Liebe Leser,

die finanzielle Situation beim Hamburger Sportverein ist nicht schlecht, sie ist dramatisch. Deutlich wird dies nicht erst dann, wenn Finanzvorstand Wettstein in den nächsten Tagen das nächste Bilanz-Minus verkünden muss, diesmal irgendwo zwischen € 11 Mio. und € 15 Mio. Nun gibt es ja einige unter den Fans, die das scheinbar nicht stört, denn „auch Schalke, Real und Barcelona haben Schulden“ und außerdem ist es ja nicht ihr Geld. Den HSV selbst stört es sehr wohl, denn er wird auf Dauer gezwungen sein, Gelder dort zu generieren (Spielerverkäufe), wo er sie eigentlich nicht generieren will, denn wir reden an dieser Stelle nicht über die Stiebers, Olic‘ und Rudnevs‘ dieser Welt.

Dies ist aber nur die eine Seite der Medaille, die andere ist das sogenannte Tagesgeschäft. Viele Fans denken ja bekanntlich immer, „der kriegt bei Frankfurt € 1,5 Mio. im Jahr“, aber wie sich dieses Gehalt zusammensetzt, das wissen die Wenigsten. Ein Bundesliga-Profi hat heute in seinem Vertrag einen Summe stehen, die ihm sein fixes und festgeschriebenes Grundgehalt sicher. Dieses Geld bekommt er, egal ob der spielt, auf der Bank oder der Tribüne sitzt oder bei der U23 aushilft. Die Grundgehälter bei den Spielern sind (natürlich) unterschiedlich, die BILD (und die hat die Verträge vorliegen) bezifferte beispielsweise das Gehalt von Ivo Ilicevic mit € 2,1 Mio. , nachdem er für eine einjährige Vertragsverlängerung auf einen Teil seines Gehalts verzichtete hatte.

Eintracht Frankfurt:

Je 50 Prozent Grundgehalt und Punktprämie, die bei mehr als 45 Punkten voll ausgezahlt wird, sonst gibt es weniger Geld (SportBild, 2010)

Das ist Teil 1, aber Teil 2 kann sich zu einem weiteren Problem für den Verein entwickeln – die Punkteprämien. Nicht alle Vereine haben diese Regelung und die, die sie haben, verfahren wahrscheinlich von Spieler zu Spieler unterschiedlich. Der zuvor erwähnte Ilicevic beispielsweise soll auch deshalb auf einen Teil seines Fix-Gehalts verzichtet haben, wenn im Umkehrschluss seine Punkteprämie, die jetzt bei € 10.000 pro Punkt liegen soll, angehoben wird. Eigentlich eine Win-Situation für den Verein, der nur dann zahlen muss, wenn gewonnen bzw. gepunktet wird.

HSV:

Individuelle Punkt-Einsatzprämien (z. B. Petric 11 000 Euro pro Punkt), 2 Mio. Euro fürs Team bei Gewinn der Europa League (SportBild, 2010)

Ein anderer Fall ist Ivica Olic. Der Kroate wechselte aus Wolfsburg zu den Hamburgern, bei den Wölfen soll er angeblich € 5 Mio. fix verdient haben. Das konnte ihm der HSV natürlich nicht bieten, also kann man davon ausgehen, dass Olic ein geringeres Grundgehalt, dafür eine umso höhere Punkteprämie erhalten wird. Der Pferdefuss für den Spieler: Die Punkteprämie erhält er nur dann in voller Höhe, wenn er auch spielt. Hier wird vom Verein gestaffelt. Steht man im Kader, erhält man Prozentsatz X, wird man eingewechselt Prozenzsatz Y und steht man in der Startelf gibt’s Prozentsatz Z. Wenn man sich nun vorstellt, dass Freund Ibiza nur dann irgendwie in Richtung seines Wolfsburger Gehalts kommt, wenn er spielt, kann man seinen Gesichtsausdruck nach gewonnenen Spielen, in denen er 90 Minuten auf der Bank schmorte, verstehen.

Werder Bremen:

Es gibt Punkt-Einsatzprämien, die mit den Spielern individuell ausgehandelt wurden. Der Höchstsatz: 13 500 Euro pro Punkt (SportBild, 2010)

So gesehen erweist sich die aktuelle Erfolgswelle für den HSV als nicht zu unterschätzendes Problem, denn mit jedem Sieg muss massig Geld in Form von Prämien ausgeschüttet werden, ein Zustand, den man sich in den letzten erfolglosen Jahren zunutze machen konnte. Keine Punkte, keine Prämien.

Wenn man nun rechnet, dass der HSV jedem Spieler in der Startformation eine Punkteprämie von durchschnittlich € 5.000 zahlen muss, wären das bei einem Sieg bummlige € 165.000 an Prämien, Ersatz- und Auswechselspieler nicht mitgerechnet. Bei bisher 21 erreichten Punkten in dieser Saison fallen also nochmal € 1.155.000 an Prämien an, Tendenz steigend. Hinzu kommt, dass bestimmte Prämienregelungen an den Tabellenplatz gekoppelt sind, je besser das Team platziert ist, umso mehr Geld können die Spieler verdienen. Auch hier ist ein 7. Tabellenplatz für den Verein deutlich teurer als ein 15.

Borussia Dortmund:

Es gibt Punkt-Einsatzprämien. Für einen Sieg werden vom Klub rund 200 000 Euro ausgeschüttet, Meisterprämie: 1 Million Euro (SportBild 2010)

Geht also der Erfolg weiter, könnte es sein, dass der HSV Probleme bekommt, das Geld ist einfach nicht da. Ob diese Regelungen dazu führen, dass Spieler mit besonders hohen Punkteprämien nicht mehr spielen oder höchstens eingewechselt werden, ist nicht bekannt, es würde aber Sinn machen. Insofern ist die positive Entwicklung der Mannschaft Fluch und Segen zugleich. Gewinnt man, hat man Ruhe im Karton, muss aber blechen. Verliert man, spart man zwar Geld, hat aber den Druck von allen Seiten.

Insofern dürfte es nicht verwundern, wenn auch in Zukunft noch reichlich andere „Devotionalien“ neben Diaz-T-Shirts oder Relegations-Wunderpostern im HSV-Fanshop zu bewundern sein werden. Unsere Vorschläge:

Unterhemd von Lasogga (von Kerstin getragen): € 42,50

Reifenabdruck von Diekmeier (Original): € 22,90

Rene Adler-Gedächnishaarband (schwarz oder rot): € 14,99

Drobbo-Schweigeminute auf CD: € 99,90

Bündel Brusthaare von P. Knäbel (mindesten 20 Stück): € 49,90

Gesellschaftsspiel „Such den Rucksack“. € 125,90

Und als besonderes Extra: Düdü liest ein Weihnachtsmärchen vor. Wegen Überlänge: € 99,90

Absolutes Wahnsinns-Super-Advents-Spezial (nur vom 15.12-23.12 und nur für VIP-Gäste buchbar: A Night with Jörni!

Der Direktor Medien himself verbringt einen ganzen Abend mit dir, führt dich in die Eppendorfer Gesellschaft ein und zeigt dir zum krönenden Abschluss des Abends im Ristorante Tarantella, wie man eine Wasserflasche möglichst cool öffnet und wie man im Anschluss lustig mit seinem Smartphone WhatsApp-Nachrichten tippt, während der Tischnachbar Fragen beantworten muss: 

Special-Sonder-Wahnsinns-Preis: € 599,99 (Getränke bezahlt der Gast)

Wolf