Oft und gern wird, geht es um Leistungsfähigkeit, Erfolg und/oder Misserfolg etc. über das liebe Geld gesprochen. Welcher Spieler wurde für wie viele Millionen geholt, welcher Stürmer verdient mehr als Summe X, welcher Trainer hat Summe Y nicht verdient. Gern vergessen wird dabei, dass die Spieler respektive ihre Berater selbstverständlich Gehälter und Ablösesumme/Handgelder aushandeln, aber es sind die Vereine, die diese Gelder bezahlen. Insofern ist den Herren in den kurzen Hosen nur eine Teilschuld zu geben, schließlich müssen die Klubs ja nicht auf die Forderungen der Berater eingehen. Besonders beim Hamburger Sportverein wird oft das „Argument Geld“ in den Raum geworfen, oft direkt vom „Argument Namen“.

„Wir sind doch rein namentlich bzw. personell wesentlich besser aufgestellt oder besetzt als…..“

Sind sie das wirklich? Oder erliegt man bei der reinen Betrachtung der überhöhten Ablösesummen und Namen diverser Ex-Nationalspieler nicht einem Irrtum, wenn man das glaubt. Wie sieht es eigentlich, objektiv betrachtet, wirklich aus.

Im Tor. 

Rene Adler ist sicherlich ein Torhüter, der auf der Linie zu absoluten Klasseleistungen in der Lage ist, verlässt der Ex-Nationaltorhüter jedoch den Fünfmeter-Raum, ist es schnell vorbei mit der Herrlichkeit. Beim Rauslaufen offenbart der 31-Jährige gehörige Schwächen, sowohl bei hohen Bällen (Flanken) wie auch bei flachen Zuspielen in die Spitze. Hier antizipiert er häufig falsch und muss dann mit übergroßen Risiko in den Zweikampf gehen. Bekommt Adler den Ball, ist es vorbei mit einem schnellen Aufbauspiel. Er hält den Ball so lange, bis sich die gegnerische Abwehrreihe formiert hat, Folge ist dann eigentlich immer ein langer Abstoß und der Verlust des „Zweiten Balles“. Fußballerisch ebenfalls limitiert kommt das „Paket Adler“ nicht mehr über den Bundesliga-Durchschnitt hinaus, andere (jüngere) deutsche Torhüter wie Leno, ter Stegen, Karius, Baumann, Fährmann, Horn, Ziehler und natürlich Neuer haben ihn längst überholt.

Außenverteidiger.

Meine Meinung: Spielt der HSV mit den Außenverteidigern Ostrzolek und Diekmeier, dann genügt dies dem Anspruch Bundesliga nicht. Beide Spieler haben auf Positionen, die in der Nationalmannschaft durchaus vakant sein können, nicht den Hauch einer Chance in den erweiterten Kreis zu gelangen. Dennis Diekmeier hat sich in seinen 5 Jahren beim HSV eher rückwärts entwickelt, Ostrzolek lebt immer noch von einer guten Saison in Augsburg. Beide Außen sind offensiv schwach (0 Tore), kaum in der Lage, Treffer vorzubereiten und in der Rückwärtsbewegung maximal Durchschnitt. Alles zusammen macht eine (oder zwei) riesige Baustelle in der Mannschaft aus und wird hier nicht für Abhilfe gesorgt, bekommt der Verein seine strukturellen Probleme nie in den Griff. Ein Lichtblick bildet hier Sakai, der deutlich mehr Zug nach vorn entwickelt und auch defensiv mehrdimensionaler erscheint.

Innenverteidiger.

Auch hier regiert maximal der Durchschnitt. Emir Spahic ist zwar routiniert und abgezockt, aber langsam. Schafft er es nicht, mit Übersicht einen Spielzug zu antizipieren, muss er fehlende Schnelligkeit mit Härte wettmachen, was oft zu Freistößen und Karten führt. Djourou ist solide, aber kein Klasse-Verteidiger. Hierzu fehlt mir die Spieleröffnung, außerdem hat er häufig den einen oder anderen Aussetzer im Spiel. Cleber Reis ist robust und kopfballstark, aber kein Fußballer. Sein Aufbauspiel ist katastrophal, seine Härte ein ständiges Risiko.

Doppel-Sechs.

Dort, wo das Spiel aufgebaut werden soll, herrscht beim HSV Kreativ-Leere. Lewis Holtby rennt zwar rum wie ein aufgedrehter Brummelkreisel, der Ertrag seiner gelaufenen Kilometer ist jedoch überschaubar. Sieht alles immer sehr engagiert aus, aber es kommt kaum etwas dabei rum. Albin Ekdal gewinnt defensive Zweikämpfe und spielt selten Fehlpässe, aber er spielt auch nie einen risikoreichen Pass. Das, was man beispielsweise einem Milan Badelj auf der gleichen Position ständig vorwarf, unterlassen beide 6er des HSV. Risiko wird vermieden, aber auf die Art erzeugt man auch keine Gefahr. Zusammengefasst: Viel Durchschnitt, dafür aber exorbitant teuer und unkreativ. Die Standards von Holtby sind grauenvoll. Nachwuchsmann Gideon Jung hat Ansätze, ist aber auch eher der Typ Zerstörer und braucht Spielzeit. Gojko Kacar hat alles, was ein moderner 6er haben muss, ist aber häufig (schwer) verletzt.

Spielmacher.

Aaron Hunt soll einer sein, ist aber keiner. Hunt ist eher ein Ballhalter als weniger ein Ballverteiler. Er hat sicherlich technische Fähigkeiten, aber die bringt er zu selten ein. Hinzu kommt, dass seine bekannte Verletzungsanfälligkeit die notwendige Automatismen verhindert. Ein Tor (Elfmeter) und drei Vorbereitungen in 19 Spielen sind eine eher miese Bilanz für einen Mann seiner Preisklasse, Hunt ist deutlich über den Zenit hinaus. Nächste Baustelle.

Außenstürmer.

Ivo Ilicevic war mal ein Außenstürmer, um den sich die halbe Bundesliga gerissen hat. Nach unzähligen Verletzungspausen und diversen Anläufen trainiert er in dieser Saison einigermaßen regelmäßig, spielen tut er allerdings wie jemand, der kaum noch Lust hat. Immer wieder dasselbe Strickmuster – Ball annehmen, dribbeln, festlaufen. Kaum mal eine 1:1-Situation wird erfolgreich gelöst, dabei muss man sagen, dass Ivo der einzige HSV-Spieler ist, der solche Situationen überhaupt sucht. Auf der anderen Seite stürmt Nicolai Müller, der aktuell erfolgreichste Torschütze des HSV. Müller ist immer dann effektiv, wenn er Platz und wenig Gegenspieler vor sich hat. 1:1-Situationen löst Müller nie, flanken ist auch nicht seine Stärke. Müller ist wohl noch am ehesten als „über dem Schnitt“ zu bewerten, Ilicevic eher darunter.

Mittelstürmer.

Die wohl größte und gleichzeitig teuerste Baustelle des Vereins. PML10-Maschine ist ein Stürmer ohne wirkliche Stärken. Er ist weder schnell, noch technisch stark oder kopfballstark. Er ist kein Kombinationsspieler und hat offenbar körperliche Probleme. Lasogga würde in der aktuellen Verfassung keine Bundesliga-Mannschaft besser machen. Was für eine Art Stürmer Sven Schipplock sein soll, habe ich bis heute nicht verstanden. Er läuft viel, aber als Mittelstürmer soll man nicht (nur) rennen, man soll auch Tore machen und die macht Schipplock eben nicht. Als „Druckspieler“ (er wurde geholt, um Druck auf PML10-Maschine auszuüben), eindeutig zu teuer. Artjoms Rudnevs ist sicherlich kein Edeltechniker, aber Rudnevs hat etwas, was die anderen beiden Stürmer nicht haben. Er ist schnell, konditionell auf der Höhe und er schafft Räume für seine Mitspieler. Besonders Müller profitiert extrem, wenn Rudnevs aufläuft.

Trainer.

Bruno Labbadia ist sicherlich ein fleissiger und akribischer Trainer, aber er ist eben kein außergewöhnlicher Trainer und der HSV bräuchte einen außergewöhnlichen Trainer, um seine Probleme zu lösen. Labbadia hat die Mannschaft in einer schwierigen Situation übernommen und dafür gebührt ihm Dank. Aber er hat es nicht geschafft, die Mannschaft in einem Jahr zu entwickeln, ihr ein funktionierendes System zu vermitteln und ihr Flexibilität beizubringen. Der HSV ist extrem leicht auszurechnen und nach einem Jahr mit der Mannschaft erwarte ich da einfach mehr, besonders dann, wenn ich Trainer wie Nagelsmann, Tuchel etc. sehe. Bei diesen Trainern erkennt man relativ schnell eine Handschrift, bei Labbadia erkenne ich keine.

Fasst man alles zusammen, so muss man leider erkennen, dass der HSV ein bestenfalls durchschnittliches Konstrukt ist. Angefangen vom Torhüter bis zum Trainer ist dort nichts Besonderes oder Außergewöhnliches, es ist im Grunde unterdurchschnittlicher, überbezahlter Bundesliga-Einheitsbrei. Der HSV hat keinen Spieler mehr, der den Unterschied ausmachen kann, wie es früher vielleicht einmal Akteure wie Barbarez, Präger oder van der Vaart konnten, um nur einige zu nennen. Eine Horde von Mitläufern, ohne großes Engagement und Ziele, mit wenig zufrieden. Der HSV steht dort, wo er steht, vollkommen zu Recht, jedoch steht der finanzielle Aufwand (€ 60 Mio. für Transfers in 2 Jahren, Personal-Gesamtkosten von € 70 Mio. pro Jahr) in einem krassen Missverhältnis zu den gezeigten Leistungen. Auf dem Platz und in den Büros. In jedem anderen Unternehmen dieser Welt hätten Null-Performer und Taschenvollstopfer wie Beiersdorfer, Hilke, Knäbel, Peters und Co. schon längst ausgespielt.