Es war einmal eine Zeit, da wurde ein Vorstandsvorsitzender des Hamburger Sportvereins noch mit anderen Augen gesehen. Der Mann hieß Bernd H. und leicht hatte er es nicht. Chef von das Ganze wurde er am 01.02.2003 und sein ruhmreicher Verein rangierte dröhnig im Mittelfeld der Tabelle (Platz 9) herum, etwas, an was man sich in Hamburg irgendwie gewöhnt hatte. Das aber gefiel Bernd nicht, er hatte Vorstellungen, er wollte mehr. Im ersten kompletten Jahr seiner Amtszeit wurde der HSV am Ende 8., im Jahr darauf bereits 3. Aus heutiger Sicht eine Bilanz, von der der HSV-Fan im Jahr 2016 nur noch träumen kann, aber noch ungewöhnlicher wird es eigentlich erst dann, wenn man bedenkt, unter welchen Umstände dies alles zustande kam.

Ohne Bernd H. jetzt in irgendeiner Art in den Himmel heben zu wollen, muss man dennoch sehen, dass seine Gestaltungsmöglichkeiten begrenzt waren. So hatte der damalige Vorstandsvorsitzende einen Aufsichtsrat, der vielleicht weniger kompetent als der aktuelle war, aber er mischte sich deutlich öfter ein, H. musste sich reichlich Kontrolle, Intrige und Beinschüsse gefallen lassen. Auch gab es zu der Zeit keinen Herrn Kühne, jedenfalls nicht in der Form wie heute und AG-Anteile konnte Bernd H. auch nicht verkaufen, denn durch dieses Vorhaben machte ihm die Supporter-durchtränkte Mitgliedschaft einen Haken.

Haken machten auch die Vertreter der hiesigen Presse, die beileibe nicht so milde gestimmt waren wie in diesen Tagen. Bei jeder Gelegenheit wurde geschossen, mit dem Unterschied, dass es damals auf einem vollkommen anderen sportlichen Niveau getan wurde. Vergessen darf man auch die erklärten H.-Gegner im SC wie die Freunde Bednarek und Co. nicht. Im eigenen Aufsichtsrat waren Vertrauensleute dieser Menschen installiert worden, um H. das Leben möglichst schwer zu machen. Es wurden Gerüchte gestreut, Interna durchgesteckt und und und.

Und die Mitglieder und Fans? Viele mochten H. nicht, weil H. ihnen eben ab und an mal die Wahrheit sagte. Außerdem war dieser H. kein Ex-Fußballer, ja noch nicht mal Hamburger. Unglaublich. Der Gegenwind jedenfalls war tagtäglich spürbar und wurde nur durch sportlichen Erfolg erträglich.

Wie gesagt – es geht nicht darum, Herrn H. heilig zu sprechen, denn auch er hat zahlreiche Fehler begangen. Es geht aber darum, einen Unterschied aufzuzeigen.

Denn heute, heute ist alles anderes. Heute sitzt dort ein Dietmar B. und er hat all das, was Bernd H. auszuhalten hatte, nicht zu ertragen. B. ist „einer von uns“, obwohl auch er nicht in Hamburg geboren ist und sogar zeitweise für den Rivalen von der Weser gespielt hat. B. hat auch keine internen Feinde und der Aufsichtsrat kritisiert nicht nur nicht, er kontrolliert die Machenschaften des Dietmar B. nicht mal.  Eine organisierte Gegnerschaft, wie sie H. ertragen musste, existiert nicht mehr und sogar der ehemals streitlustige SC ist mittlerweile eine Horde von Speichelleckern geworden. Was B. macht ist per se erstmal richtig und man muss auch mal Geduld haben.

Ach ja, Dietmar B. muss weder sportlich erfolgreich sein, er muss noch nicht mal eine schwarze Null oder gar Gewinne erwirtschaften. Denn: wenn alle Stricke reißen, ist da ja immer noch der reiche Erbonkel aus der Schweiz, was für ein Glück. Diesen Erbonkel wollte H. auch etwas deutlicher anzapfen, aber das wollte man damals nicht.

Und die ehemals so kritischen Medien? Auch sie hat das gleiche Schicksal ereilt wie die ehemals organisierte Basis innerhalb des Vereins, sie existieren nicht mehr. Heute wird Hofberichterstattung bis zur Selbstaufgabe praktiziert, heute ist die eigene Plattform HSV.de fast schon kritischer als die, die eigentlich dafür bezahlt werden.

Nimmt man nun die Begleitumstände, unter denen H. arbeiten musste und vergleicht sie mit den schier unendlichen und unkontrollierten Möglichkeiten, die B. zur Verfügung stehen und vergleicht dann den Ertrag miteinander, dann könnte man schon mal denken, dass…..

Ach, was soll es? Sind halt andere Zeiten oder vielleicht auch nur zwei verschiedene Welten.