Man schrieb den 02.04.2016 und es war der Tag, an dem der ruhmreiche Hamburger Sportverein im Finale der Champions League den als unbesiegbar geltenden FC Barcelona mit 4:1 aus dem Stadion schoss und den Henkelpott nach Hamburg holte. Wildfremde Menschen lagen sich weinend in den Armen, Kinder wurden gezeugt und Ivo genannt.

Ungefähr so kam es zumindest mir gestern vor, als der HSV in einem grauenvollen Fußballspiel eine Mannschaft schlug, die bis dahin 11 ihrer 13 Heimspiele verloren hatte und die mit 17 von 84 möglichen Punkten schon vor diesem Spiel als sicherer Absteiger feststand. Selbstverständlich kann man sich auch gegen ein solches Team schwer tun, aber was die für € 60 Mio. gepimpte Truppe dort in den ersten 60 Minuten ablieferte, war weder Erst- noch Zweitligafussball und das in dem Spiel, welches im Vorfeld als das wichtigste in der laufenden Saison bezeichnet wurde. Nicht 96 spielte wie ein Absteiger, der HSV tat es.

Natürlich kann man auch das sensationell cool finden, Sprüche wie „Der Zweck heiligt die Mittel“ oder „lieber schlecht spielen und dafür gewinnen“ haben in Zeiten wie diesen Hochkonjunktur, mir aber reicht das nicht. Es reicht mir nicht vor dem Hintergrund des finanziellen Aufwandes, es reicht mir nicht vor dem Hintergrund eines gnadenlos überbezahlten Vorstandes und es reicht mir nicht vor dem Hintergrund einer komplett überalterten Mannschaft. Wer sich trotzdem über die nächste sportliche Minusleistung freuen kann, soll es tun, ich tue es nicht.

Was muss eigentlich in dieser Mannschaft (von den Herren Beiersdorfer und Knäbel zusammengestellt) los sein, wenn

Rene Adler nach dem wichtigsten Spiel der Saison sagt: „Zur Halbzeit hat es in der Kabine richtig geknallt“. Mit welcher Einstellung gehen einige ihrer Arbeit nach

Emir Spahic sich als 36-Jähriger wiederholt genötigt sieht, seine bocklosen Mitspieler mit Schlägen auf ihre Pflichten aufmerksam machen zu müssen

Wunderstürmer Lasogga mittlerweile Stürmer Nr. 3 (hinter Schipplock 😀 und Rudnevs) ist

Demnächst-Nationalspieler Lewis Harry Holtby in diesem wichtigen Spiel zur Halbzeit ausgewechselt wird.

Schlimmer als die sportliche Performance wirkt auf mich jedoch der Umstand, dass dieser Verein jederzeit in der Lage ist, sein gerade für viel Geld aufgestelltes Leitbild bei jeder sich bietenden Gelegenheit mit Füssen zu treten – Stichwort Bescheidenheit und Demut.

HSV_peinlich

Überschrift: Einen haben wir noch. Dieses spaßige Bildchen veröffentlichte die Medien-Abteilung des Vereins gestern via Facebook und ich kann mich nicht erinnern, mich jemals so fremdgeschämt zu haben. Weiteres Beispiel?

75´ Tooooooor – es Müllert beim HSV. So schnell können wir gar nicht tippen

Wie gesagt – wer sich freuen möchte, soll das tun. Ich freue mich nicht und will auch gern erklären, warum nicht. Jeder Sieg des HSV bringt den Verein möglicherweise dem Klassenerhalt näher, er bringt den Verein aber andererseits dem endgültigen Ende ein Stück näher. Denn: hält der Verein erneut die Klasse, geht das Spielchen unvermindert weiter. Es werden wieder überalterte Spieler geholt (Harnik, Subotic etc.), es werden weitere Anteile verkauft, es wird mittels Schneeballs-System eine weitere Anleihe ins Leben gerufen. Alte Schulden werden mit neuen Schulden gedeckelt, der Verein wird aber nie in der Lage sein, diese Schulden zu begleichen. Irgendwann (und dieses Ende kommt nicht in 10, sondern eher in 5 Jahren) gibt es keine Anteile mehr, die man Herrn Kühne zu immer günstigeren Konditionen verscherbeln kann. Irgendwann gibt es auch niemand mehr, der die nächste Anleihe unterstützt.

Dann aber werden die Herren Beiersdorfer, Hilke (versucht ohnehin schon den Absprung), Wettstein und Co. schon längst nicht mehr im Amt sein. Diejenigen, die für eine Neuausrichtung des Vereins nach dem 25.05.2014 stehen sollten (Aufstellen für Europa – Haha), werden für den Abflug des HSV stehen. Wer trotzdem jeden Sieg gegen einen Absteiger bejubeln möchte, soll das tun, aber er wird das nicht in diesem Blog tun. Die Herren in Vorstand und Direktorium haben nun seit knapp 2 Jahren nicht nur bewiesen, dass sie es nicht können, sie haben bewiesen, dass sie gar nichts können.

Rekord-Verschuldung, Katastrophen-Transfers, Rucksäcke, nächste Anleihe, furchtbarer Fußball und und und.

Ich habe in einem früheren Blog einmal geschrieben:

Das größte Kapital des Vereins ist die Dummheit seiner Fans

und dieser Satz war niemals wahrer als heute. Es sind keine Vermutung oder Gerüchte oder Zeitungsenten, die die Unfähigkeit der Exzellenzen dokumentieren, es sind Tatsachen!!! Erkennbarer Tatsachen!!!! Beweisbare Tatsachen!!!!

Zumindest mir soll in 2 Jahren niemand kommen und sagen: „Hättet ihr mal rechtzeitig etwas gesagt“.

Mir nicht.