Sebastian Rode (25)/ € 14 Mio., Emre Mor (18)/ € 9,5 Mio., Ousama Dembèlè (19)/ 8 Mio., Marc Bartra (25)/ € 8 Mio., Mikel Merino (19)/ € 3,75 Mio., Rafael Guerreiro (22)/ € 12 Mio., Orel Mangala (18)/ geliehen…

Borussia Dortmund sichert sich die eigene Zukunft, wobei man, wenn man ganz ehrlich ist, diese Sicherung bereits im Frühjahr des letzten Jahres eingeleitet hatte. Damals verpflichtete man anstelle des leicht amtsmüden Jürgen Klopp mit Thomas Tuchel einen Trainer, der dafür bekannt war und ist, bevorzugt mit jungen Spielern zu arbeiten, diese aus- und weiterbilden und auf eine andere Leistungsstufe heben zu können.

Was Tuchel in der vergangenen Saison aus dem Team der Borussia herausgeholt hat, ist beeindruckend. Der Spielstil wurde verändert und angepasst, man spielt extrem attraktiv und erfolgreich. Aber Tuchel hat beispielsweise aus einem 19-jährigen Weigl, der für müde € 2,5 Mio. von 1860 München kam, einen A-Nationalspieler gemacht, das Gleiche wird ihm höchstwahrscheinlich mit vielen der neuen Jungen ebenfalls gelingen. Tuchel macht aus einem gerade mal 17-jährigen Pulisic ein begehrtes Objekt, er macht Felix Passlack (18) zu einem Bundesligaspieler, der mit 17 Jahren debütierte, in Hamburg unter Labbadia undenkbar, hier wird ein 25-jähriger Bahoui noch als Talent verkauft und muss langsam aufgebaut werden.

Nun geben die Dortmunder mit Mats Hummels (27) einen Weltmeister und mit Ilkay Gündogan (25) einen Topstar ab, sie hätten sich auch aus einem ähnlichen Pool bedienen können. Machen sie aber nicht, sie holen aus München (Rode) und Barcelona (Bartra) zwei Bankdrücker und ansonsten nur Nachwuchskräfte, diese aber von allerhöchster Qualität. Normalerweise würden jetzt einige sagen, dass der BVB mit diesem Transfergebaren das gefährdet, wofür die Mannschaft die gesamte letzte Saison gekämpft hat, nämlich für ein erfolgreiches Abschneiden in der Champions League. Die Dortmunder denken anders, weil Tuchel anders denkt. Tuchel hat bewiesen, dass er aus einem günstigen Zweitligaspieler einen Leistungsträger formen kann und dies wird bemerkt. Wer sich als ambitionierter junger Spieler weiterentwickeln und zu einem international begehrten Akteur ausbilden lassen möchte, der geht nach Dortmund. Wer das nicht möchte, der geht nach Hamburg bzw. wer als ausgelaugter Kicker im Spätherbst seiner Karriere noch gutes Geld für wenig Leistung verdienen möchte, geht nach Hamburg.

Während aus Dortmund die größte Talent-Schmiede Europas gemacht wird (und damit eine der größten Gelddruck-Maschinen), ist in Hamburg eine Senioren-Residenz für erfolgsfreie Ex-Stars entstanden. Und mit Leipzig rückt die nächste Schmiede nach.

Jeder Verein hat irgendwie seinen Ruf und der Ruf des HSV ist im Arsch. Das Gesabbel von wegen „großer Verein“ wird am Ende nur noch von denen betrieben, die nach ihrer teuren Verpflichtung irgendwas in die Mikrophone husten müssen, der HSV ist schon lange kein großer Verein mehr. In Dortmund aber schafft man nicht nur eine Top-Mannschaft, die aufgrund der Jugend ihrer Spieler in der Lage ist, höchstes Tempo gehen zu können, man schafft auch das Kapital von morgen. Spieler wie Mor, Dembèlè oder Gurreiro werden innerhalb von zwei Jahren ihre Marktwerte verdoppelt bis verdreifacht haben, auch Spieler wie Rode oder Bartra werden im Wert noch wachsen, daran besteht überhaupt kein Zweifel.

Vielleicht hätte der HSV vor zwei Jahren Spieler wie Mor oder Dembèlè nicht bekommen, aber sie hätten mit Sicherheit Spieler aus der Kategorie darunter bekommen. In Hamburg faselt man aber lieber von einer Stabilität, die nie eintritt und von Prozessen, die man angeschoben hätte, die man aber ein Jahr später wieder beerdigt. Man erstellt ein € 100.000-Leitbild, gegen dessen Inhalte man jede Woche zweimal verstößt. Und es gibt einen weiteren Aspekt. Die junge Mannschaft, die der BVB gerade aufbaut, ist spannend. Die jungen Spieler sind spannend, die Fans können es nicht abwarten, sie zu sehen und ihre Entwicklung zu verfolgen. Ihnen werden Fehler verziehen, ihnen wird Zeit zur Entwicklung eingeräumt. Findet irgendjemand in Hamburg einen Hunt, einen Schipplock oder einen Spahic „spannend“?

Der Umstand, dass Buyersdorfer einen Thomas Tuchel verrissen hat, ist fast ebenso unverzeihlich, wie der Verkauf von Jonathan Tah. In Dortmund wird Kapital geschaffen, in Hamburg wird es verbrannt. Und ja, in Dortmund wird HSVPLUS tatsächlich umgesetzt.

Buyersdorfer hat viel mehr getan, als nur € 60 Mio. an Transfergeldern zu verbrennen und einen gigantischen Wasserkopf mit Schnittstellen-Managern, Torwarttrainer-Koordinatoren und Legendenbetreuern auszubauen. Er hat den Ruf des Hamburger Sportvereins, von Jarchow und Konsorten bereits angeschlagen, nachhaltig ruiniert, als er in der Lage war, ihn neu aufzustellen. Er übergibt den Verein einem Logistik-Opa, der lediglich 11% der AG-Anteile hält, der HSV ist am Rand der Klippe angekommen und einzig und allein Verbrennungs-Didi trägt die Schuld daran.