Eigentlich ist es so wie immer – wenn der HSV das spielt, was er kann, kann er auch gut aussehen. Schwierig wird es immer dann, wenn man versucht, etwas zu spielen, was man einfach nicht beherrscht. Agiert man aber mannschaftlich geschlossen, aggressiv gegen den Ball, macht hinten die Räume eng und läuft vorn intensiv an, kann ein Spiel zumeist offen gestaltet werden. So auch gestern, wobei ich bemerken muss, dass mich eine Mannschaft, die um die Qualifikation zur Champions League (und damit verbundene Millionen-Einnahmen) kämpft, maßlos enttäuscht hat. Die Berliner spielten wie ein Team, welches am 33. Spieltag 44 Punkte auf dem Konto hat und für die es um nichts mehr geht. Lauf-schwach, zweikampf-schwach, uninspiriert, fast ängstlich.

So hatte ein HSV, der keineswegs vollends zu überzeugen wusste, leichtes Spiel und hätte das Ergebnis durchaus höher gestalten können. Auffälligste Spieler beim HSV waren Sakai, Ekdal und Müller (wegen seiner beiden Tore), bei Hertha enttäuscht die gesamte Mannschaft.

Was fiel auf:

Was sogar bei einer limitierten Elf wie dem HSV auffällt: Was alles möglich ist, wenn man zumindest mit einem überdurchschnittlichen Außenverteidiger aufläuft. Das Schnäppchen Sakai spielte so, wie man es sich von Diekmeier sei 5 Jahren erhofft und eben dieser Diekmeier dürfte aktuell keine Chance mehr gegen den Japaner haben.

Die Rückkehr des Schweden Albin Ekdal wirkte sich stabilisierend aus, obwohl dem Mittelfeldspieler auch nicht alles gelang. Allein die Körpersprache und die Ausstrahlung machen aber einen gewaltigen Unterschied zu Youngster Jung aus, da machen dann einige Jahre italienische Liga schon einen Unterschied.

Lewis Holtby wirkte im Zusammenspiel mit Ekdal deutlich effektiver, vielleicht auch deshalb, weil diesmal er es war, der sich an seinem Nebenmann orientieren konnte und nicht er den Leitspieler geben musste.

Nicolai Müller traf gleich zweimal und ist damit bester Torschütze des HSV. Müller kommt allerdings nur deshalb so frei zum Abschluss, weil Artjoms Rudnevs es schafft, mit seinen Laufwegen diese Lücken zu kreieren. Hier wird der Unterschied zu Lasogga besonders deutlich.

Trotz des Sieges und der nun 31 Punkte hat der HSV ein Problem und dieses Problem hat weniger Trainer Labbadia als vielmehr Sportchef Knäbel und Vorstand Beiersdorfer.

Die letzten Spiele zeigen, dass bei der bevorzugten Spielweise Labbadias ein Pierre-Michel Lasogga keinen Platz mehr in der ersten Elf hat, ein nahezu insolventer HSV kann sich einen € 3,6 Mio.-Mann auf der Bank aber nicht leisten. Außerdem wird die Frage sein, wie lange sich der Ex-Herthaner dieses Spielchen klaglos angucken wird.

Nach dem 24. Spieltag wird deutlich: Drmic ist definitiv kein Außenspieler. Die Defensivarbeit und auch die Balleroberungen eines Ilicevic hat er einfach nicht drauf, flanken kann er auch nicht. War Drmic ursprünglich als (viel zu teurer) Back up für die Schulter Lasoggas geholt worden, ist nun Lasogga der Back up für Rudnevs und Leihspieler Drmic ist überflüssig.

An dieser Stelle wird das Transfer-Desaster der Herren Beiersdorfer und Knäbel ebenso deutlich wie im Fall Sakai/Diekmeier. Der Japaner (Ablöse: € 700.000) ist exakt die Art von Transfer gewesen, wie sie der HSV in Reihe hätte produzieren müssen, aber die Herren verlängern lieber mit einem Diekmeier, der seit 5 Jahren in seiner Entwicklung steht.

P.S. Absolut lächerlich finde ich übrigens die wenigen Fan-Boys, die jetzt nach wochenlanger Abstinenz aus den Löchern gekrochen kommen und meinen, sie hätten es ja schon immer gewusst. Peinliche Clowns