Das Wasser steht und es steht bis zum Hals. Nicht nur sportlich, sondern besonders auch finanziell steht der HSV, der das fünfte Bilanzminus in Folge verkünden musste (diesmal war es die Rekordsumme von € 16,9 Mio.), am Rande des Abgrundes. Jeder, der dies immer noch nicht begriffen hat und der immer noch auf den brennenden Busch oder auf eine imaginäre „Schenkung“ von Herrn Kühne (die nicht kommen wird und nicht kommen darf, Stichwort: financial fairplay?) wartet, seien die Worte des Profifussballdirektors ans Herz gelegt:

Bei unserer aktuellen Finanzlage kann man nicht davon ausgehen, dass wir das Geld komplett reinvestieren können”,[…] “Wir müssen schauen, dass wir so viel wie möglich von dem Geld investieren dürfen.”[…] “Wir müssen uns an die Lizenzauflagen halten. Ich will nicht rumjammern, aber es ist nicht einfach zu managen für uns. Wir sind wohl der einzige Club der Liga, der im Winter Geld verdienen muss.”

So sieht das also aus. Der HSV will keine Spieler verkaufen, er muss! Und er darf auch die eingenommenen Summen nicht reinvestieren, weil er in der Winterpause „Geld verdienen muss“. Stichwort hier: Lizenzauflagen! Dieser, in der Geschichte des Hamburger Sportvereins einmaliger Vorgang, wird von der Hamburger Presse nicht einmal mit einer Randnotiz erwähnt, er wird schlichtweg übergangen. Dabei dachte man bisher eigentlich, die Lizenz wäre das geringste Problem an der Elbe.

http://www.hsv.de/verein/meldungen/verein/2015/april/hsv-erhaelt-erstliga-lizenz-ohne-auflagen/

Hamburg – Die Deutschen Fußball Liga (DFL) hat dem HSV die Lizenz für die Bundesligasaison 2015/16 ohne Auflagen und Bedingungen erteilt. Für die Zweitliga-Lizenz müssen erwartungsgemäß noch Bedingungen erfüllt werden. Der HSV wird diese innerhalb der vorgegebenen Frist bis zum 3. Juni erfüllen. (20.04.2015)

Dagegen steht die Aussage von Herrn Knäbel von gestern:

“Wir müssen uns an die Lizenzauflagen halten. Ich will nicht rumjammern, aber es ist nicht einfach zu managen für uns. Wir sind wohl der einzige Club der Liga, der im Winter Geld verdienen muss.”

Interessant. Besonders interessant vor dem Hintergrund, dass der HSV und seine Exzellenzen nach wie vor weit über seine Verhältnissen leben.

Der teuerste Vorstand in der Geschichte des Vereins.

Das teuerste Direktorium in der Geschichte des Vereins.

Nahezu alles wird in die (teuren) Hände externer Dienstleister gegeben. (Aramark, SportFive, MatchIQ, KPMG, Schipper Company etc.)

Mit anderen Worten: Die sportliche Perspektive wird mehr und mehr verschlechtert, während man außerhalb des Fußballs in Saus und Braus lebt. Man stelle sich einmal vor, solche Details wären unter dem Vorstand Hoffmann oder den Aufsichtsräten Hunke, Ertel und Co. bekannt geworden. Ein landesweiter Aufschrei der Entrüstung wäre die Folge gewesen, Rücktrittsforderungen wären rausposaunt worden, Fan-Aufmärsche, Hoffmann-raus.

Und heute? Nichts. Die Medien berichten nicht bzw. sie kommentieren und analysieren nicht. Sie unterdrücken. Und die gepeinigten „Fans“ ignorieren, verdrängen bzw. akzeptieren.

Wie sagte gestern der Präsident des DOSB: „Kritischer Journalismus und unabhängige Kontrolleure sind wichtig…“

Diesen „kritischen Journalismus“ aber gibt es in Bezug auf den HSV nicht mehr, er ist einer gesteuerten Hofberichterstattung gewichen. Die Herren, die sich irgendwann einmal die Wahrheit und ihre Aufklärung auf die Fahnen geschrieben hatten, werden in nicht allzu ferner Zukunft erkennen, wie sehr sie sich mit ihrer „Arbeit“ am Verein versündigt haben.