Ja, mein Gott, was gab es nicht schon alles für legitime Messi-Nachfolger? Ich kann mich sogar noch einen sogenannten „Karpaten-Maradonna“ erinnern, das war der Rumäne Gheorghe Hagi. Sicherlich ein toller Fußballer, ein zweiter Maradonna jedoch war er nie. Denn genau so, wie es nur einen Pele, einen Maradonna, einen Zidane oder „ein“ Rudi Völler gibt, gibt es nur einen Messi und das ist auch gut so. Denn lustige Ausprägungen wie Marco Marin zum deutschen Messi küren zu wollen, braucht die Welt sicherlich nicht, aber das war ja auch eher eine britische Idee, um den Fans des FC Chelsea den damaligen Transfer des Schwalben-Hobbits schmackhaft zu machen.

Nun aber gibt es die nächste Imitation, den sogenannten „Türken-Messi“. Emre Mor heißt der junge Mann und ich muss ehrlich gestehen, dass ich den Namen dieses Spielers bis vor ca. 2. Wochen noch nie gehört hatte. Wie auch, denn die erste dänische Liga verfolge ich nicht wirklich intensiv und selbst wenn – die Leistungsdaten des in Brönshöj/Dänemark geborenen Türken liest sich nicht unbedingt spektakulär. 13 Spiele in der Alka Superligaen für den FC Nordsjaelland, zwei Tore, zwei Vorbereitungen. Ich bin sicher, es gibt sogar in Dänemark Spieler mit besseren Statistiken.

http://www.transfermarkt.de/emre-mor/leistungsdatendetails/spieler/283223

Und dennoch ist dieser Spieler zur Zeit in aller Munde, Borussia Dortmund soll schon so gut wie einig mit ihm sein, sagt man.

Was aber ist an dem jungen Mann, der sein Länderspiel-Debüt am 29.05.2016 im Alter von 18 Jahren, 10 Monaten und 5 Tagen gegeben hat, denn nun dran, das ihn zum nächsten Hilfs-Messi machen könnte? Um das beurteilen zu können (und zwar richtig und nicht nur aufgrund von Hörensagen), müsste man ihn gesehen haben. Oder man fragt jemanden, der es aufgrund seiner Fachkenntnis tatsächlich beurteilen kann.  Da es zur Zeit wenig Sinn macht, nach Kopenhagen zu fahren, habe ich mich mit jemanden in Verbindung gesetzt, der Mor garantiert beuteilen kann, weil er ihn als Co-Trainer des FCN täglich unter Beobachtung hat. Otto Addo, ehemaliger HSV-Nachwuchscoach und Mit-Entdecker von Spielern wie Jonathan Tah und Levin Öztunali erklärte mir, was hinter dem Phänomen Mor steckt und warum ihn halb Europa jagt bzw. jagen sollte.

Meine erste Frage lautete: „Kann der was, der Mor?“. Antwort von Otto: „Überragend, aber nicht leicht zu nehmen. Ähnelt in seinen Dribblings tatsächlich an Messi“. 

Frage: „Was meinst du mit „nicht leicht zu nehmen“?: Addo:„Nun ja, er ist recht aggressiv, legt sich häufig mit Mitspielern, Gegenspielern und den Schiedsrichtern an. Privat ist er absolut und Ordnung, ein netter Mensch. Wenn man ihn rund um die Uhr betreut, kann er durch die Decke gehen. Wenn nicht, kann die Sache auch schiefgehen.“

Frage: „Also kein Spieler für den HSV?“ Addo: „Das ist extrem schwierig einzuschätzen, aber die Probleme des HSV mit jungen Spieler sind ja bekannt. Zudem würde sich eine Verpflichtung Mor’s für den HSV schon als finanzielles Risiko darstellen, während ein Verein wie Dortmund sowas lockerer wegstecken könnte, wenn es floppt“.

Frage: „Haben sich die Dortmunder denn gekümmert?“ Addo: „Die haben bei mir und Kasper (Hjulmand) nachgefragt, Kasper kann gut mit Tuchel. Der Scout von Dortmund , der öfter hier gewesen ist, hatte sich schon vorher Infos von mir geholt (insbesondere wegen seines Charakters). Ich habe ihm dann erzählt, wie wir mit dem Jungen umgehen.“

Frage: „Und der Charakter?“ Addo: „Der Junge ist privat total in Ordnung,  ich verstehe mich sehr gut mit ihm. Das Herz sitzt am richtigen Fleck, nur muss er lernen, sich in den Griff zu kriegen. Aber, wie gesagt, er ist 18 Jahre alt. Als Fußballer ist er überragend, noch nie sowas gesehen“.

Soweit die Aussagen von Otto Addo, für die ich mich an dieser Stelle recht herzlich bedanken möchte. Klingt also alles nach einem wirklich interessanten Spieler und wie man hört, ist sogar sein Berater, der in Hamburg lebende Bariz Soofizadeh, der auch den Ex-Hamburger Melvin Krol unter Vertrag hat, ein Fan der Idee, den Spieler nach Hamburg zu lotsen. Warum also reagiert der Verein nicht, zumal doch angeblich zig-Millionen von Herrn Kühne vor der Tür liegen sollen?

Nun, so einfach ist das alles nicht, dann so ehrenwert die Absichten des Logistik-Milliardärs auch sind, die Sache ist nicht zu Ende gedacht. Spätestens mach Reiner Calmunds Medien-Offensive ist ja der ganzen Welt bekannt, dass der Wahl-Schweizer irgendwas zwischen € 50 Mio. sofort und € 100 Mio. in den nächsten drei Jahren (Sportbild) in den Ring werfen möchte, um noch „ein wenig Spaß zu haben“. Tolle Idee, nur wie soll das funktionieren? Von den noch verkäuflichen AG-Anteilen sind noch ca. 10% zu haben und hier muss der Mehrheits-Eigener (HSV e.V.) dem Verkauf zustimmen. Außerdem sind die 10% keine € 50 Mio. wert. Eine Schenkung inkl. Schenkungssteuer? Sicherlich nicht. Die Möglichkeit, dass sich Herr Kühne direkt an dem Kauf eines Spielers beteiligt, gibt es auch nicht mehr. Oder möchte der hoch verschuldete HSV ein erneutes Darlehn von Kühne aufnehmen? Hier müsste der Aufsichtsrat der HSV Fußball AG zustimmen und das möchte ich sehen.

Also? Wie soll das überhaupt laufen mit den zig-Millionen? Ich denke, darüber haben sich die Herren keine Sekunden Gedanken gemacht, bevor sie angefangen haben zu jonglieren und jetzt haben sie den Salat. Die Welt weiß von Kühnes Absichten, jeder denkt, dass Beiersdorfer doch jetzt nur noch zuschlagen müsste. Aber das kann er nicht, weil sie nicht wissen, wie das Geld überhaupt fließen soll. Insofern ist auch die Untätigkeit zu erklären, die einige schon wieder mit „die arbeiten ruhig und hart im Hintergrund und es dringt nichts nach außen“ beschreiben wollen. Bullshit, Münchhausen. Labbadia ist in der Toskana, der arbeitet zur Zeit garantiert nicht hart. Niemand arbeitet hart, weil niemand weiß, was jetzt eigentlich möglich ist und was nicht. Der Transfer von Bobby Wood ist nur deshalb zustande gekommen, weil es die letzte verbliebene Kohle war, die noch zur Verfügung stand.

An dieser Stelle nochmal in eigener Sache: Wie bereits erwähnt, suchen wir für HSV-Arena einen Blog-Sponsor. Tatsache ist, dass die Arbeit für dieses Forum immer aufwendiger und auch kostenintensiver wird und ich dies irgendwann nicht mehr aus eigener Tasche bezahlen kann und werde. Wer also jemanden kennt, der sich mit den Inhalten und der Machart dieses Blogs identifizieren kann, nehme bitte Kontakt auf. Monatlich mehr als 150.000 Pageviews müssten doch für irgendwas gut sein 😉

Danke euch.