Kommt er jetzt oder kommt er doch nicht? Was für ein Wirbel um einen Spieler, der bei seinem Heimatverein Sporting Lissabon in dieser Saison bisher ganze 6 Spiele machte, aber man erkennt an der „Personalie Carlos“, wie sehr die Ansprüche in Hamburg gesunken sind bzw. wie weit die Exzellenzen diese Schwelle der Erträglichkeit herunter gewirtschaftet haben. Dabei geht es überhaupt nicht um den Portugiesen, es geht auch nicht um die Kollegen Traorè vom FC Chelsea, es geht um die Art und Weise und es geht um die Perspektive.

Ich erinnere mich dunkel an einen Sportvorstand namens Frank Arnesen. Dieser war mit der Aussicht, für € 15 Mio. neue Spieler für den HSV verpflichten zu dürfen, nach Hamburg gelockt worden. Als er dann da war, eröffnete ihm der spätere Vorstand Fans und Gräben, Carl-Edgar „der Schweber“ Jarchow, dass er nicht € 15 Mio. ausgeben, sondern € 15 Mio. einsparen sollte. Arnesen, von dieser Entwicklung überrascht wie vom Blitz beim Scheißen, musste komplett neu planen und er bediente sich auch aus Mangel an Zeit bei seinem vorherigen Arbeitgeber, dem FC Chelsea. Spieler wie Bruma, Töre, Sala, Mancienne und Rajkovic kamen nach Hamburg und die von Millionen-Transfers der Vergangenheit verwöhnten Fans und Journalisten überhäuften den Dänen mit beißendem Spott.

„Der Mann mit den tollen Adressbuch kennt wohl doch nur seine Chelsea-Boys“

Nun ja, ohne Geld bringt einem das beste Adressbuch nichts, aber das interessierte damals niemanden. Das Ende der Geschichte ist allen bekannt, auf Arnesen folgten dann „Experten“ wie Kreuzer und Knäbel. Und nun, € 94 Mio., eine Ausgliederung, zwei Relegationen und 2 Sportchefs später, wird das, was vor wenigen Jahren noch Grund für Spott und Heiterkeit war, wie das Evangelium abgefeiert. „Mein Gott, es ist tatsächlich war. Eventuell könnten wir einen Spieler aus der 2. Garde vom FC Chelsea leihen, gepriesen seien Dukaten-Didi und der Knäbelpeter.“

Dabei ist das Bemühen um junge Spieler wie Manè oder Traorè genau richtig, nur eben 1 1/2 Jahre zu spät. Bevor Herr Beiersdorfer € 56 Mio. für Spieler wie Behrami, Diaz, Olic, Spahic und Co. verbrannte, hätte er diesen Weg gehen müssen, denn es wäre der HSVPLUS-Weg gewesen. Der war aber laut Aussage des Herrn B. vor 1 1/2 Jahren lediglich ein nett aufgeschriebenes Konzept ohne Chance auf Umsetzung. Heute plötzlich ist es der Weg des Dietmar B. Schon komisch.

Bei einem Spieler wie Manè wundert mich eines. Ich selbst habe den Junge noch nie spielen sehen, insofern kann ich mit kein Urteil hinsichtlich seiner Fähigkeiten erlauben. Aber – der junge Carlos ist aktueller portugiesischer U21-Nationalspieler und man kann getrost davon ausgehen, dass ihn jeder Verein vom FC Malaga bis Vitesse Arnheim kennt. Warum jetzt ausgerechnet der extrem klamme HSV im wiederholten Abstiegskampf das Rennen um den neuen Ronaldo machen soll, möchte mir bitte jemand erklären. Aber wahrscheinlich genießt der HSV im fernen Portugal immer noch einen phantastischen Ruf, weil die Jungs von der Halbinsel auf dem Baum wohnen. Außerdem hat Manè garantiert die Raute irgendwo (gefunden).

Aber okay, lieber 20 oder 21-Jährige leihen als wieder einmal Millionen für bocklose Fußballrentner zu verbrennen.