So lief die Mitgliederversammlung am 17.01.2016

Früher war mehr Lametta. Früher war auch mehr Mitgliederversammlung. Und früher waren auch mehr Mitglieder, die sich für diese Freakshow interessierten. Heute haben tatsächlich nur noch diejenigen den Weg ins alt-ehrwürdige CCH gefunden, die nun wirklich nichts besseres zu tun haben. Denen die eigenen Gören auf den Zeiger gehen, die einer Familienfeier entgehen wollen oder die keine Lust haben, erneut die 70er-Jahre-Tapeten in ihrer Sozialwohnung anzustarren. Alle anderen haben längst die Schnauze voll bzw. die Faxen dicke. Warum auch sollte man als Mitglied von weit her anreisen, wenn nicht einmal der Aufsichtsrat der HSV Fußball AG es für wichtig genug erachtet?

Und so geschah es an diesem verregneten Sonntag, dem 17.01.2016, dass die Gegend zwischen Bahnhof Dammtor und dem Congress Centrum Hamburg noch öder als normal erschien. Einlass ab 9.00 Uhr hieß es, aber um 9.52 Uhr warteten die Ordner, Freiwilligen und Sicherheitskräfte immer noch auf das erste Mitglied. Als um 11.00 Uhr die Tore zum großen Sitzungssaal geschlossen wurden und der Sitzungsleiter die Anzahl der Anwesenden bekanntgab, ging kein Raunen durch den Saal, für ein “Raunen” waren nicht genügend Mitglieder anwesend. Ganze 141 Personen hatten sich eingefunden, ca. 72% trugen Trikot, die Ordner waren in der Überzahl. Die Show begann.

  1. Eröffnung und Begrüßung der Mitglieder. Dr. Peters stellte sich wohl die Frage, ob er jeden Anwesenden per Handschlag begrüssen sollte, die Rede dauerte exakt 3.46 min.
  2. Feststellung der ordnungsgemäßen Einberufung und Beschlussfähigkeit. Jo, alles sauber (0.45 min)
  3. Gedenken an die Verstorbenen. Einige Mitglieder mit mehr Resthirnzellen als 14 stellten fest, dass deutlich mehr Mitglieder im vergangenen Jahr verstorben waren, als heute im CCH anwesend sind. (6.14 min.)
  4. Feststellung der Anwesenheit. 141, wie bereits erwähnt (0.17 min.)
  5. Genehmigung des Protokolls der Mitgliederversammlung vom 14. Juni 2015. Ach klar, ist genehmigt. Erinnert sich doch eh keiner mehr dran, was damals für ein Mumpitz gelabert wurde (2.32 min.)
  6. Bericht des Präsidiums. Erster Höhepunkt des Tages, Hafen-Meier zeigte sich. Er erzählte davon, wie atom-harmonisch das Verhaltnis zwischen AG und e.V. sei, wie viel Vertrauen man von Seiten des Hauptanteils-Eigners in die handelnden Personen hätte und dass man in Ochsenzoll zwei neue Tischtennisplatten aufgestellt hätte. Vereinzelter Applaus (12.39 min.)
  7. Bericht der HSV Fußball AG. Zweiter Höhepunkt des Tages. Nachdem man den Vorstandsvorsitzenden Beiersdorfer am Getränkestand gefunden und ihm erklärt hatte, dass er jetzt dran sei, kamen endlich die Wahrheiten auf den Tisch. Ja okay, das Bilanz-Minus von € 16,9 Mio. ist nicht schön, aber das haben die Vorgänger versaut. (Didi liest wie immer vom Blatt ab, die Pausen zwischen den Sätzen sind noch länger als gewohnt).  Ansonsten ist man auf dem richtigen Weg, hat diverse Prozesse angeschoben und die Weichen für die Zukunft gestellt. Es gibt aber auch Triumphe zu feiern. Man hat es geschafft, den Welttrainer des Jahres 2021, Bruno Labbadia, langfristig (für ein Jahr) an den Verein zu binden (heftiger Applaus aus der Menge, besonders eine stark blondierte “Dame” im mittleren Alter im Jarolim-Trikot kriegt sich kaum wieder ein). Außerdem haben die Nachwuchs-Hoffnungen Porath und Feka ihre ersten Profi-Verträge bekommen, Bernhard Peters ist ein Segen für den Verein (Die blondierte Dame hat sich kaum noch unter Kontrolle). Ansonsten ist alles in Butter, Didi ist extrem positiv, Knäbelpeter ist noch positiver und Bruno hat tierischen Bock auf den Verein. Der Campus kommt, erste Bäume wurden bereits gefällt. (Ein Orkan aus 57 Kehlen brandet durch den Saal). Aussprache. Traditionell erscheint Dr. Rogalla auf der Bühne und stellt unbequeme Fragen. Finanzen, Größe und Besetzung der Geschäftsstelle, Frage nach Verträgen usw. An Didi und den Exzellenzen perlt das alles ab, die Mitglieder können ihnen eh nichts mehr und das wissen sie. Anschließend kommt noch der gewohnte ältere Herr im dunkelblauen Zweireiher, der die Arbeit des Präsidiums lobt (leider sind während seiner Rede keine 20 Personen mehr im Saal. Didi sieht aus, als würde er jede Sekunde bewusstlos werden, Bernhard Peters macht den Eindruck, als wolle er dem alten Herren eine Hasenscharte ziehen). Für die übliche Unterhaltung sorgt der Truckerfahrer, der Inhalt seiner 7 min-Rede bleibt jedoch wie immer unbekannt, eben weil ihn keiner versteht. (46.08 min.)
  8. Bericht der Rechnungsprüfer. Die Zahlen sind scheiße, aber was soll’s? (8.41 min.)
  9. Entlastung der Rechnungsprüfer. Klar, ihr könnt ja nichts dafür (1.26 min.)
  10. Entlastung des Präsidiums. Macht es einen Unterschied, wenn die nicht entlastet werden? Irgendwie nicht, oder? Also entlasten. (Vereinzelte HSV-Rufe) (2.29 min.)
  11. Bericht des Beirates. Eindrucksvoll gibt der Beirat den Beweis ab, dass es ihn gibt (8.09 min.)
  12. Entlastung des Beirates. Kein Thema, Jungs (2.47 min.)
  13. Berichte des Amateurvorstands, Ehrenrats, Seniorenrats und der Abteilungsleitung Fördernde Mitglieder. Total spannend, was da erzählt wird. Leider hat Vorstands-Didi die letzten 65 anwesenden Mitglieder mit seiner Brandrede derart sediert, dass die Ordner überlegen, Sauerstoff-Flaschen auszugeben und mit großflächiger Reanimation zu beginnen. Was einmal eine Art Jubel war, ist einem Schnarchkonzert gewichen. Schade drum. (48.07 min.)
  14. Entlastungen von Amateurvorstand, Ehrenrat, Seniorenrat und Abteilungsleitung Fördernde Mitglieder. Da niemand mehr anwesend ist bzw. da niemand mehr genügend bei Bewusstsein ist, um irgendwas zu beschließen, beschließen die Gremien einfach, sich selbst zu entlasten. Gute Idee. (4.35 min.)
  15. Anträge a) Antrag des Präsidiums auf Änderung der Satzung (Anlage 1) b) Anträge von Torsten Frehe (Anlage 2). (a) angenommen. (b) abgelehnt. Anzahl der abgegeben Stimmen: 17 (14.57 min.)
  16. Verschiedenes. Gibt’s nicht (1.25 min.)

Im Anschluss an diese Welt-Sitzung verabschiedete Herr Dr. Peters die anwesenden 9 Mitglieder, auf der Bühne lagen sich Beiersdorfer, Knäbel und Peters in den Armen. Trainer Labbadia war durch einen Hinterausgang entkommen, er hatte Bock auf einen Lauf um die Alster.

Fazit. Harmonie wohin man schaut. Auf der Pressetribüne klatschen sich die Herren von Mopo und Abendblatt gegenseitig ab, während die Vereinsspitze überlegt, die nächste Mitgliederversammlung in den Goldbeker nach Winterhude zu verlegen. Ist dichter für Didi und 50 Leute passen da auch rein.

Nur der HVV!

 

Von | 2016-01-13T13:01:22+01:00 13. Januar 2016|Allgemein|0 Kommentare

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