Profi-Fußball ist ein Showgeschäft, darüber sind wir uns doch wohl alle einig, oder? In einem Business, in dem jährlich Milliarden bewegt werden, geht es nicht mehr länger um Romantik oder Tradition, so sehr sich das vereinzelte Träumer dies vielleicht noch wünschen mögen. Nein, im Geschäft Fußball geht es um Geld, um Erfolg, um Rendite, um Einschaltquoten, um Karrieren. Wappenküsser sind am Ende des Tages nichts anderes als Heuchler, die schon wenige Wochen später das nächste Wappen ablecken und zwar ohne Skrupel. Damit es richtig rüberkommt – ich verurteile diese Entwicklung gar nicht, denn sie ist nicht aufzuhalten und möchte man wirklich guten Fußball sehen, dann muss man da hingehen, wo das meiste Geld ist.

Vor exakt diesem Hintergrund müssen aber auch die erbrachten Leistungen bewertet werden, ich hatte, bzgl. der Exzellenzen bereits mehrfach erwähnt, dass derjenige, der mehr verdient bzw. bekommt auch mehr leisten muss. Dieses Verhältnis zwischen Leistung und Entlohnung stimmt im Hamburg schon längst nicht mehr und die Unstimmigkeit fängt eben nicht in der Mannschaft, sondern im Vorstand an. Nirgendwo auf der Welt verdient der Vorstandsvorsitzende eines Unternehmens mit einem Umsatz von ca. € 120 Mio. im Jahr mehr als € 2 Mio., das ist komplett irre. Aber wenn er diese Summe einstreicht, dann muss er auch entsprechend liefern und das tut Beiersdorfer nicht, im Gegenteil.

Beiersdorfer möchte sich eine Art Romantik erhalten, weil er nichts anderes kann, nur ist dies eben ein Relikt aus den 80er Jahren. Gräben zuschütten, den Verein einen, Falken besuchen. Ist ja alles gut und schön, aber dafür wird der Mann nicht bezahlt. Warum aber wurde diese katastrophale Performance in den letzten 1 1/2 Jahren gedeckelt, nicht erwähnt oder unter den Tisch gekehrt? Weil Didi (angeblich) ein so netter Kerl ist. Er ist freundlich, nimmt die Mitarbeiter in den Arm, lächelt beständig. Ist ja super, aber dafür wird er nicht bezahlt. Er wird dafür bezahlt, den Verein zu entwickeln, nach vorn zu bringen, wieder wettbewerbsfähig zu machen und das hat er erwiesenermaßen nicht geschafft. Das Problem: Seine Freundlichkeit fließt in die Bewertung seiner „Leistungen“ ein, er erkauft sich mit Offenheit zusätzlichen Welpenschutz. Dies darf aber auf gar keinen Fall ein Kriterium sein, ansonsten hätte man auch Schweber Jarchow behalten können.

Das Gleiche gilt im Grunde auch für Bruno Labbadia. Der Trainer hat seine Art gegenüber seinem Auftreten in seiner ersten HSV-Amtszeit drastisch verändert, zumindest in der Außenwirkung. Bruno ist jovial, immer freundlich und auskunftsfreudig. Bruno ist das nette Gesicht des HSV, der Mann, der sogar den neuen Mannschaftsbus enthüllt. Aber: Dafür wird er nicht bezahlt. Er wird dafür bezahlt, dass er die Mannschaft entwickelt und aus guten Fußballern bessere Fußballer macht. All das hat er in mittlerweile mehr als einem Jahr nicht geschafft und betrachtet man rein die erbrachte sportliche Leistung, so dürfte Labbadia maximal eine 4 erhalten. Aber so ist es nicht, weil auf die erbrachte Leistung, für die er tatsächlich angestellt wurde, immer noch der Bonus des netten Menschen Labbadia zugezählt wird und flugs wird aus einer 4 eine 2-.

Was ich sagen will: In der Showbranche Profifußball hängt extrem viel auch vom Image der handelnden Personen ab, wobei ich auf Person Nr. 3 komme, Lewis Harry Holtby. Dessen Leistungen waren in 1 1/2 Jahren unterirdisch, ein halbes Jahr lang aber spielte Holtby solide. Für einen Spieler, für den ein klammer HSV mal € 6,5 Mio. abdrückte und der ca. € 4 Mio. im Jahr als Gehalt kassiert, ist das untragbar. Aber Holtby hat sich durch zahlreiche Maßnahmen (Facebook, Twitter, Fan-Aufputschung etc.) den Namen eines ehrlichen Spielers erworben, Lewis ist „einer von uns“, wie die dünn angerührten 16-jährigen, die hüpfend die Nordkurve bevölkern, gern kundtun. Bullshit, ist er nicht und wird er nie sein, aber er möchte, dass ihr das denkt und das klappt. Dabei ist es scheißegal, was der Mann twittert oder postet, bewertet werden muss ausschließlich seine Leistung, für die er extrem viel Geld bekommt.

Fazit. Streicht man die „weichen“ Faktoren wie Freundlichkeit, Autogramm-Schreiberei oder ein nettes Lächeln, dann kommt man zu gänzlich anderen Bewertungen derer, die für genau diese Leistungen (und für nichts anderes) fürstlich entlohnt werden.

P.S. Hach, da war er wieder, unser Märchenerzähler. Sollte man die lange Liste der Lügenmärchen aufzählen wollen (de Vrij, Blog-Relaunch, Spenden-Gate und und und, so würde dies einen eigenen Blog füllen). Wie schrieb neulich jemand? Drecksjournalismus.  Stimmt.

Stammtorhüter Christian Mathenia wechselte bereits zum HSV, zudem soll Jerome Gondorf in den nächsten Tagen in Hamburg unterschreiben – trotz des Dementis seines Beraters. (Münchhausen „de Vrij Gondorf“ Scholz in SchmocksEinöde am 20.06.2016)

Das, was vor einigen Tagen bereits als perfekt gemeldet wurde, ist allerdings definitiv kein Thema. Jerome Gondorf mag eine gute Saison in Darmstadt gespielt haben, und er ist als „Lilien“-Spieler ja auch unter Generalverdacht, die vielleicht einmalige Gelegenheit zu nutzen, um den Verein gerade in diesem Sommer zu verlassen. Aber zum HSV wird Gondorf nicht wechseln – auch nicht für die festgeschriebene Ablösesumme von 800.000 Euro. Hier wurden offenbar bewusst falsche Fährten gelegt, was uns ja sowieso auch immer wieder begleiten wird. (Lars Pegelow in SchmocksEinöde am 22.05.2016)