Auch, wenn es einige immer noch nicht wahrhaben wollen. Auch, wenn Vorstandsboss Beiersdorfer wie aus dem Nichts Forderungen bzgl. Punkte-Ausbeute stellt. Auch dann, wenn die schon seit Langem nicht mehr ernst zu nehmenden Hamburger Medien einige HSV-Akteure mit aller Gewalt in die Nähe der Nationalmannschaft schreiben wollen (Lasogga, Holtby). Eines ist mal sicher: Der Blick geht nach unten. Die Art und Weise, wie sich der HSV seit 10 Spielen entwickelt bzw. nicht entwickelt ist mehr als besorgniserregend.

Besonders heikel wird es eigentlich immer dann, wenn sowohl Fans wie auch Hofberichterstatter den Weg der Realität vollends verlassen und sich aber auch nur jede denkbare Ausrede für das letzte Versagen aus den Fingern saugen wollen.

HSV verliert unglücklich nach Schiedsrichter-Desaster (Hamburger Abendblatt)

Keine Ahnung, ob Autor Stefan Walther zum Zeitpunkt des Halbzeitpfiffs bereits volltrunken im Delirium gelegen hat, aber mit Glück und Unglück hatte die gestrige Niederlage ebenso wenig zu tun wie mit der zweifelsohne unterdurchschnittlichen Schiedsrichterleistung. Es stimmt schon, Günter Perl und seine Kollegen hatten nicht den besten Abend, aber damit waren sie in bester Gesellschaft, zumindest was die Spieler des Hamburger Sportvereins betrifft. Früher hörte man nach Minusleistungen öfter die Gesänge „Bis auf Herman Rieger könnt ihr alle gehen“, nach dem Spiel gestern Abend könnte man den Namen Rieger gern durch den Namen Adler ersetzen, denn lediglich den Paraden des Ex-Nationaltorhüters war es zu verdanken, dass man nicht bereits zur Halbzeit mit 3 oder 4 Toren im Rückstand lag.

26:8 Torschüsse zu Gunsten der Schalker und diese Schreibwurst textet tatsächlich „unglücklich„.  Was geht bloß in solchen Gehirnen vor, vorausgesetzt, da geht überhaupt irgendwas vor.

Mehr noch als die erwartete Niederlage in Gelsenkirchen sollte den HSV-Fans, aber auch den Verantwortlichen zu denken geben, dass sich die Mannschaft ein knappes Jahr unter Labbadia auch nicht einen Millimeter nach vorn entwickelt hat. Für knapp € 60 Mio. getuned spielt man immer noch die gleiche uninspirierte und leicht auszurechnende Scheiße zusammen wie unter Zinnbauer oder seinen Vorgängern. Das Rezept ist derart simpel. Press den HSV massiv in der Zentrale und das ohnehin schon mangelhafte Aufbauspiel ist nicht mehr existent. Dies ist kein Masterplan, das ist einfachste Taktik und Big Bruno hat es nach einem Jahr immer noch nicht geschafft, ein Gegenmittel zu entwickeln.

28 Punkte hat der HSV vor dem Heimspiel gegen Hertha. Das sind exakt 3 Pünktchen mehr als zum gleichen Zeitpunkt der letzten Serie. Entwicklung? Null! Das letzte Geld ist verbrannt, der Retter stagniert, die Mannschaft dämmert vor sich hin und man steht wieder da, wo man bereits vor 2 Jahren stand. Oder vor 4 Jahren. Die Schwachköpfe labern irgendwas von „unglücklich“ und Scheiß-Schiri, die Verantwortlichen labern irgendwas von „Prozesse angeschoben“ und „..in 7 bis 10 Jahren lassen wir uns messen“, der Sportchef-Simulant bestätigt das Interesse an den Prespektivspielern Subotic und Harnik und spätestes im Mai muss Herr Kühne wieder einspringen. Herzlichen Glückwunsch.

Aber halt, ich mache einen entscheidenden Fehler, denn natürlich gibt es eine Entwicklung. Zwar ist es nicht die Entwicklung hin zu einer spielenden Mannschaft, es ist noch nicht einmal die Entwicklung hin zu einem durchdachten Konzept. Aber es ist eine Entwicklung, die den Verein spätestens im nächsten Jahr über die Klippe führen wird, das ist so sicher wie die nächste gelbe Karte für den Emir.

Randnotiz. Ich habe es getan. Nach mehr als 2 Jahren habe ich mir gestern zum ersten Mal wieder eine Sendung der Freakshow „Stammel-TV“ im Primatenblog Matz Ab angeguckt. Göttlich. Besonders schön (und symbolisch) fand ich die Grablampe hinter dem seichten Münchhausen „de Vrij“ Scholz, das war fein ausgedacht. Aber auch dieser Gast dort, dieser „Coach“ passte mit seiner post-Schlaganfall-artigen Attitüde zum Geschehen. Den Vogel aber schoss dann das handverlesene Publikum im Hintergrund ab, irgendwelche Pik As-Bewohner, die man wohl unmittelbar vor der Sendung in Trikots gesteckt hatte, nachdem man ihnen für ihr Erscheinen 2 kostenlose Biere und eine Tüte Salzstangen versprochen hatte. Wüsste ich es nicht besser, ich hätte es für eine extrem gelungene Satire gehalten 😀

Passt aber perfekt zum HSV 2016.