Filip Kostic (23) ist ein guter Fußballer, keine Frage. Er ist schnell, löst eins-gegen-eins-Situationen, ein guter Vorbereiter. Jedenfalls ist es das, was gesagt wird, denn, wenn ich ehrlich bin, habe ich den Spieler so gut wie nie gesehen, schon gar nicht über volle 90 Minuten live im Stadion. Also, wie lesen sich die Daten? Letzte Saison, in 30 Spielen, 5 Tore, 7 Vorbereitungen. In der Saison davor: 29 Spiele, 3 Tore, 6 Vorbereitungen. Wüsste ich nicht, um wen es hier geht und würde man den Namen verkleben und das Alter unterschlagen, würde ich auf Ivo Ilicevic tippen. Wäre aber falsch. Was noch? Kostic spielte zwei Jahre in Stuttgart und zweimal spielte er gegen den Abstieg. Auch nicht gerade beeindruckend.

Kostic ist 23 Jahre alt, wird am 01.11.2016 24. Man kann ihn wohl nur noch in Hamburg als aufstrebendes Talent verkaufen, weil hier selbst 25-jährige, ehemalige schwedische Nationalspieler „Zeit brauchen“ und die Laufwege lernen müssen. Nein, Kostic ist mit 23 1/2 Jahren angekommen und er muss jetzt einen wirklich guten Vertrag abschließen. Warum? Weil er mit großer Wahrscheinlichkeit seinen Wert nicht steigern wird, schon gar nicht in Hamburg. Oder glaubt tatsächlich jemand, dass in einem Verein, der wirkliche Talente wie den damals 19-jährigen Tah oder den 20-jährigen Calhanolgu zu Schleuderpreisen verhökerte, in absehbarer Zeit Spieler für € 30 Mio. nach England oder China wechseln werden? In einem Verein, der Kerem Demirbay für gerade mal € 1,7 Mio. nach Hoffenheim abschob.

Ach ja, dieser Demirbay, der hatte ja nur noch einen Vertrag für ein Jahr, außerdem wollte er unbedingt weg. Prima, dann erinnern wir uns doch bei dieser Gelegenheit an das damals 22-jährige „Sturmtalent“ Pierre-Michel Lasogga. Dieser hatte bei Hertha BSC Berlin noch einen Vertrag, über? Genau, ein Jahr. Außerdem erklärte der damalige Hertha-Trainer Jos Luhukay, nicht mehr mit dem angeblichen Bullen arbeiten zu wollen, man kann die Situationen also durchaus vergleichen. Naja, mit dem kleinen Unterschied, dass der HSV für Demirbay € 1,7 Mio. kassierte, für PML10-Maschine aber € 8,5 Mio. hinblätterte. Wie kann es eigentlich sein, dass der HSV unter Beiersdorfer grundsätzlich Höchstpreise bezahlt und Niedrigangebote animmt?

Aber zurück zu Kostic, um den sich bekanntlich mehrere Vereine bemühen. Als da wären: Inter Mailand und der FC Valencia. Wow, hört sich erstmal beeindruckend an, oder? Problem ist nur, dass auch diese Vereine, wie der HSV, nur noch große Namen haben, aber keine großen Vereine mehr sind. Inter wurde im letzten Jahr 4. in der Serie A, spielt also zumindest noch Euroleague. Valencia wurde in Spanien 12., also in etwa das spanische Pendant zum HSV. Nun kann man sich die Frage stellen: Wenn doch dieser Filip Kostic tatsächlich einer der „besten Linksaußen Europas“ ist, wie es einige Schmierfinken festgestellt haben wollen, warum bemüht sich dann nicht der FC Liverpool um ihn? Oder der AS Rom? Oder Atletico Madrid? Oder Borussia Dortmund?

Weiter im Text. Der Transfer von Filip Kostic wird den HSV ungefähr € 15 Mio. kosten, der Serbe würde also aus dem Stand der teuerste Transfer der Vereinsgeschichte. Das ist aber nur die eine Seite, denn über das Gehalt haben wir noch nicht gesprochen. Denkt eigentlich irgendeiner, dass Kostic (als teuerster Transfer aller Zeiten) weniger verdienen wird als die Groß-Kassierer Holtby (€ 4 Mio.) und Lasogga (€ 3,6 Mio.)? Was für eine Logik wäre dies, wenn man einen Mann, der € 15 Mio. Ablöse kostet, mit einem Gehalt von € 1,5 Mio. abspeisen könnte. Das klappt vielleicht bei FIFA16, aber nicht im realen Leben. Nein, Kostic würde auf der Stelle in die Riege der Großverdiener beim HSV aufsteigen, womit wir zum nächsten Problem kämen.

Wie bekannt, braucht der HSV mehr als einen neuen Linksaußen und die bisherigen Transfers sind wohl mehr Ergänzungen und Investitionen in die Zukunft als Sofort-Verstärkungen. Kauft man jedoch Kostic, so ist das Geld, welches Kühne zur Verfügung stellen wollte, im Grunde aufgebraucht. Die Rechnung ist doch ganz einfach:

€ 15 Mio. Transfer, € 3 Mio. Gehalt über 4 Jahre. Macht zusammen € 27 Mio. Hinzu kommt, dass Kühne die Transfers von Waldschmidt (€ 1,3 Mio) und Ferati (€ 1 Mio.) bereits übernommen hat. Es wären also auf einen Schlag knapp € 30 Mio. verkloppt, man hätte aber nur eine echte Verstärkung. Nimmt man jedenfalls an. Das Dilemma des HSV ist aber noch ein anderes. Es kann ja durchaus sein, dass Beiersdorfer noch andere (günstigere) Ideen hat, aber das entscheidet ja nicht er (wie man weiß). Kühne möchte Stars für sein Geld und deshalb wird er auf Spieler wie Kostic bestehen. Nur dann muss Kühne deutlich mehr locker machen als die avisierten € 25 – 30 Mio.

Ich bin zu 100% sicher, dass Kostic nie wieder eine Transfersumme von € 15 Mio. oder mehr einspielen wird, schon gar nicht beim Hamburger Sportverein.

Ne Freunde, das alles macht keinen Sinn. Kostic ist bestimmt ein guter Kicker, aber er ist definitiv keine € 15 Mio. wert. Zumindest nicht für einen Verein wie den HSV…