Es gibt sie tatsächlich noch. Diejenigen, sie sich darüber wundern, dass von der früher (in seligen Hoffmann-Zeiten) durchaus ätzenden und kritischen Hamburger Sportpresse ein rosa Wölkchen am nächsten gemalt wird. Da werden katastrophale Auftritte des Vorstandsvorsitzenden einfach nicht beschrieben oder da werden schlimme sportliche Leistungen zu Mondpreisen einfach ignoriert oder hübsch gemacht. Aktuell hat man den Eindruck, als könnte selbst ein sang- und klangloser Abstieg oder sogar eine sofortige Insolvenz das BILD des Erfolgsvereins nicht trüben. Alles ist super, „uns“ erwartet eine phantastische Saison, ein Fußballfest wird das nächste jagen, keine Frage.

Apropos Frage. Stellt man einmal die, aus meiner Sicht, durchaus berechtigte Frage, wie die Schmierlappen auf solch abenteuerlichen Ideen kommen, so erhält man keine Auskunft. Wie auch? Wie will man das, was die Exzellenzen dort im Volkspark verbrechen und verbrennen, auch lustig finden, wenn man weniger als 2,4 Promille vorzuweisen hat? Aber halt, darum geht es ja auch gar nicht, denn „privat“ hat man teilweise eine ganze Meinung, als die, die man veröffentlicht. Aber warum schreibt man das dann nicht, wird jetzt der naive Medienkonsument denken.

Die Antwort darauf ist ebenso erschütternd wie lustig, wobei – lustig ist das eigentlich nicht. Ich weiß, dass jetzt wieder der eine oder andere Patient aus dem Loch geschossen kommt und meint, der Lax wird größenwahnsinnig. Ist mir ehrlich gesagt komplett Lattinger, was die denken. Tatsache ist aber: Innerhalb der Elite der Hamburger Edelfedern hat man sich entschieden, gegen an zu steuern. Wogegen? Gegen diese Fieslinge natürlich, die die Fehler der Exzellenzen aufdecken und immer wieder beim Namen nennen. Und die natürlich auch die Minusleistung der verkappten Pulitzer-Preisträger täglich kenntlich machen. Das gefällt nicht und deshalb schreibt man jetzt so, wie man schreibt. Alles ist geil, auch, wenn man tatsächlich eine ganz andere Meinung vertritt. Außenseiter möchte hier keiner sein und wer mit dem Feind (u.a. HSV-Arena) kollaboriert, der darf nicht mehr mitspielen. Ehrlich, das ist kein Witz. Das stimmt tatsächlich.

Herzlich Willkommen im Kindergarten, möchte man sagen. Denn offensichtlich haben die Spaßvögel vergessen, wofür sie eigentlich bezahlt werden. Aber halt, vielleicht werden sie ja mittlerweile genau dafür bezahlt. Nämlich nicht mehr dafür, die Wahrheiten zu schreiben, sondern dafür, eine gegenteilige Meinung platt zu machen. Und dann wundern sich die Vögel am Ende darüber, dass genervte Leser von der „BLÖD“ schreiben oder die Typen als Botschafter der „linken Lügenpresse“ verunglimpfen. Dabei gebe es durchaus Fragen, die man den Leistungsverweigerern in St. Ellingen stellen könnte.

„Herr Beiersdorfer, betrachtet man den aktuellen Transfermarkt, so fällt auf, dass sogar Vereine, die in der letzten Saison schlechter  performed haben, als der HSV (Bremen) oder die sogar abgestiegen sind (Hannover, Stuttgart), ihre Spieler abzugeben in der Lage sind. Besonders bei Absteigern ist dies bemerkenswert, da die interessierten Verein wissen, dass der abgebende Verein seinen Etat reduzieren muss und insofern zum Handeln (und Verkaufen) gezwungen ist. Warum gibt es nicht für einen einzigen Spieler des HSV auch nur eine Anfrage? Es gibt ja nicht mal ein Gerücht. Wie erklären sie sich das?“

Aber nein, solche Frage stellt man nicht. Lieber arbeitet man sich an denen ab, die diese Fragen stellen, die sie aber nicht beantwortet bekommen. Lieber Druck auf die „Konkurrenz“ als Druck auf den Verein. Andere Meinungen werden dabei unterdrückt, es werden gezielt Gerüchte verbreitet, endlich sind sich die Hirnis einmal einig. Nun ja, so lange zumindest, wie sie in der Gruppe sind/stehen. Denn dreht ein Mitglied der Meinungs-Elite seinen Mitstreitern den Rücken zu, wird gelästert, was das Zeug hält. Verlogene Gesellschaft.

Fassen wir also zusammen: Es geht schon längst nicht mehr darum, was geschrieben wird, sondern wer es schreibt. Sollte ich oder einer der wenigen Verbliebenden auf irgendeinen Mißstand hinweisen, dann muss das per se falsch sein, geht ja nicht anders. Und da man in den Verlagsbüros nicht die Eier hat, das, was man weiß, auch tatsächlich zu drucken, wird die gegenteilige Meinung eben geplättet. Folglich wird nur noch direkt vom Hof des Königs Didi I. geschrieben, ein paar hündische Blogs und ein paar gezielt gekaufte Kommentatoren – fertig haben wir das Nord-Korea Norddeutschlands. Das, was der Verein betreibt und das, was dort die Herren Kühne, Struth, Beiersdorfer und Hilke abziehen, interessiert schon längst nicht mehr.

Ich zitiere an dieser Stelle aus dem heiligen Leitbild:

Kritikfähigkeit – Kritik nehmen wir positiv auf, sie unterstützt unsere Leistungsentwicklung

Vor dem Hintergrund dessen, was zur Zeit abläuft, könnte dieses Leitbild von Kim Jong-Un persönlich verfasst worden sein.

Und nein, dies ist kein Anfall von Paranoia. Es ist die traurige Wahrheit und sie ist bestätigt.