Keine Ahnung, wie ihr es seht, aber ich finde, am 09.07. kann man schon mal gucken, wie der Stand der Dinge ist. Also machen wir das doch einfach mal und gucken uns den Kader des ehrwürdigen Hamburger SV an. Der Verein, der vor der aktuellen Transferphase geschickterweise seinen Sportchef feuerte, bei dem nun Zauderschlumpf Didi I. das Heft des Handelns (herrlicher Gedanken 🙂 ) führt und bei dem in der fernen Schweiz respektive auf Mallorca oder wahlweise in Köln (Sitz der Beraterfirma des Herrn Struth) die zukunftsträchtigen Entscheidungen getroffen werden. Man sieht bereits an der Aufzählung der involvierte „Entscheidungsträger“, welches Kommunikations-Chaos in Stellingen herrscht, wer mit wem reden muss, um wen wovon überzeugen zu können. Und dann hat man erst die internen Wege geklärt und mit keinem Berater gesprochen, von denen die Meisten eh keinen Bock auf einen Verein haben, der von einem ihrer Konkurrenten gesteuert ist.

Aber schön.

Das Tor. Hier hat man mit Rene Adler einen guten Bundesliga-Torhüter, dessen einziges (größeres) Problem seine Gesundheit ist. In seinen 4 Jahren beim HSV fiel Adler insgesamt neunmal wegen Verletzung aus, störte aber nicht sonderlich, da man mit Drobny einen exzellenten Back-up hatte, der zudem nie den Mund aufmachte. Drobny wurde nun durch den jüngeren Christian Mathenia ersetzt, ein nachvollziehbarer Schritt. Ob der Ex-Darmstädter so lange stillhalten wird wie der schweigsame Tscheche, wird man sehen. Torhüter Nr. 3 ist der talentierte Schweizer Andreas Hirzel, der allerdings auch „schon“ 23 Jahre alt ins und irgendwann demnächst mal den Sprung in irgendein Tor schaffen sollte. Aber grundsätzlich kann man sagen, im Tor hat der HSV die wenigsten Problem.

Die Abwehr. Hier gehts bereits los. Wie in den Jahren zuvor, hat der Bundesligist HSV genau 3 Spieler für 2 Außenverteidiger-Positionen, von denen lediglich der Japaner Sakai bessere als durchschnittliche Leistungen zu bringen im Stande ist. Sowohl Diekmeier wie auch Ostrzolek sind unterdurchschnittliche Bundesligaspieler, aber scheinbar sieht man hier keinen Handlungsbedarf. Ähnlich dünn aufgestellt ist die Innenverteidigung. Mit Emir Spahic (35), Johan Djourou (29) und Clèber Reis (25) hat man gerade einmal drei nominelle Innenverteidiger, wobei besonders die Herren Spahic und Cleber immer mal für eine rötlich gefärbte Karte gut sind. Passiert dies und kommt eventuell noch eine Verletzung hinzu, bricht bereits an dieser Stelle vieles zusammen. Kann gut gehen, muss aber nicht. Die Verpflichtung eines talentierten Nachwuchs-Innenverteidigers ist den Herren bis heute nicht gelungen, der Schalker Marvin Friedrich (20) wechselte gerade nach Augsburg. aufgefüllt wird die Hamburger Defensive mit den Eigengewächsen Young-Jae Seo (21), sowie dem verletzungsanfälligen Ashton Götz (22).

Das Mittelfeld. Hier wird es bereits abenteuerlich, beginnen wir mit der Defensive. Mit Albin Ekdal (z.Zt. im Urlaub) hat der HSV genau einen gesunden Spieler für die extrem wichtige 6er-Position. Gideon Jung (Bandscheibe) wie nie ein Spieler werden, auf dem man langfristig setzen kann, Lewis Holtby fällt mindestens bis Ende August aus, Gojko Kacar ist nicht mehr da. Und nu? Aufgefüllt wird hier mit Dren Feka, der den Nachweis, dass er im Profibereich mitspielen kann, noch bringen muss. Dieser Zustand ist ein Desaster und setzt sich in der Offensive fort. Sollte der HSV wirklich hoffen, mit einem Aaron Hunt in der Zentrale eine gesamte Saison bestreiten zu können, sind sie noch verrückter als ich dachte. Ersatz Demirbay wurde erfolgreich vergrault und will (was für ein Wunder) den Verein verlassen. Bleiben noch Youngster Porath und Frank Ronstadt (18). Mit anderen Worten: Eine nicht vorhandene Defensiv-Abteilung und eine dauer-verletzte Offensiv-Abteilung im Mittelfeld. Immer wieder wird ja von Allrounder Michael Gregoritsch behauptet, er können den Hunt-Part übernehmen, aber glaubt das jemand ernsthaft?

Der Sturm: Hier nun zeigt sich endgültig, wie man es nicht macht. Mit Lasogga, Schipplock, Wood, Waldschmidt, Altintas und (eingeschränkt) Gregoritsch hat eine Mannschaft, die mit einem Stürmer spielt, insgesamt 5 1/2 Akteure für eben diese eine Position. Dafür hat man aber auf den Außerstürmer-Plätzen so gut wie nichts mehr. Nicolai Müller ist da, zum Glück. Ansonsten tummeln sich hier der saudische Schwede Bahoui, der mehr Zweikämpfe verliert als Ivo Ilicevic, der keinen Vertrag mehr bekommen hat. PR-Gag Jatta wird noch Jahre brauchen, bis er einmal in einem Pflichtspiel für ein Profi-Team aufläuft und Mats Köhlert hat Anlagen, wiegt aber ca. 48 kg. Ach ja, man meint ja jetzt, dass Herr Waldschmidt auch über außen spielen kann, aber warum kauft man dann eigentlich keinen etatmäßigen Außen, sondern den 264. Mittelstürmer und funktioniert ihn um? Ach ja, ich verstehe, weil das bei Josip Drmic auch schon so gut geklappt hat, von Ivica Olic wollen wir gar nicht reden.

Stand heute würde die Aufstellung des HSV, würde morgen die Saison beginnen, wie folgt aussehen:

Adler – Sakai, Spahic, Djourou, Ostrzolek – Ekdal, Porath – Gregoritsch, Müller, Bahoui – Wood/Lasogga

Ich habe ja keinen Schimmer, wie ihr das seht, aber für mich ist dieses Team nicht gerade besser aufgestellt als das, welches sich in der letzten Saison am vorletzten Spieltag retten konnte. Und selbst wenn Holtby und Hunt zurückkehren, sieht es nicht viel besser aus. Dafür hat der HSV aber bereits jetzt ein Transferminus von € 6,45 Mio., aber noch keinen Spieler (vielleicht Bobby Wood ausgenommen), der sofort weiterhelfen kann. Dafür hat man aber mit Drobny, Kacar, Ilicevic, Olic und Rudnevs 5 gestandene Bundesligaspieler zum Nulltarif abgegeben, Verkäufe sind beim HSV nicht zu erwarten.

Meine Meinung: Nur mit einem (völlig überteuerten) Kauf von Filip Kostiv ist es garantiert nicht getan, der HSV benötig dringend Verstärkung in nahezu allen Mannschaftsteilen. Aus meiner Sicht sind die größten Baustellen die Außenverteidiger, ganz besonders die 6er-Position, aber auch ein jüngerer und handlungsschnellerer Spielgestalter. Außerdem muss man dringend auf den offensiven Außen nachrüsten, dafür kann man mindestens 2 oder 3 der zahlreichen Mittelstürmer abgeben, wenn sie denn jemand haben wolle. Aktuell ist, ausschließlich durch die Arbeit des Herrn Beiersdorfer bedingt, der Kader ein einziger Flickenteppich und haben einige Fans früher davon gesprochen, dass der Kader ja so unausgewogen zusammengestellt sei, weil sich so viele verschiedene Sportchefs und Trainer daran versuchen durften, so gilt diese Ausrede nicht mehr.