Liebe Leser,

ich kann mich noch gut an die Wahlkampfsprüche des Herrn Ernst-Otto Rieckhoff erinnern.

„Wir haben Gespräche geführt und haben positive Rückmeldungen erhalten. Sollte die Mehrheit der Mitglieder für eine Ausgliederung nach den Inhalten der Initiative HSVPLUS stimmen, stehen einige strategische Partner bereit. Wir reden hier über ein Investitions-Volumen von € 100 Mio., mindestens. Eher mehr. Aber wir sind nur Mitglieder, wir können nun nur die Gespräche anbahnen und die Kontakte herstellen“.

Heute frage mich allen Ernstes, ob es diese Gespräche jemals gegeben hat und wenn, wie die tatsächlichen Inhalte aussahen. Was in München geht, geht in Hamburg schon lange, oder? Schließlich sind „wir“ der großartige HSV, „wir“ brauchen nur eine verlässliche Führung und schon werden uns die Großunternehmen die Bude einrennen. Vodafone, Coca Cola, Beiersdorf, Tchibo, BP, wer will nochmal, wer hat noch nicht?

Im Jahre 1 1/2 seit Beiersdorfer ist davon nichts, nein es ist weniger als nichts davon übrig. Trotz der Anstrengungen von mindestens einem (wahrscheinlich sind es mehrere) externen Bankhaus ist es bisher nicht gelungen, auch nur ein Unternehmen von der „Idee HSV“ zu überzeugen. Warum? Weil es die „Idee HSV“ überhaupt nicht gibt. Wer mehr als 1 1/2 Jahre, seine Mitglieder und Fans, mehrere Workshops und eine externe Agentur (XPole) dafür benötigt, um ein eigenes Leitbild zu erarbeiten, der hat keine „Idee HSV“, der hat überhaupt nichts. Derjenige lebt von Tag zu Tag, von der Hand in den Mund, aber er hat eines garantiert nicht: Eine Strategie bzw. einen langfristigen Plan.

Wofür beschäftigt man eine Medienabteilung von 20 Mitarbeitern, wenn man sich bei der Findung einer Social Media Strategie erneut einen externen Dienstleister ins Haus holen muss?

Wofür hat man eine mehrere Mann starke Marketing-Abteilung, wofür drückt man jährlich € 10 Mio. an SportFive ab, wenn man externe Banken beauftragen beauftragen muss, damit sie den Job machen, für den Herr Hilke Hunderttausende im Jahr kassiert?

All das erkennen eben auch die sogenannten strategischen Partner und all das hält sie davon ab, ihr Geld in einen HSV zu investieren, dessen Granden bewiesen haben, dass sie damit nicht umgehen können. Um es (noch einmal) auf den Punkt zu bringen: Seit 1 1/2 Jahren ist es den Herren Gernandt, Beiersdorfer und Hilke nicht gelungen, auch nur einen Partner zu finden. In jedem Unternehmen, welches Gewinn erwirtschaften muss, wären Sales-Mitarbeiter mit einer vergleichbaren „Erfolgsbilanz“ seit einem Jahr gefeuert!

Und jetzt soll mir doch bitte niemand mit Kühne kommen. Kühnes AG-Anteile waren einzig und allein Umwandlungen. Schulden, die der HSV beim Logistiker hatte, wurden in Anteile umgewandelt, weil man seine Schulden schon längst nicht mehr bezahlen kann. Die einzigen beiden Fans, die offensichtlich zuviel Geld besitzen, sind Agrarbauer Helmut Bohnhorst, der für 1,5% der Anteile zusammen € 4 Mio. hinlegte und seit kurzem nun Herr Margaritoff (Ex-HAWESKO), der für 0,75% der Anteile € 2 Mio. locker machte. (goal. com und HSV-Arena berichteten vor einigen Monaten davon). Ob Herr Margaritoff weiß, dass er von seinem Geld ein halbes Jahr Holtby bezahlt?

Nun denn, wer unter euch also € 1 Mio. übrig hat, kann sich beim HSV melden, man bekommt aktuell 0,375% AG-Anteile dafür. Warum der HSV das alles so gestaltet, sollte angesichts der kommenden Bilanz mit einem Minus von mehr als € 10 Mio. niemanden mehr verwundern, man braucht jeden Cent. Nachdem man in den letzten 1 1/2 Jahren das letzte bisschen Kapital für Behrami, Lasogga, Müller,  Hunt, Diaz, Spahic, Olic etc. durch den Schornstein geraucht hat, ist das Konto leerer als leer und der einzige Mitarbeiter, dem man überhaupt noch irgendwas glaubt, ist Bruno Labbadia. Alle anderen Exzellenzen sind nachhaltig verbrannt und so lange auch nur einer von ihnen noch in Amt und Würden ist, wird jedes Großunternehmen einen finanziellen Bogen um den Volkspark machen.

Und bitte, möge mir jetzt niemand mit dem Trikot-Sponsor Emirates kommen. Die Scheichs aus Dubai brauchen den Standort Hamburg, weil sie von hier fliegen. Hätten sie eine Alternative wie z.B. Bayern, wären sie längst über alle Berge. Dieses Engagement ist reine Firmenstrategie und Schönredner sollten vielmehr überlegen, warum die steinreichen Araber denn nicht als strategische Partner einsteigen.

Was aber eigentlich am Schlimmsten ist: Die Null-Performer im Vorstand bekommen jetzt auch noch Absolution ausgerechnet von dem Gremium, welches sie eigentlich kontrollieren sollte.

Gernandt vermutet sogar, „dass wir noch ein, zwei weitere Jahre brauchen, in denen ein Minus möglich ist. Das war vorhersehbar.“ (Mopo)

Hurra, der Freifahrtschein ist da. Didi und Hilke können also auch die nächsten 2 Jahre noch machen, was sie wollen, der AR wird stillhalten. Was für ein Wahnsinn.

Sorry, aber ich kann gar nicht soviel essen, wie ich kotzen möchte. Dazu gehört auch die prompte Vollbremsung der Hofberichterstatter. Während hier und eben auch bei goal.com seit Monaten auf exakt diesen Zustand hingewiesen wurde und ich übelsten Beschimpfungen und Drohungen ausgesetzt sah, kommen jetzt plötzlich aus Richtung der Speichellecker ganz andere Töne.

Dass viele die These vertreten, er würde damit nur seinen Freund und HSV-Marketingvorstand Joachim Hilke schützen wollen, ist seit längerem bekannt. Und es verleiht dem Ganzen zweifellos einen Beigeschmack. Aber letztlich werden die Zahlen eine eindeutige Sprache sprechen – die auf Sicht auch Gernandt nicht schönreden kann. (Münchhause „de Vrij“ Scholz via SchmocksEinöde)

Ach was, jetzt auf einmal? War der große Unsichtbare nicht neulich noch der „findige 44-Jährige“, der Mann, auf dem die Hoffnungen ruhen? Wie verlogen muss man eigentlich sein, wenn man jetzt diese Art von Kehrtwendung betreibt?

Ne, da lasse ich mich lieber monatelang bepöbeln, aber dafür kann ich wenigstens in den Spiegel schauen.