Einfacher als in diesem Text kann man den Bilanzbericht wohl kaum zusammenfassen. Das sollte wirklich jeder verstehen..

– 16,8 Mio Minus in 14/15
– 89,1 Mio Verbindlichkeiten
– finanzielle Zielsetzung (Verlust zwischen 3 Mio und 5 Mio Euro) deutlich verfehlt
– sportliche Zielsetzung (Platz 10) deutlich verfehlt
– Absturz in der TV Tabelle auf Platz 14
– Werbeerträge gesunken, „Der neue Namens-Sponsor Klaus-Michael Kühne zahlt mit jährlich vier Mio deutlich weniger als in der Chef-Etage kalkuliert worden war“
– geringere Einnahmen aus Sponsoring wegen „platzierungsabhängigen Maluszahlungen“ (Strafzahlungen)
– Personalaufwand um 18 % auf über 69 Mio erhöht
– „Die Beiersdorfer-Riege (mit Bernhard Peters, Peter Knäbel, Frank Wettstein) kassiert viel mehr als der Jarchow-Vorstand“
– Prognose: Umsatzrückgang von 128 aus 113 Mio Euro, erneutes Minus in 15/16
– 4,5 Mio Darlehen aufgenommen für Transfers

Und dabei hat die Bild-Zeitung hier eine der wichtigsten Passagen ausgelassen:

„Nach Ablauf des Geschäftsjahres hat die HSV Fußball AG Verhandlungen über Maßnahmen zur Finanzierung bis zum Ende der Spielzeit 2016/17 geführt.
Im November 2015 wurden die hierzu notwendigen finanziellen Mittel eingeworben. Die vereinbarten Maßnahmen beinhalten die vorzeitige Zahlung vertraglich fixierter zukünftiger Erträge sowie eine Darlehensaufnahme.“

Schon wieder werden Einnahmen aus der Zukunft in die Gegenwart geholt. Das kann auf Dauer nicht gut gehen. Irgendwann kollabiert dieses System..

Was dem HSV Hoffnung macht?

„Wirtschaftliche Chancen bestehen vor allem durch ein besseres sportliches Abschneiden der Lizenzspielermannschaft in der Bundesliga, welches sich im Wesentlichen zeitversetzt erst in der Folgesaison, z. B. durch höhere Erträge aus der Verwertung medialer Rechte, auswirkt. Daneben bestehen insbesondere Chancen im Rahmen der Transfertätigkeit, sofern für abgebende Spieler deutliche Ablösezahlungen erzielt werden könnten.
Eine Chance für die HSV Fußball AG könnte sich zudem ergeben, wenn der Verteilerschlüssel der Zentralvermarktung künftig z. B. nach Einschaltquoten oder Sendezeiten ausgerichtet wird.“

Heißt: Erfolgreicher Fußball spielen, auf höhere TV-Gelder warten, Spieler verkaufen und auf einen neuen Verteilerschlüssel der DFL hoffen.

Und das ist jetzt der große Plan?

Hoffen auf ein besseres sportliches Abschneiden, obwohl die Mannschaft immer weiter abgewrackt wird?

Hoffen auf Transfererlöse, aber für wen denn bitte?

Hoffen auf einen geänderten Verteilerschlüssel, gegen den sich ein Großteil der anderen Bundesligisten wehrt?

Das klingt für jemanden, der noch nicht auf dem Baum lebt, so, als würde man hoffen, im nächsten Winter Heizkosten sparen zu können, weil man darauf hofft, dass durch die Erderwärmung in Deutschland keine Minus-Grade mehr zu erwarten sind.

Dies alles erhofft sich der teuerste Vorstand in der Geschichte des Hamburger Sportvereins. Ein Vorstand, der jeden Scheißdreck an teure, externe Dienstleister vergibt, obwohl man eine Rekordanzahl von festen Mitarbeitern beschäftigt.

Noch nie war der HSV teurer. Besonders der rekordverdächtige Personalaufwand (Kader, Funktionsteam, Geschäftsstelle, Leistungszentrum, Nachwuchsspieler und Vorstandsgehälter) von insgesamt knapp 70 Millionen Euro gibt Anlass zur Sorge. Noch nie war der HSV teurer. Dabei war man bislang stets davon ausgegangen, dass HSV-Chef Dietmar Beiersdorfer in seinem ersten Jahr als Vorstandsvorsitzender die Kaderkosten auf „nur“ 53 Millionen Euro erhöht hatte.

Zudem verzichteten die Verantwortlichen – anders als in den meisten Bundesligaclubs und früher auch beim HSV üblich – diesmal auf eine gesonderte Auflistung der Vorstandsgehälter. Die Vorschriften des Handelgesetzbuch (HGB) würden keine Angabepflicht vorsehen, hieß es dazu auf Nachfrage.

Das wichtigste Kriterium bei der Einreichung der Lizenzunterlagen, die im kommenden Monat an die Deutsche Fußball Liga (DFL) geschickt werden müssen, sei ohnehin die Liquidität, über die viel und gerne diskutiert wird. Auch im Sommer 2010, als sich der damalige HSV-Chef Bernd Hoffmann unangenehme Fragen zur Liquidität gefallen lassen musste. Der HSV habe 44 Millionen Euro auf dem Festgeldkonto, verkündete der vor fünf Jahren entlassene Hoffmann damals. Und die liquiden Mittel zum Bilanzstichtag 30. Juni 2015? 1,006 Millionen Euro.

(Quelle: http://www.abendblatt.de/sport/fussball/hsv/article207049499/Der-HSV-leistet-sich-das-teuerste-Team-seiner-Geschichte.html)

Es scheint eine Ewigkeit her zu sein. Thomas Doll war noch Trainer, und der HSV durfte in der Champions League gegen Arsenal, Porto und ZSKA Moskau antreten. Am Ende der Saison 2006/07 hatten die Hamburger einen enormen Umsatz in Höhe von 139,7 Millionen Euro erwirtschaftet.

In der Gewinn-und-Verlust-Rechnung wies der HSV damals unter „Personalaufwand Bundesliga“ einen Betrag in Höhe von 37,3 Millionen Euro aus. Die Ausgaben für die Geschäftsstelle (Gehälter für den Vorstand und die Angestellten) beliefen sich auf 5,4 Millionen Euro. Andere Bereiche (Regionalliga-Team, Frauen, Jugend, Abteilung Förderer etc.) kosteten 9,2 Millionen Euro.

Und heute? Bis die Champions-League-Hymne wieder im Volkspark erklingt, wird es dauern. Gemessen an den Personalkosten ist der HSV aber mindestens reif für die Europa League. Wenn der Club in der Saison 14/15 69,256 Millionen Euro an Löhnen und Gehältern (Profis, Vorstand, Geschäftsstelle, Nachwuchs etc.) ausschüttete, so weist dies einerseits darauf hin, wie gut man auch bei Misserfolg verdienen kann. Andererseits zeigt sich, wie teuer der (aufgeblähte) Apparat rund um die Profis mittlerweile ist. Auch der Vorstand des HSV verdient so viel wie nie. Die genaue Summe wird – anders als früher – leider nicht veröffentlicht.

(Quelle: http://www.abendblatt.de/meinung/article207049509/HSV-Gutes-Geld-im-Misserfolg.html)