Ganz ehrlich, eine solch perverse Situation habe ich in meinem bisherigen Leben selten erleben müssen. Da stellt sich der (angebliche) Chef eines Unternehmens vor die Kameras, erklärt freimütig, dass „alles besser sei als der IST-Zustand, den ich selbst aufgrund meiner Unfähigkeit herbeigeführt habe und erhält dafür auch noch Beifall. Manchmal denkt man, wie bescheuert kann man eigentlich sein? Buyersdorfer hat am 09.06.2016, also knapp 2 Jahren nach seiner unsäglichen Inthronisierung, den Hamburger Sportverein an Klaus-Michael Kühne übergeben und das Volk und natürlich auch die schleimigen Medien jubeln ihm begeistert zu. Was für ein Wahnsinn.

Einen solchen Vorgang hat es in der Geschichte des deutschen Fußballs noch nicht gegeben, aber niemand scheint es zu realisieren. Normalerweise benötigt man mehr als 50,1% einer Aktiengesellschaft, um ganz sicher die Geschicke leiten und komplett allein bestimmen kann, bei Kühne reichen jetzt schon schlappe 11% aus. 11% der Anteile an der HSV Fußball AG gehören dem Logistiker, aber er besitzt die allumfassende Macht. Wenn ihm morgen ein Mitarbeiter (Kreuzer, Knäbel) nicht mehr in den Kram passt, gibt’s einen kurzen Anruf bei seinem Legaten Gernandt, der direkt an Marionette Buyersdorfer weiterleitet. Folge: Der Nervfaktor ist Geschichte.

Ohne Kühne kommt kein einziger Transfer mehr Zustande, denn Verbrennungs-Didi hat den Verein mit Ungeschick und Missmanagement an den Rand der Insolvenz geführt (November 2015), die Frage geht aber weiter. Bestimmt Kühne denn ab sofort auch, wann ein Spieler verkauft wird? Bestimmt Kühne den Zeitpunkt, wann ein, für den HSV möglicherweise sportlich eminent wichtiger Spieler, veräußert wird? Werden wir nie erfahren, denn eines haben die Herren, neben der Selbstbestimmung, ebenfalls abgeschafft: Die Transparenz!

Ich erinnere mich an Mitgliederversammlungen, auf denen der damalige Vorstands-Boss Bernd Hoffmann öffentlich gegrillt wurde und jede 2 Stelle nach dem Komma in der Bilanz erklärt werden sollte. Auf diesen Sachverhalt angesprochen, meinte Buyersdorfer einmal lakonisch: „Gebracht hat’s ihm aber auch nichts, oder?“

Nein, diese Zeiten sind endgültig vorbei, denn heute agiert die Vereinsführung frei nach dem Motto „Es geht euch einen Scheißdreck an, was wir aus und mit dem Verein machen. Ihr könnt eure Trikots und eure Dauerkarten kaufen und die Klappe halten“ und die Lemminge gehorchen. Auf Fragen während einer Mitgliederversammlung wird einfach nicht mehr geantwortet, man verweigert den Rapport. Oder aber man erscheint gar nicht erst. Die Mitglieder sind zum Klatschvolk degradiert worden und, so schlimm es auch ist, viele der Mahner vor dem 25.05.2014 hatten Recht. Der HSV ist feindlich übernommen worden, die Mitbestimmung ist abgeschafft und der Verein verkauft worden. Mit einer Einschränkung allerdings: Es liegt nicht an der Initiative HSVPLUS, dass all dies nun Realität geworden ist, es liegt einzig und allein an den handelnden Personen. Ein zahnloser Aufsichtsrat, ein Karrierist als e.V.-Präsident und ein zaudernder Loser als Vorstandsvorsitzender. Mit der Ausgliederung hat das wenig bis nichts zu tun, mit den Personen sehr wohl.

Tatsächlich ist der Jubel über die angebliche Schenkung mehr als verfrüht, denn aufgrund der abgeschafften Transparenz sind diverse Dinge ungeklärt. Was passiert, wenn Kühne in 1 1/2 Jahren sein Geld zurück will? Was passiert, wenn der 78-jährige ablebt? Genau, es wird genau eines passieren – der Weg zum Insolvenz-Verwalter wird beschritten, aber von wem?

Übrigens: Wenn sich irgendein Honk in einem Trikot mit Lasogga-Aufdruck in Zukunft noch einmal über die angeblichen „Plastik-Klubs“ wie Bayer Leverkusen, Wolfsburg oder Leipzig auskotzt und irgendwas von wegen Tradition faselt, bekommt er direkt einen goldenen Einlauf bis zur ersten Muffe. Der größte Plastik-Klub Deutschlands ist seit dem 09.06.2016 der Hamburger Sportverein, denn in keinem anderen Verein entscheidet der Hauptsponsor so eigenständig und unabhängig über Transfers, Verkäufe, Planstellen in Führungsgremien wie beim HSV. Hat jemand jemals öffentlich gehört oder gelesen, dass Herr Kind in Hannover allein über den Kauf eines Spielers entscheidet? Hat jemand jemals öffentlich gehört oder gelesen, dass der Vorstandsvorsitzende von VW den Verkauf von de Bruyne beschließt? Hat jemand jemals öffentlich gehört oder gelesen, dass in Leipzig nicht Ralf Rangnick über die Position des Trainers entscheidet, sondern Dietrich Mateschitz? Ich nicht und das wird man auch nicht, denn sowas gibt es seit vorgestern nur in Hamburg. Möglicherweise reden diesen Herren mit, wenn es um Millionen-Entscheidungen geht, ganz sicher tun sie dies, denn es ist ja ihr Geld. Aber derart offensiv und unverschlüsselt wie in Hamburg ist das zumindest in Deutschland noch nie passiert. Kühne ist der Hamburger Abramovitsch, nichts anderes.

Die Auswirkungen für Buyersdorfer sind im Grunde nicht wirklich gravierend, für den Verein schon. Verbrennungs-Düdü würde in seiner neuen Rolle vielleicht mehr zum FC Augsburg mit der entsprechenden Puppenkiste passen, aber eigentlich ist er der Gewinner-Verlierer. Warum? Nun, er ist seit Donnerstag im Grunde für nichts mehr verantwortlich zu machen. Wird ein Spieler gekauft und er floppt, dann hat nicht Buyersdorfer Schuld sondern Kühne und Gefolge. Schlägt der Spieler ein, freuen sich alle. Schmiert der HSV ab, dann doch nur, weil Kühne und Assistent Struth die falschen Spieler geholt haben, Didi wollte doch bestimmt etwas ganz anderes, oder? Wird ein guter Spieler verkauft und trauern die Fans, dann konnte Didi nichts dafür, denn Kühne wollte sein Invest zurück.

Als bestbezahltester Sesselwärmer der Bundesliga ist der stotternde Zauderer vielleicht als Repräsentant des Vereins denkbar ungeeignet und er gewinnt nicht auf ganzer Linie. Denn zum Einen wird er als der Vorstandsvorsitzende in die Geschichte des Vereins eingehen, dass als teuerster Funktionär aller Zeiten den Verein an einen Investor verschenkt hat und zum Zweiten dürfte seine Karriere als Fußball-Funktionär nach seinem Engagement beim HSV vorbei sein. Welcher Verein sollte sich diesen Vogel denn noch ans Bein binden wollen?

Ach ja. Sollte jemand tatsächlich noch auf die wirre Idee kommen und auf einen sogenannten „Strategischen Partner“ hoffen, so sollte er dringend die Medikamenten-Einstellung überprüfen. Kein Konzern dieser Welt gibt auch nur einen Cent, wenn sicher ist, dass ein anderer bestimmt. Warum sollte man das auch tun?