Wer gedacht hätte, dass sich beim Hamburger Sportverein unter der angeblichen Leitung des Verbrennungs-Künstlers Dietmar B. irgendwann einmal so etwas wie eine nachhaltige Strategie entwickeln würde, der sieht sich im Juli 2016 (mal wieder) getäuscht. Düdü wirft (mal wieder) alles über den Haufen bzw. es wird ihm über den Haufen geworfen, denn wer immer noch glaubt, dass dieser Mann mehr entscheiden dürfte als über die Öffnungszeiten des HSV-Museums, der glaubt auch noch an den Mann mit den Rentieren.

Dabei versucht Beiersdorfer wirklich alles, um für die verblödeten unter den Fans den Anschein zu erwecken, er würde an einer Verjüngung des Kaders arbeiten und dies sei ein elementarer Bestandteil der (neuen) HSV-Philosophie. Junge, entwicklungsfähige Talente an den Verein binden, ausbilden, weiterverkaufen, mit den daraus resultierenden Gewinnen die laufenden Kosten decken und die Mannschaft weiter entwickeln. Hört sich im ersten Moment schlüssig an und war sogar schlüssig, jedenfalls vor 2 Jahren. Damals, anno 2014, wäre dies die einzig richtige Strategie gewesen, aber damals wollte Beiersdorfer lieber das große Rad drehen und auf „gestandene Spieler“ (ohne Wiederverkaufswert) setzen. Tja, ist in die Hose gegangen.

So sehr in die Hose, dass der HSV im November 2015 seine Rechnungen nicht mehr bezahlen konnte und folglich wieder einmal in der Schweiz betteln musste. Anyway, jetzt setzt man ja bekanntlich auf junge Spieler. Oder etwa nicht? Aktuell verzeichnet der HSV ein Transferminus von immerhin € 6,45 Mio., hat aber noch keinen Spieler, den man als „Soforthilfe“ oder potenziellen Stammplatz-Anwärter sehen müsste. Bobby Wood wäre wahrscheinlich noch der erste Kandidat, aber der US-Amerikaner hat mit fast 24 Jahren noch kein Bundesligaspiel bestritten. Christian Mathenia ist Keeper Nr. 2, Luca Waldschmidt kann sich hinten anstellen und Arianit Ferati wird nach Düsseldorf verliehen. Dem entgegen stehen die Abgänge von gestandenen Bundesliga-Spielern wie Ilicevic, Olic, Drobny, Kacar und Rudnevs. Stand heute ist der HSV garantiert schwächer besetzt als in der letzten Saison.

Was schließen wir daraus? Richtig, es muss noch etwas passieren, es muss sogar viel passieren. Denn schlauerweise hat Verbrennungs-Düdü so clever eingekauft, dass der HSV aktuell mit Lasogga, Schipplock, Wood, Altintas, Waldschmidt und eingeschränkt Gregoritsch 5 bis 6 Mittelstürmer im Kader hat, dafür aber nur einen defensiven Mittelfeldspieler mit dem urlaubenden Albin Ekdal. Holtby fällt Monate aus, Gideon Jung wird immer ein Spieler auf der Kippe (Rückenbeschwerden) sein. Auf den offensiven Außenpositionen sieht es ebenfalls durchschnittlich aus, denn dort ist aktuell Nicolai Müller allein auf weiter Flur. Weder Jatta noch Bahoui sind ernsthafte Kadidaten, Stieber soll verkauft werden, Köhlert ist noch nicht so weit.

Also muss Beiersdorfer verhandeln. Oder doch nicht? Wer glaubt eigentlich ernsthaft, dass irgendein Gesprächspartner mit dem Mann verhandelt? Sollte Didi den Beratern oder anderen Vereinen wirklich erzählen, er hätte einen Etat, den er nicht überschreiten dürfe? Wer soll das denn glauben, wo jeder weiß, dass im Hintergrund ein 9-facher Milliardär sitzt, der Spieler wie Götze aus seiner Portokasse zahlen könnte. Nicht umsonst stellen sich die Stuttgarter im Fall Kostic quer, warum sollten sie auch nachgeben. Wahrscheinlich empfehlen sie Exzellenz-Didi einfach mal in der Schweiz oder auf Mallorca anzurufen und den nächsten Koffer Geriebenes zu ordern.

Aber auch die (eigentlich sinnvolle) Ausrichtung der Transfers ist im Grunde hinfällig. Warum sollte der HSV eigentlich noch ernsthaft junge Talente entwickeln wollen, wenn man doch einen Goldesel hat, der schnellen Spaß möchte?

So gesehen kann man natürlich Spieler wie Harnik oder Kruse verpflichten, man ist (durch Kühne) auf zukünftige Gewinne aufgrund von sportlicher Entwicklung doch gar nicht angewiesen. Im Gegenteil, man kann jetzt (vielleicht eine oder zwei Stufen tiefer) agieren wie Bayern oder Wolfsburg. Fertige Spieler holen, die sofort helfen können, selbst wenn man mit ihnen kein Geld verdienen kann. Natürlich macht man vorher ein paar PR-trächige Nachwuchskäufe, aber spielen werden die Jungs in den seltensten Fällen.

«Wer glaubt, dass wir in Millionen schwämmen und Topstars verpflichten, den muss ich enttäuschen», sagte Vorstandsvorsitzender Dietmar Beiersdorfer bei der Mitgliederversammlung des Hamburger SV.

Wie genau passen diese, von Beiersdorfer wie immer gedankenlos hingerotzten Aussagen zu dem teuersten Transfer in der Geschichte des HSV? Oder zweifelt irgendjemand daran, dass „einer der besten Linksaußen Europas“ nach Hamburg wechselt? Beiersdorfer erzählt Schwachsinn, aber niemand fragt nach.

„Alles ist besser als der IST-Zustand“

„Wenn wir einen Spieler vorschlagen und Herr Kühne lehnt ihn ab, dann kommt eben ein anderer.“

Selbst Uwe Seeler hat in seiner unsäglichen Zeit als HSV-Präsident keine so erschütternde Figur auf dem Chefsessel abgegeben, aber wo sind die Hamburger Medien? Die bringen lieber die nächste Story von Lewis Krankenbett oder eine Aufklärung darüber, dass Wunderstürmer Gregoritsch in Zukunft weniger Zucker konsumieren möchte.

Mir soll noch einer diese lächerliche Geschichte von den überkritischen Hamburger Sportjournalisten oder dem immensen Druck in der Hansestadt, dem die armen jungen Millionäre ausgesetzt sind, erzählen. Nirgendwo in Europa ist es derart muggelig, nirgendwo kann man mit so wenig Leistung, Leistungsbereitschaft und mit so wenig Fähigkeiten ein derart Beschwerde-freies Leben führen wie in Hamburg. Oder warum möchte ein Rene Holunder-Adler nicht zum Champions League-Teilnehmer in die Türkei und stattdessen lieber wieder in Hamburg gegen den Abstieg spielen?

In eigener Sache: In Kürze werde ich euch über verschiedene Modelle zur Blogfinanzierung befragen, wir haben ein wenig darauf rum gedacht. Eure Meinung dazu würde mich interessieren. Bis dahin vielen Dank für die vielen Mails und Anrufe von Lesern, die darum baten, dass dieser Blog weitergehen soll.