Es war Anfang Juni in Hamburg bzw. in der Schweiz und Milliardär Klaus-Michael Kühne wollte mit seinem „Projekt Q“ ein neues Zeitalter für den Hamburger Sportverein einläuten. „Q“ sollte für Qualität stehen, jedenfalls ist es so überliefert. Qualität in Fußballer,  also Geld in Beine und nicht in Steine. Für die Steine ist in Hamburg bekanntlich ein anderer Milliardär verantwortlich und der heißt Alexander Otto. Ohne Otto würde es keinen Campus geben, das steht fest. Die Möglichkeit, sich mit Anteilskäufen an der Fußball AG oder an der Finanzierung von Spielern zu beteiligen hat Otto ausgeschlossen, warum sollte er auch neben Kühne die zweite (Ersatz)-Geige spielen wollen.

Kühne aber, der 79-jährige Logistiker, der sich von seinen Freunden Calmund und Struth fachkundig beraten lassen möchte, will nochmal richtig Spaß, bevor der Vorhang fällt. Er ist zwar weder vom Vorstand noch vom Aufsichtsrat überzeugt, aber was die Vögel dort treiben, spielt im Gesamt-Kontext HSV ohnehin keine große Rolle mehr. Entscheidend ist, was Klau-Mi will und Klau-Mi will Stars und Spaß. Ein neuer van der Vaart (inkl. Begleitung) sollte es schon sein, am besten natürlich Stürmer und offensive Mittelfeldspieler. Innenverteidiger haben wenig Glamour und auch 6er sind eher öde. Also ließ Kühne via Calmund verlauten, dass er noch ein Mal, ein allerletztes Mal, richtig angreifen wolle. Echte Kracher sollten her, der Vorsprung der Gladbacher, Wolfsburger und Schalker sollte am besten in wenigen Jahren aufgeholt werden.

1 1/2 Monate später, es regnet über dem Volkspark und die Bilanz der Geduldeten liest sich furchterregend. Zwar wurden die Spieler Mathenia und Wood als Vorgriff auf zukünftige Verkäufe und nach der Empfehlung des ehemaligen Sportchefs Peter Knäbel frühzeitig geholt, aber bereits die Spieler Waldschmidt und Ferati sind „Kühne-Transfers“, überraschenderweise beides Klienten seines Beraters Volker Struth. Und sonst so? Sonst ist „Still ruht der See“ oder „Pleiten, Pech und Pannen“. Da beißt man sich seitens der Exzellenzen seit Wochen an einem Filip Kostic fest und mittlerweile wirkt diese Aktion wie die Possen um Lasogga und Gregoritsch. Auch bei diesen Spielern hatte man großkotzig erklärt, es gebe eine Schmerzgrenze, nur um am Ende dann doch das zu bezahlen, was der abgebende Verein aufgerufen hatte. Man machte sich nicht nur als Verhandlungspartner lächerlich, man verzögerte die Eingliederung der Spieler auch um Wochen.

Mor, Kostic, Sissoko, Ginter, N’Koudou, Halilovic, Kongolo, Ndidi – bla bla bla. Absagen, Kopfschütteln, Eigentore. Der HSV versucht sich am zweithöchsten Regal, der HSV hat Geld, aber der HSV bekommt keine Spieler. Natürlich steckt man halbwegs ungeschickt an die Hofberichterstatter durch, dass man zahlreiche Optionen prüfen würde, aber irgendwann landet man dann doch wieder bei Aktionen wie Olic und Hunt. Auch diese Spieler waren in den Überlegungen des HSV die Pläne S oder V, aber sie kamen. Warum? Weil irgendeiner kommen musste und natürlich wollte man von Anfang an keinen anderen und natürlich hatte man Hunt seit Jahren gescoutet. Ne, ist richtig. Nichts wäre schlimmer gewesen, hätte man Verbrennungs-Didi nachsagen können, er würde einfach gar nichts machen. Kühne guckt sich das alles an, die Frage ist nur: Wie lange noch?

Man stelle sich den älteren Herren vor, der diesen Typen, an die er nicht mehr glaubt, jetzt auch noch Millionen zur Verfügung stellt und was kriegen die auf die Reihe? Nichts. Niente. Nada. Unabhängig davon, dass Klau-Mi der Auffassung war, dass man sich von zahlreichen Underperformern im Team dringend trennen sollte. Auch an der Verkaufsfront versagt der teuerste Vorstandsvorsitzende des HSV kläglich oder mit anderen Worten: Der Mann kann überhaupt nichts. Kühne wusste das bereits vorher, aber jetzt hat er die erneute Bestätigung.

Gibt es einen Weg raus aus der Nummer für Buyersdorfer? Im Grunde nicht, denn jeder Spieler, der Anfang/Mitte August zum Team stoßen und wochenlange Anlaufschwierigkeiten haben wird, wird ein Ersatzplan sein und wie Option F, G, oder H wirken. Ob Kühne sich mit Optionen F, G oder H, die von seinem Geld geholt werden, zufrieden geben wird, darf ernsthaft bezweifelt werden, Kühne ist ein Mann, der es gewohnt ist, Option A zu begrüßen. Das nächste Problem für Düdü lauert aber bereits hinter der nächsten Ecke: Es gibt zwischen ihm und Kühne keinen Sportchef als Prellbock mehr. Der greise Wahl-Schweizer kann also nicht mehr von „Drittliga-Manager Kreuzer“ reden oder davon, dass „Knäbel jetzt fällig ist“. Nein, jetzt geht es Beiersdorfer selbst an den Kragen und er weiß das.

Und jetzt das? Didi Scouting Productions schlägt zu – Halilovic. Ein Spieler, den man letztes Jahr schon wollte, dem man aber keine Einsatzzeiten garantieren wollte. Das ist alles, was den teuersten Offiziellen der Geschichte einfällt? Aufgewärmte Geschichten?