Nun denn, wie ich zu der abgelaufenen Saison (und den Jahren zuvor) stehe und sie sehe, sollte allgemein bekannt sein. Meiner Auffassung nach wurde nach der Ausgliederung und der Inthronisierung der Exzellenzen allerdings nicht nur die Mannschaft für viel zu viel Geld komplett sinnfrei zusammengestellt, es wurden auch innerhalb des Verwaltungsapparats Posten und Pöstchen geschaffen, die an Schwachsinnigkeit kaum zu übertreffen sind. Schnittstellen-Manager, Torwarttrainer-Koordinator, Legendenbetreuer. Der HSV macht sich zum Gespött der Liga.

Nun kursieren die Meldungen, dass Gönner Klaus-Michael Kühne noch einmal (wahrscheinlich das letzte Mal) die Schatulle im großen Stil öffnen möchte, noch nicht geklärt ist allerdings, unter welchen Begleitumständen dies geschehen soll. Erneutes Darlehn? Erneuter Anteils-Erwerb? Schenkung? Niemand weiß nichts genaues und ich bin sogar sicher, dass der Unternehmer aus der Schweiz sich darüber noch gar keine großen Gedanken gemacht hat. Die kolportierten € 50 Mio. sind für ihn nicht wirklich viel Geld, aber darum geht es auch gar nicht. Kühne ist spätestens nach dem Wolfsburg-Spiel der Kragen geplatzt, aber so richtig. Jetzt reicht es, es muss etwas passieren und zwar zeitnah.

Das dabei das Hauptaugenmerk auf einer qualitativen Verbesserung der Mannschaft liegt, liegt natürlich nahe, aber das kann nur die halbe Wahrheit auf einem Weg zu einer tatsächlich signifikanten Verbesserung des Vereins sein. Natürlich stimmt es in so gut wie allen Mannschaftsteilen nicht, das Verhältnis zwischen Leistung und Bezahlung schreit zum Himmel. Jetzt,sozusagen als Radikalkur, nur einige Spieler vom Hof zu jagen und neue Spieler zu kaufen, das kann es nicht sein, denn damit stillt man vielleicht die Blutung, die Wunde aber bleibt und wird nicht behandelt. Wie es tatsächlich um den Verein, die Mannschaft und besonders das Innenverhältnis bestellt ist, kommt immer mehr ans Licht.

In der Kabine des HSV kam es zwei Tage vor dem 3:1 in Augsburg zur Diskussion unter einigen Spielern. Es ging um die Grundregeln, die die Mannschaft mit Trainer- und Betreuerstab vor der Saison aufgestellt hatte. Oben auf der Liste stehen Begriffe wie Respekt, Loyalität und Ehrlichkeit. Nun wurde debattiert, ob man diese Worte nicht besser durchstreichen solle!

Am Ende blieb das Plakat mit den Leitlinien unverändert, um den internen Zwist nicht auf die Spitze zu treiben. Es wäre einem Aufstand gleichgekommen. Der Vorgang aber belegt, wie angespannt das Innenverhältnis beim HSV ist.

(Quelle: Sportbild, Printausgabe)

Hierzu passen die kürzlich geäußerten Sätze von „Mannschaftssprecher Drobny“ bzgl. des Umgangs mit Spielern, die über ihre Zukunft aus der Presse erfahren mussten. Nun ist es in jeder Mannschaft so, dass es zufriedene und unzufriedene Spieler gibt, das ist nichts Neues. Was beim HSV jedoch passiert, geht offenkundig deutlich tiefer, erinnert man sich auch an den Maulwurf, der die Spahic-Schläge durchsteckte. Das Verhältnis zwischen Mannschaft und Trainer scheint zerrüttet und mir fiel auf, dass sich Michael Gregoritsch jüngst bei Peter Knäbel für die Unterstützung bedanken, Bruno Labbadia wurde nicht genannt.

Auch die Rolle von Co-Trainer Sözer ist, sagen wir mal, unglücklich, denn Sözer gilt als Spion für Labbadia. Was man dem Co erzählt, landet unweigerlich bei Bruno, das weiß jeder.

Anderes Thema, gleiches Problem:

Mit zehn Personen, darunter zwei Kommentatoren, war der vereinseigene Sender „HSV Total“ nach Rotenburg gedüst. Das Spiel sollte als Livestream im Internet gezeigt werden. Doch der HSV hatte die Rechnung ohne den RSV gemacht. Die Ordner des Landesligisten verweigerten der beauftragten Produktionsfirma „Match IQ“ aus Sicherheitsgründen die Übertragung. Ein Vereinssprecher: „Die wollten vom Tribünendach filmen. Das ist viel zu gefährlich. In Absprache mit dem Bauamt haben wir uns gegen die Übertragung entschieden.“ Aus einem möglichen Alternativ-Plan wurde aufgrund von Kommunikationsproblemen nichts. (Mopo, vom 19.05.2016)

Da sind sie wieder, die Vögel von MatchIQ. Man muss sich das kranke Bild einfach mal auf der Zunge zergehen lassen. Der klamme HSV leistet sich 10 Personen, die für den „vereinseigenen Sender“ HSVTotal zu einem unwichtigen Testkick nach Rotenburg gondeln, damit vielleicht ein paar Tausend Fans sich das Gebolze oder die die letzte PK am Rechner angucken können. Dazu natürlich die mittlerweile omnipräsente Agentur MatchIQ, die das natürlich auch für umsonst macht. Im Gegenzug verlängerte der HSV im der vergangenen Woche zahlreiche Verträge mit Scouts nicht bzw. kündigte diese auf.

So wurden u.a. Karl Heinz Bresch (13 Jahre im Verein), Ludwig Triffelner ( über 10 Jahre im Verein), sowie Herr Nikolinski freigestellt, zwei weitere Scouts traf es ebenfalls. Begründung: Die Mittel würden fehlen. Auf der anderen Seite leistet sich eine ausgegliederte Fussball-AG eine Medien-Abteilung mit mehr als 20 Personen, schickt 10 Vögel nach Rotenburg zum Freizeitkick und lässt das Ganze von MatchIQ produzieren. Wie gesagt: Wir reden hier von einer ausgegliederten Profi-Abteilung, nicht von einem kompletten Sportverein. Sind die eigentlich komplett durchgeknallt?

Ist es für einen Fußball-Klub inzwischen wichtiger, Gruselkicks im Internet für eine Randgruppe zu übertragen als sich um die Profis von morgen zu kümmern? Das kann doch alles nur ein schlechter Scherz sein.

An diesen (und zahlreichen anderen) Beispielen kann selbst der Dümmste erkennen, dass es eben nicht damit getan ist, 5 Spieler vor die Tür zu setzen und 5 neue Spieler zu verpflichten. Der gesamte Sumpf muss endlich trockengelegt werden, eine Maßnahme, die man bereits unmittelbar nach der Ausgliederung 2014 hätte in Angriff nehmen müssen. Leider hat man damals aber vorher mit den Fröschen gesprochen, bevor man den Sumpf angefasst hat. Und die Frösche lieben den Sumpf.