Ich weiß ja nicht, ob er selbst aus dem, was er da tut, schlau wird, ich werde es jedenfalls nicht (mehr). Einer der Hauptgründe dafür, dass man beim Hamburger Sportverein unglücklicherweise keine signifikante Entwicklung erkennen kann, ist das oft erwähnte, jedoch offenkundig nicht vorhandene Leistungsprinzip und es wird ganz besonders an der Auswahl der Stürmer deutlich.

Am Anfang der Saison setzte Trainer Labbadia auf den teuersten Stürmer im Team, Pierre-Michel Lasogga. Zu Recht, denn ansonsten hätte man den Mann nicht verpflichten müssen. Lasogga spielte in den ersten 15 Partien der Saison immer, meistens über 90 Minuten. In der Zeit erzielte er 6 Treffer (3 Elfmeter), der HSV war am 16. Spieltag Tabellen-9. mit 22 Punkten, 2 Punkte hinter Bayer 04 Leverkusen. Im Spiel gegen Bremen verletzte sich der 24-Jährige an der Schulter, im nächsten Spiel kam Sven Schipplock zum Einsatz, jedoch ohne zu überzeugen. Lasogga ließ sich entgegen der Ratschläge der Ärzte nicht operieren, er spielte weiter, seine Einsatzzeiten gingen jedoch immer weiter zurück, genau wie seine Leistungen.

Nachdem Schipplock in den Spielen gegen Bremen und Mainz nicht zu überzeugen wusste, war er wieder raus, in den insgesamt 16 Partien nach Lasoggas Verletzung war er sogar 5 mal gar nicht im Kader. Dann plötzlich, nach einem Testspiel gegen einen unterklassigen Verein, in dem der Stürmer zweimal traf, war er wieder da und plötzlich Stammspieler (28. Spieltag gegen Hannover). Nur zwei Spiele (ohne ein Tor) später, wird er jedoch vor der Begegnung in Dortmund wieder in Frage gestellt. Kein Stürmer der Welt kann auf diese Art und Weise Selbstvertrauen entwickeln, das sollte Ex-Stürmer Labbadia am besten wissen.

Noch kurioser ist die Situation bei Artjoms Rudnevs. Dem Letten, den man beim HSV seit mehreren Spielzeiten am liebsten verschenken möchte, wurde nachgesagt, er würde sich im Training hängenlassen. Der Stürmer war bis zum 18. Spieltag überhaupt kein Thema, war nicht im Kader und spielte, wenn er spielte, in der U23 des HSV. Plötzlich, wie aus dem Nichts, war Rudnevs wieder dabei. Zuerst über Kurzeinsätze, bei denen er zweimal traf, dann als Stammspieler vom 21. bis 27. Spieltag, bei denen er ansprechende Leistungen zeigte, durch seine Schnelligkeit und Laufstärke Räume für seine Mitspieler schuf. Am 28. Spieltag dann war Rudnevs wieder raus aus dem Team und in den folgenden Partien nicht einmal mehr im Kader. Er würde schlecht trainieren, ließ man über die hofberichterstattenden Medien verbreiten. Spielen tat plötzlich der bis dato „unauffällige“ Schipplock, mit mäßigem Erfolg. Vor dem Spiel gegen den BVB sollen jetzt plötzlich wieder Lasogga und Schipplock auf Augenhöhe agieren, Rudnevs ist völlig raus.

Nicht vergessen sollten wir bei dieser Posse auch die Spieler Olic (insgesamt 8 Kurzeinsätze), Drmic (angeblich kann er ja auch über außen spielen), Altintas (ist nach einem Jahr immer noch nicht fit für die Bundesliga). Der Hamburger Sportverein leistet sich 5!!!! Mittelstürmer und leiht im Winter noch einen 6. für Geld aus, welches er nicht hat. Im Gegensatz dazu hat man aber exakt 1 1/2 linke Außenverteidiger und besonders hier wird das nicht vorhandene Leistungsprinzip deutlich. Wie viele Grottenspiele durften die Spieler Ostrzolek und Diekmeier abliefern, bis Sakai endlich zum Einsatz kam? Wie oft durfte Ilicevic versagen? Wie lange durfte Holtby in der Rückrunde stümpern, obwohl Kacar einsatzfähig war?

Anhand der Stürmersituation wird deutlich, wie katastrophal diese Mannschaft von den Herren Beiersdorfer und Knäbel zusammengestellt wurde und welchen (finanziellen) Zwängen der Trainer mittlerweile unterliegt. Eigentlich müsste er Rudnevs spielen lassen, aber dessen Vertrag läuft eh aus. Dann stellt man doch lieber die Spieler Schipplock und besonders Lasogga ins Schaufenster, um eventuell noch den einen oder anderen Euro generieren zu können und das Spiel von vorn zu beginnen, nur Geduld. Das Gleiche gilt für Holtby/Kacar und es gilt auch für Ostrzolek/Sakai. Die einzige Ausnahme bildet Ivo Ilicevic, aber hier existiert auch bisher keine wirkliche Konkurrenz.

Um es noch einmal ganz deutlich zu sagen: Beiersdorfer, Knäbel, Hilke und Co. sind gescheitert. Sie sind gescheitert, völlig unabhängig davon, ob diese Saison überlebt wird oder nicht. Sie sind gescheitert, weil sie alle zusammen bewiesen haben, dass sie es nicht können. Mit jeder Saison, die man diese Herren weiter fuhrwerken lässt, versündigt man sich an diesem Verein. Das wirklich Fatale ist: Inzwischen ziehen sie einen Bruno Labbadia mit in den Abgrund und es wird spannend zu beobachten sein, ob der das zulassen wird oder von sich aus die Reißleine zieht.