Wer weißt, vielleicht lag es am Ende ja tatsächlich daran, dass sich Mäzen, Investor, Gönner etc. Klaus-Michael Kühne gestern Abend im Volksparkstadion aufhielt und vielleicht hatte Bruno Labbadia seinen Spielern in der Mannschaftsbesprechung erzählt, was der alte Mann aus der Schweiz inbesondere von den Angriffsbemühungen seines Leib- und Magenvereins hielt. Eines war jedenfalls von der ersten Minute an deutlich zu erkennen:

Was für die Einen ein Fest werden sollte, war für die Anderen eine lästige Aufgabe.

Selten habe ich eine Dortmunder Elf so blutleer, so überheblich und so ohne jegliche Körpersprache- und Spannung auftreten sehen wie an diesem Abend. Während die Spieler des HSV das Match mit der Einstellung eines Endspiels begannen, hatte man beim BVB die ersten 60 Minuten das Gefühl, als wollten sie diese Abendpartie so schnell und mit so wenig Aufwand wie möglich hinter sich bringen.

Entsprechend bedient war nach dem Spiel auf Dortmunds Trainer Thomas Tuchel, der einen solchen Auftritt seiner Mannschaft nach der eigenen Serie und besonders der Negativ-Serie der Hamburger in den letzten Wochen wohl nicht für möglich gehalten hatten. Besonders gewurmt haben dürften Tuchel dabei zwei Dinge.

Zum Einen die Einstellung seiner Spieler. Mentalitäts-Monster Tuchel werden die letzten Haare auf der Bank ausgefallen sein, wenn er gesehen hat, wie lässig und teilweise gelangweilt seine Superstars den Stiefel runterkickten. Er, der in jedem Spiel Einstellung bis an die Leistungsgrenze sehen will, wird sich seine Gedanken machen.

Zum Anderen wird ihn etwas wurmen, was er nicht gewohnt ist – Dortmund wurde mit den eigenen Waffen geschlagen. Mentalität, extreme Laufbereitschaft und ein Wechselspiel aus hohem Pressing und „sich zurückfallen lassen“ brach den Rhythmus des BVB. Der HSV spielte hervorragend gegen den Ball, verschob gut und praktizierte aufgrund der hohen Laufbereitschaft eine exzellente Raumaufteilung. Eben alles Dinge, für die eigentlich der BVB bekannt ist.

Das am Ende die Kräfte nachließen – geschenkt. Immerhin hat man im Tor noch einen Adler in Weltklasse-Form.

Herausragend beim HSV für mich Adler, Holtby und Sakai!. Auffällig war auf der anderen Seite das desolate Spiel der Nationalspieler Hummels und Ginter, beide bei den Spielen in Paris und Hannover anwesend. Man erkennt, dass man solche Ereignisse eben doch nicht so leicht abschüttelt.

Was mich massiv stört: Nach Ende des Spiels wurden von einige Fans, einigen völlig verblödeten Journalisten-Darstellern und leider auch von Seiten des HSV via Twitter und Facebook schon wieder Töne angeschlagen, die ich einfach unpassend finde. Warum kann man sich nicht einem solchen Erfolg nicht einfach freuen und dann darauf hinweisen, dass man sich auf die nächsten Aufgaben konzentrieren muss. Warum meinen viele nach einem solchen Ausreißer nach oben immer gleich komplett ausrasten und dem Bild eines überheblichen und arroganten Vereins ein neues  Gesicht verpassen zu müssen, geht mir nicht in den Kopf.

Auf jeden Fall war gestern Plan C-Trainer Labbadia deutlich glücklicher als Plan A-Trainer Tuchel und das freut mich.

Übrigens: Der HSV gewann gegen den Tabellen-2. der Bundesliga ohne die Spieler Hunt, Diaz, Ekdal, Olic und größtenteils Spahic.