte für den Überraschungsmoment sorgen, für den ein Lasogga nicht mehr sorgen wird.

Nachdem jetzt erneut ein Drittel einer Saison gespielt ist, muss man leider die ersten Schlüsse ziehen können.

Nicola Müller (€ 4,5 Mio. Transfer) – Flop

Mathias Osterzolek (€ 2,5 Mio. Transfer) – Flop

Macelo Diaz (€ 2 Mio. Transfer) – Flop (man denke sich einfach mal das Tor in Karlsruhe weg)

Ivica Olic (€ 2 Mio. Transfer) – Superflop

Cleber (€ 3 Mio. Transfer) – Flop

Schipplock (€ 2,5 Mio. Transfer) – Flop

Verlängerung mit Ilicevic – Eigentor

Für mich allerdings die schlimmste Erkenntnis – dieser HSV entwickelt sich spielerisch einfach nicht weiter. Zwar sieht das Ganze in der Defensive etwas stabiler aus als zuvor, aber sobald man sich in Ballbesitz befindet, ist es vorbei mit der Herrlichkeit. Man hat keinen Spieler, der den Unterschied ausmachen kann, man hat keinen Spieler, der für einen besonderen Moment (Calhanoglu) zuständig ist. Sorry, aber irgendwie eine gähnend-langweilige Mannschaft. Wie lange sich selbst das Event-Publikum diese müden Einlagen angucken wird, ist die spannende Frage.

Kurz noch zwei ergänzende Worte:

Im Vorfeld des Spiels hatte die peinliche Medien-Abteilung des HSV das Motto „Kommt ihr uns mal nach Hause“ ausgegeben und obwohl zahlreiche Fans versuchten, diesen Schwachsinn zu relativieren, verfehlte es bei den Einzellern aus der Nordkurve offensichtlich nicht seine Wirkung. Als Verein sollte man sich schämen, wenn man durch pure Blödheit seine sogenannten Fans dazu animiert, Bierbecher und Feuerzeuge auf Ex-Spieler zu werfen. Auch die permanenten Pfiffe gegen Jonathan Tah, den der HSV übrigens unbedingt verkaufen wollte, waren unsäglich und hohl. Ich jedenfalls distanziere mich in aller Form von solchen Verhaltensweisen.

Nach dem Spiel fühlte sich HSV-Kapitän Djourou bemüßigt, folgende Sätze in der Mixed-Zone loszuwerden.

„Das ist Fußball, es gehört dazu. Nichts gegen Hakan, aber ich finde das gut. Die Mannschaft und die Fans vergessen nicht. Aber es war dieses Jahr nicht so schlimm wie im letzten. Und ich denke, dass Hakan stark genug im Kopf ist.“

Mit anderen Worten: Der Spielführer des Hamburger Sportvereins findet es gut, dass gegnerische Spieler während des Aufwärmens mit Bierbechern und Gegenständen beworfen werden. Meiner Meinung nach Herr Djourou mit diesen Worten eindrucksvoll unter Beweis gestellt, dass er für das Amt des Kapitäns absolut ungeeignet ist.