Schon klar, man kann viele Dinge so oder so sehen. Für den Einen ist eine Sache sensationell, für den Anderen unterdurchschnittlich, wobei Beide über die gleiche Sache reden. Während der Eine schnell zufriedengestellt werden kann, ist der Andere anspruchsvoller und erwartet einfach mehr. Für derartige Stilblüten ist der Fußball geradezu prädestiniert, nirgendwo auf der Welt gibt es bei ein und demselben Thema so viele absolute Fachleute und Atom-Experten. Ich hörte neulich von jemanden, der davon sprach, dass ein Thomas Müller (26) eigentlich gar nicht kicken könne und total überbewertet sei. Nun ja, ein Spieler mit einem Marktwert von € 75 Mio., der bereits mit 22 Jahren Torschützenkönig einer Weltmeisterschaft war, der in 77 Länderspielen 32 Treffer erzielt hat, der in 441 Spielen für den FC Bayern München 194 Tore erzielt und weitere 119 vorbereitet hat, der 5 mal deutscher Meister, 4 mal Pokalsieger, einmal Champions League-Gewinner und amtierender Weltmeister ist, kann eigentlich gar nicht Fußball spielen. Kann man so sehen, muss man aber nicht.

Wenn ich mich über einen Spieler, eine Mannschaft oder einen Trainer/Funktionär auslasse, dann versuche ich meine Bewertung aufgrund von Fakten zu begründen und bei der Betrachtung der Fakten der letzten beiden Jahre sieht ein HSV und ein Dietmar Beiersdorfer nun mal scheiße aus. Da lässt sich auch nichts schönreden, nichts besser machen oder nichts vertuschen, der Mann arbeitet einfach schlecht. Er verkauft den Verein schlecht, er kauft viel zu teuer die falschen Spieler, die er anschließend wieder loswerden möchte, aber nicht kann. Es ist mir ein Rätsel und es wird mir ein Rätsel bleiben, wie man daran etwas gut finden kann, denn der „liebe Didi“ ist auch nicht der „liebe Didi“, auch wenn das einige immer noch nicht begreifen wollen. Als der Aufsichtsrat unmittelbar vor der Relegation und dem drohenden Abstieg im Vorstand anfragte, wer denn im Falle der 2. Liga bereit wäre, auf einen Teil seines Geldes verzichten zu wollen, da sagten alle ja. Nur einer nicht und ihr dürft raten, wer das war. „Der HSV ist mein Baby“, dass ich nicht lache. Der HSV ist meine Milchkuh und meine Fahrkarte in den Vorruhestand, sollte es wohl heißen.

Aber all das hält die Berichterstatter nicht davon ab, die Welt bunt zu schreiben, Hoffnung auf eine bessere Zukunft zu schüren und die Under-Performer zu schützen, wo sie nur können. Vom Boulevard kann man nichts anderes erwarten, denn der dreht sein Fähnchen täglich neu in den Wind und schreibt das, was sich am besten verkauft und nicht das, was stimmt. Aber es gibt ja noch ein Leben außerhalb der BILD und der Mopo, oder? Nun, scheinbar nicht. Scheinbar sind auch die anderen Blättchen auf den Meinungszug aufgesprungen und verkaufen die rosa Wölkchen und die pinken Vereinsbrillen.

Über einen Testkick gegen einen Viertligisten zu Beginn der Saisonvorbereitung:

Dennoch war es schön, was der HSV da heute in Flensburg von Beginn an ablieferte. Elf Minuten brauchte man auf stark aufgeweichtem Untergrund für eine solide 2:0-Führung, Gregoritsch (9.) traf per abgefälschten Freistoß, ehe der auffällige Luca Waldschmidt in der elften Minute auf den mal wieder auffälligen Sven Schipplock durchsteckte.

Wow, es war schön anzusehen. Nun war Autor und Journalisten-Simulant Münchhausen „de Vrij“ Scholz zwar gar nicht vor Ort, aber es sah „schön aus“. Beeindruckend.

Sehr schön anzusehen ist auch „Max Kruse 2“, Luca Waldschmidt. Der aus Frankfurt gekommene 20-Jährige erinnert in seinem Bewegungsapparat stark an den ehemaligen Vierländer, der auch immer wieder mit dem HSV in Verbindung gebracht wird

Huch, sogar Frankfurts Ersatzspieler Waldschrat sah „schön aus“. Und außerdem erinnert er ja an Max Kruse oder an Robin van Persie, ganz wie man möchte. Köstlich.

Auf die bezahlten Kommentare der Schwachmaten und Frührentner unter diesem „Machwerk“ muss man nicht mehr eingehen, dass ist mittlerweile Slapstick pur. Aber das fiel mir neulich noch etwas auf, nämlich etwas, was geschrieben wurde, was ich aber bereits vorher gehört hatte.

Ein Journalist sagte wörtlich auf der Januar – MV. „Das ist ja hier wie bei der Versammlung einer Sekte.“

Interessant, oder? Im kleinen Kreis ist der Pulitzer-Preisträger in der Lage, seine ehrliche Meinung zu äußern, schreiben wird er das aber in keinem Fall.  Warum nicht? Bekommt er dann Ärger mit seinem Chefredakteur? Verkauft sich das Blättchen dann schlechter? Oder erklärt ihm Verbrennungs-Düdü beim nächsten Interview, dass ihm „der negative Unterton“ des Reporters nicht passt? Egal, was es ist, es sollte einem egal sein, ist es aber nicht. Insofern gilt heute mehr denn je:

Vergesst einfach, was die Blättchen schreiben, es ist eh alles Mumpitz.

Ach ja. Herzlichen Glückwunsch an die Portugiesen zum Gewinn der Europameisterschaft. Was bin ich froh, dass dieses Turnier endlich vorbei ist.