„Aufstellen für Europa“, so lautete der Claim der Mitglieder-Initiative HSVPLUS vor mittlerweile einigen Jahren. „Aufstellen für den Abgesang“, so sollte das Motto für die Zeit lauten, die dem Hamburger Sportverein bevorsteht. Und nein, verdammt nochmal, hier werden mitnichten irgendwelche Endzeit-Szenarien entwickelt, um „dem Verein zu schaden“ oder um „sich am Verein zu rächen“, was für ein unfassbarer Bullshit. Wer sein verbliebenes Resthirn dazu benutzt, 1 und 1 zusammen zu rechnen, der wird irgendwann darauf kommen, dass sich der HSV in einer Abwärtsschleife befindet, aus der es keinen Ausweg mehr gibt. Die letzte Chance, die allerletzte Chance auf eine gegenläufige Entwicklung hatte Herr Beiersdorfer unmittelbar nach dem 25.05.2014. Er bekam den Verein auf dem Silbertablett, er bekam einen Aufsichtsrat, der – im Gegensatz zu seinen Vorgängern – eben keine Kontrolle ausübt, sondern auf Geheiß des Übervaters aus der Schweiz alles abnickt.

Beiersdorfer hat diese Chance nicht nur versiebt, er hat sie mit Füßen getreten. Warum? Nun, ich erinnere mich an ein Interview, welches der Kollege Jovanov bei goal.com mit dem Vorstandsvorsitzenden führte. In diesem Interview fragte der „Experte mit Stallgeruch“ den Interviewer tatsächlich, welche Ziele denn HSVPLUS eigentlich gehabt hätte. Als ihm die Inhalte der Initiative erklärt wurden, meinte er sinngemäß:

„Naja. Ist ja alles schön aufgeschrieben, aber in der Praxis nicht umsetzbar“

Halblaut war der Aufschrei derer, die für die Inhalte und die Werte von HSVPLUS monatelang leidenschaftlich gekämpft hatten, denn sie fühlten sich von ihrer Galionsfigur getäuscht. Der Umstand, dass Verbrennungs-Didi nie ihre Galionsfigur war, hatten sie nicht verstanden. Beiersdorfer war nicht mal Bestandteil der Initiative gewesen, denn Beiersdorfer war es mit Verlaub scheißegal, wie sich der HSV in der Zeit nach dem Mai 2014 aufstellen wollte. Beiersdorfer wollte zurück zum HSV, egal wie. Und er wäre auch ohne Ausgliederung, ohne HSVPLUS und ohne einen Aufsichtsrat Gernandt gekommen. Weiß man das, dann versteht man auch, warum sich der Vorstandsvorsitzende nicht an die Maßgaben einer Initiative gebunden fühlt.

Beiersdorfer hat vom Tag seiner Inthronisierung alles das gemacht, was er früher (2002 – 2009) schon gemacht hat. Ich habe gestern via Facebook einen Vergleich gepostet, den ich recht passend finden.

Der HSV 2016 unter Herrn Beiersdorfer handelt im Grunde wie ein verarmter Adeliger.

Er war es in seiner Kindheit gewohnt, dass man im Schloss seiner Eltern zwei Butler, vier Zimmermädchen und drei Köche hatte. Leider wurde das Geld im Laufe der Jahre nach und nach ausgegeben, die Ländereien verkauft, das Schloss ist alt und wertlos.

Der junge Baron Beiersdorfer jedoch schaltet immer noch Anzeigen in Adelsblättern, in denen er einen neuen Gärtner sucht, dabei hat er nicht mal mehr einen Garten.

Als Beiersdorfer den HSV unter menschlich zweifelhaften Umständen verließ, ging es dem Verein sportlich und finanziell noch ein wenig anders, aber das hat Didi scheinbar nicht realisiert, denn er wirft Geld, welches er nicht hat, immer noch mit vollen Händen raus. Während die Fans und besonders die Unterstützer von HSVPLUS immer noch darauf warten, dass man spart, dass man Schulden abbaut, dass man auf den Nachwuchs setzt, macht Didi das exakte Gegenteil. Der Verwaltungsapparat wurde zu einem unfassbaren Wasserkopf aufgeblasen, es wurden vorzugsweise Spieler jenseits des Verfallsdatums für überhöhte Preise verpflichtet, es wurde geklotzt und nicht gekleckert. Und das alles unter der Aufsicht eines Aufsichtsgremiums, was nicht beaufsichtigen kann (oder darf).

  1. Jahr Relegation
  2. Erneuter Abstiegskampf.

Dabei knallte man knappe € 60 Mio. in einen Kader, aber es gibt bekanntlich immer noch einige Vollidioten, die meinen, dass Beiersdorfer und Knäbel ja „mit wenig Geld auskommen mussten“. Unfassbar.

  1. Geschäftsjahr – Minus € 16,9 Mio.
  2. Geschäftsjahr – wieder wird ein Millionenverlust erwartet

Nun wird bekannt, dass man im nächsten Geschäftsjahr knappe € 38 Mio. an Verbindlichkeiten abtragen muss, 2019 kommen dann die € 17,5 Mio. (plus 6% Zinsen) der Campus-Anleihe hinzu. Im Herbst 2015 war man insolvent und konnte seine Rechnungen nur deshalb noch bezahlen, weil Kühne erneut AG-Anteile kaufte.

Und die Zukunft? Die existiert nicht. Generiert man nicht auf irgendeinem Weg diese ominösen € 40 Mio. durch die Pfeffersack-Anleihe, gehen die Lichter sofort aus. Bekommt man das Geld, werden mit den neuen Schulden alte Schulden beglichen. Dann ist man halt erst in 2 oder 4 Jahren pleite.

Der Ausweg? Für’s sparen ist es jetzt zu spät, Beiersdorfer hat die Karre in den Dreck gefahren. Hilft also nur sportlicher Erfolg sprich internationaler Fußball. Aber wie? Mit der Mannschaft? Mit einem Sportchef, der außer der Schweiz offenbar kein anderes europäisches Land kennt. Harnik (28)? Subotic (27)? Man bekommt € 700.000 im Jahr und kommt dann auf den nächsten Schweizer oder auf Auslaufmodelle in der Bundesliga?

Ich hatte es schon mal geschrieben: Wer mehr verdient als andere, muss auch mehr können bzw. mehr leisten. Beiersdorfer, Knäbel und Co. verdienen Champions League-mäßig, leisten aber nur Regionalliga.

Ach ja, da ist ja noch der Campus. Das neue Gebäude, welches in Zukunft die Weltstars produzieren soll. Problem ist nur: Gebäude produzieren keine Stars, Menschen produzieren Stars. Fähige Menschen mit Geld produzieren Stars. Der HSV ist pleite, wie möchte er da die besten Nachwuchsspieler der Zukunft ohne Geld in den Volkspark locken? Mit einem Gebäude?  Ohne Geld wird der Campus ein Gebäude voller durchschnittlicher Jugendlicher und durchschnittlicher Trainer sein.

Also? Der HSV ist am Ende und das haben nicht etwa die Herren Hoffmann oder Jarchow zu verantworten, das haben allein die Herren Beiersdorfer, Hilke, Wettstein und Gernandt zu verantworten. Gehen in diesem Jahr nicht die Lichter aus, gehen sie 2017 oder 2019 aus. Aber ausgehen werden sie. Insofern sollten sich alle über einen Wahnsinns-Sieg gegen einen Absteiger freuen. Oder über die peinliche Tanzeinlage von Eddie Sülzer.

Wie man’s hätte machen müssen – ab Minute 3:30